Aetherhertz
beschloss, noch einmal Peter Falkenberg zu besuchen. Vielleicht mussten einige Arrangements geändert werden.
* * *
„ Zut alors“, fluchte Jean Depuis. Er stand vor dem Spiegel und versuchte seine Frisur zu einem glatten Spiegel zu legen, eben perfekt und vornehm. Aber seine Haare hatten eine andere Vorstellung von Perfektion. Er nahm noch ein wenig Pomade aus dem Tiegel und klebte damit die widerspenstige Strähne fest. Dann lächelte er ein Lächeln, das selbst einen Geist zur Flucht veranlassen würde. Diese verfluchte Katharina Hartmann. Steinreich aber Gesindel. Vulgär und aus jeder Pore wi-der-lisch.
Dann drehte er sich um und ging in den Empfangsraum.
„ Chère Mademoiselle 'artmann!“, begrüßte er lächelnd die Besucherin.
Die sah wieder furchtbar aus. Depuis wusste, dass alles an ihr edel und teuer war. Aber in der Kombination und an dieser Frau wirkte es billig und grell. Und diese schreckliche Perücke!
„ Sie sehen wunder'übsch aus. Wie der frische Morgen über der Provence.“ Depuis war in der Normandie aufgewachsen, und niemals in der Provence gewesen, aber er wusste, dass die Reichen dort gerne Urlaub machten.
„ Sie alter Charmeur, Sie. Depuis, Sie sind ein Gauner“, lachte Katharina Hartmann laut.
Jean verzog das Gesicht. Lieber ein Gauner als ein Emporkömmling, dachte er.
„ Oui, Madame, c'est moi. Ein Gauner. Was kann isch Gauner für Sie tun? Ein Gläschen Champagner?“
„ Champagner geht immer!“, krähte Katharina gut gelaunt.
Als sie ihr Glas bekommen hatte, nahm sie einen langen Schluck, rülpste dann undamenhaft, fand sich sehr lustig und lehnte sich zu ihm.
Er brauchte all seine Willenskraft, um sich nicht wegzudrehen. Die Dame roch nach viel teurem Parfum, Schweiß, alter Unterwäsche und Mundgeruch.
„ Depuis, ich habe Großes vor. Und ich brauche Sie dafür.“
„ Es wird mir eine Ehre sein. Was möschten Sie von mir?“
„ Ich will einen Ball veranstalten. Einen großen Ball. Einen rauschenden Ball. Einen Maskenball. Ich will, dass alle kommen. Es soll das Ereignis des Jahres werden.“
Depuis überschlug kurz die Möglichkeiten.
„ Ahh“, zierte er sich dann. „Isch weiß nischt. Wie 'at Madame sisch das gedacht?“
„ Ich will einen großen Saal. Am besten ein ganzes Haus. Oder noch besser: das Markgrafen Schloss!“
Depuis sog scharf die Luft ein.
„ Wie soll isch das machen?“
„ Das überlasse ich ganz Ihnen. Ich bezahle alles. Und Depuis: Ich werde dort unglaubliche Mengen »Herzblut« haben.“
Depuis dachte rasend schnell nach. Die Praline würde sicher eine Menge Gäste reizen. Solch ein Ball hätte auch noch andere Vorteile.
„ 'aben Sie eine Gästeliste?“
„ Ach Depuis, übernehmen Sie das. Ich muss mich ganz auf meine Erscheinung konzentrieren. Ich werde – nein ich muss – alle in den Schatten stellen. Das Thema soll Märchenwald sein. Ich bin Schneewittchen.“ Sie kicherte wie ein kleines Mädchen. Dann trank sie das Glas in einem Zug aus, rülpste noch einmal und flüsterte ihm ins Ohr: “Vielleicht wollen Sie danach ja auch einer meiner sieben Zwerge sein …“
Sie stand auf und sagte im Rausgehen noch: “Ach ja: Der Ball soll am nächsten Samstag stattfinden!“
Depuis starrte ihr hinterher. Die Dame war größenwahnsinnig. Das Schloss ... das würde Unsummen kosten. Wie sollte er das hinbekommen? Was hatte er gegen den Schlossherrn in der Hand? Andererseits: Die Hartmann hatte vielleicht recht, so etwas konnte das Ereignis des Jahres werden. Aber in nur sechs Tagen? Das würde einige Gefallen einfordern, die Depuis im Laufe der Zeit gesammelt hatte.
Er konnte seine Mädchen da natürlich auch laufen lassen ... und einige Gäste waren bestimmt sehr verschwenderisch mit Schmuck belastet. Das wäre ein zusätzliches Einkommen zu dem, was er den Hartmanns dafür in Rechnung stellen würde.
„ Luis!“, rief er nach seinem Assistenten. Er hatte viel zu tun.
* * *
„ Was hast du getan?“ Walter Hartmann sah seine Schwester entgeistert an.
„ Walter, Schatz. Mach dir keine Sorgen. Dieser glitschige Depuis regelt das alles schon. Der kann mir nichts abschlagen. Du doch auch nicht ...“
Sie küsste ihn auf die Wange. Er schob sie weg.
„ Du bist komplett verrückt. Das ganze Schloss?“
„ Ja, ist das nicht eine wundervolle Idee? Ich kann es mir schon richtig vorstellen. Ich bin darauf gekommen, weil ich doch das Schneewittchen spielen werde. Und dann werde ich die Treppe herunter
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