Aetherhertz
und beobachtet von Dingen, die er nicht verstand. Einige der Objekte waren tatsächlich sehr schön, aber er wollte sie nicht in seinem Haus haben. Seine Frau hatte wohl Geschenke von Paul in ihrem Zimmer, das war alles, was er tolerieren konnte. Friedrich war mehr nach seinem Geschmack: Mit ihm konnte er jagen und reisen und mehr als einmal hatte sein Jüngster ihn nach Ausflügen, wenn er es mit dem Schnaps wieder übertrieben hatte, heil nach Hause gebracht.
Er kümmerte sich gerne um alle rechtlichen Dinge, die das Fräulein Rosenherz betrafen. Es gab ihm die Möglichkeit, über beträchtliche Summen und Wertgegenstände zu verfügen. Er spielte manchmal mit dem Gedanken, es wäre alles Seins: die Häuser, die Grundstücke, die Kunstsammlung, die komischen Statuen, all dieser merkwürdige Plunder, der einigen Menschen viel Geld wert war. Er plante, einmal an die Côte d`Azur zu fahren, um dort auf dem Anwesen „nach dem Rechten zu sehen“. Selbstverständlich würde er seine Frau mitnehmen, und sie hätten dann Gelegenheit, die Casinos in Monaco mit dem Baden-Badener zu vergleichen.
Wenn er so darüber nachdachte, dann wäre eine Liaison mit einem seiner Söhne gar nicht so verkehrt ... Er hätte dabei zwar eher an Friedrich gedacht, aber letztlich war es ihm egal. Jetzt hatte ihm Annabelles Patenonkel berichtet, das es wohl zwischen dem Fräulein und seinem Sohn ernster war, als er vermutet hätte, und ihn gebeten, sich nicht einzumischen. Peter Falkenberg glaubte es zwar immer noch nicht so recht, aber er war bereit, den Anweisungen Dr. Burgers folge zu leisten.
Er ging zu seiner Frau Margarethe und erläuterte ihr die Situation. Die weinte erst einmal ein bisschen. Als ihre Tränen, die sie aus Erleichterung um ihren Ältesten geweint hatte (sie hatte heimlich gedacht, es stimme etwas nicht mit ihm, weil er wenig Interesse an Mädchen gezeigt hatte), getrocknet waren, begleitete sie ihren Mann zum Nebengebäude in dem Paul wohnte. Beide hatten völlig unterschiedliche Motivationen: Peter Falkenberg wollte, dass Paul vor dem Gelehrten Dr. Burger Eindruck machte, seine Frau wollte, dass er das Fräulein für sich gewann.
Paul war sehr erstaunt, als er seinen Eltern die Tür öffnete. Es kam schon vor, das seine Mutter ihn besuchte, aber auch nur selten. Meistens ließen sie ihn alleine wirtschaften. Er aß oft zu Abend mit seinen Eltern, damit sie das Gefühl hatten, an seinem Leben teilzuhaben, ansonsten lebte er gerne in seinem Häuschen ungestört vor sich hin.
In Wirklichkeit genoss er es, hier eine eigene Welt zu haben. Nun erwartete er aber Gäste. Und nicht nur irgendwen. Es war ihm schon bewusst, dass Dr. Burger für Annabelle mehr war als einfach nur ein Freund ihres Vaters und ihr Patenonkel: Er war ihr Vertrauter. Aber am wichtigsten war natürlich Annabelle. Er hatte das Gefühl, das das Innere seines Hauses zu viel über sein Seelenleben verriet. Was, wenn sie es langweilig oder gar lächerlich fände?
Sein Herz sagte ihm, dass sie das nicht tun würde, aber sein Kopf wünschte sich mehr Zeit. Die hatte er aber nicht. Er hatte bei einem Delikatessengeschäft ein kleines Abendessen geordert, das bald geliefert würde. Nun musste er wenigstens einen Raum so herrichten, dass man auf dem Tisch essen konnte.
Aber hier standen seine Eltern: seine Mutter mit roten Backen und verheulten Augen. An ihrem seligen Lächeln erkannte er, dass sie vor Glück geweint hatte. Sein Vater sehr geschäftswichtig, ernst und aufgeblasen.
Paul bat die beiden herein und da waren sie nun, in seinem kleinen Vorraum und blickten sich unsicher um.
„ Was kann ich für euch tun?“
„ Du erwartest Besuch“, stellte Peter Falkenberg völlig unnötig noch einmal klar.
Paul nickte nur. Er wollte lieber aufräumen, als sich hier mit seinen Eltern zu unterhalten.
„ Wir möchten dir unsere Unterstützung anbieten.“
„ Das ist sehr nett von euch, aber ich glaube, ich komme allein zurecht.“
„ Paul, das ist sehr wichtig!“, bat seine Mutter. Peter Falkenberg sah erst sie streng an, dann seinen Sohn.
„ Bist du dir dessen bewusst?“
„ Das bin ich sehr wohl. Papa“, sagte Paul steif.
Peter Falkenberg machte eine ausladende Geste: “Das hier ist nicht repräsentativ.“
Paul sah sich um. Überall standen mechanische Apparate. Eines seiner frühen Werke, ein ungeschlachter mechanischer Hund, bellte einmal laut.
Peter Falkenberg zuckte zusammen, dann wandte er sich zornig an Paul: „Siehst
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