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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Dr. Burger erschrak ein wenig und ärgerte sich, dass er den Ahnungslosen spielen musste. Er fand seine Scharade gerade ein wenig anstrengend. Sein Plan, Annabelle heimlich unter die Arme zu greifen, wurde immer komplizierter, aber er hatte einfach nicht gewollt, dass sie wusste, wie sehr ihn das lange Verschwinden ihres Vaters beunruhigte. Langsam bekam er allerdings das Gefühl, das er sich doch noch mehr einmischen musste.
    „ Weißt du, ich war erst mit seinem Bruder aus. Komisch eigentlich, oder: Ewig fand ich Männer doof und die mich wohl auch, und dann gleich drei nacheinander.“
    „ Drei?“ Dr. Burger beherrschte sich nur mühsam.
    „ Ja, ich verstehe das nicht, aber Hans wurde plötzlich auch ganz anders. Ich habe ihn wirklich nie ermutigt, aber ich wollte ihn auch nicht vor den Kopf stoßen, ich will ja weiter dort arbeiten.“
    „ Du musst den Männern die Grenzen zeigen.“
    „ Wie denn? Ich kenne mich mit so etwas nicht aus!“
    Karl hatte keine Ahnung, wie man einem Mädchen so etwas beibrachte. „Hast du nicht gesagt, dass du nicht so schnell heiraten willst?“
    „ Wieso muss man denn gleich heiraten? Kann man nicht erst mal Freunde sein?“
    „ Du kannst nicht mit Männern befreundet sein“, antwortete er streng.
    „ Ich bin auch mit dir befreundet.“ Sie lächelte ihn an.
    „ Das ist was anderes. Ich bin ein alter Mann.“
    „ Ach Onkel Karl! Dich würde ich sofort heiraten!“ Sie hakte sich bei ihm ein und lehnte sich an ihn.
    Das Mädchen hatte zu viel Charme, dachte Dr. Burger, genoss es aber. Sie bekamen einen tollen Platz am Fenster und schauten in den Kurpark.
    „ Sieh mal“, sagte Annabelle und zeigte ihm die grüne Blume, die an ihrem Kragen steckte.
    Dr. Burger kniff sich seinen Monokel vor das rechte Auge und betrachtete die Brosche. Sie war aus Emaille und der blaue Stempel war ein Edelstein. Das Ganze war auf Gold montiert und sah schön und teuer aus.
    „ Der Stempel leuchtet“, bemerkte er.
    Annabelle nickte: „Paul hat gesagt, es würde eine Weile dauern, aber es ist ganz schnell gegangen.“ Sie lächelte stolz.
    „ Der junge Falkenberg hat sie dir geschenkt?“ Und sie nennt ihn schon Paul?
    „ Mmmm, ja“, nickte Annabelle und trank genießerisch die Sahne von ihrem Kakao.
    „ Ein kostbares Geschenk.“ Dr. Burger war nicht begeistert, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen.
    „ Nein! Oder doch, ja! Sie ist eigentlich nur geliehen. Ich bin mir nicht sicher. Er hat sie selbst gemacht! Er macht ganz wundervolle Dinge! Onkel Karl, ich möchte auch seine anderen Sachen sehen, aber ich weiß nicht, ob ich ihn zu Hause besuchen darf.” Wieder brauchte sie einen Rat und er fühlte sich zunehmend hilfloser.
    „ Nun, nimm halt jemanden mit.“
    „ Ich weiß, ich nehme Johanna mit. Die muss Paul sowieso noch kennenlernen.“
    Das wurde Dr. Burger jetzt zu viel. Verdammt! Warum musste Christian Sebastian auch ausgerechnet jetzt nicht für seine Tochter da sein? Sie brauchte eine feste Hand, die er ihr nicht geben konnte.
    „ Erzähle mir noch einmal von deiner Arbeit.“ Er brauchte Bedenkzeit und versuchte ihr aufmerksam zuzuhören, während er fieberhaft überlegte, was er tun könnte. Als sie beim Dessert, Creme brulée mit knuspriger Zuckerkruste, angelangt waren, gesellte sich Paul Falkenberg tatsächlich zu ihnen. Dr. Burger betrachtete den jungen Mann, der sich ihm formvollendet vorgestellt hatte.
    Es ging ihm wie Annabelle: Er bemerkte sofort eine frappierende Ähnlichkeit zu ihrem Vater. Er kannte Christian Sebastian seit ihren gemeinsamen Studientagen und wusste, dass der in seiner Jugend fast genau so ausgesehen hatte. Paul schien ihm allerdings organisierter, er hatte zumindest den Versuch einer Frisur und sein Hemd war gebügelt, er war glatt rasiert, hatte aufmerksame Augen und konnte eine gepflegte Unterhaltung führen.
    Burger hatte sich nach dem Gespräch mit Peter Falkenberg über dessen Ältesten telefonisch genauer erkundigt und erfahren, dass der bei seinem Studium zu den Besten seines Jahrgangs gehört hatte. Seine Professoren waren begeistert von ihm. Paul war zu einem gefragten Experten bei Kunstgalerien und Versteigerungshäusern geworden. Sein Urteil war manchen Leuten viel Geld wert. Er konnte also an Annabelle nicht nur wegen des Geldes interessiert sein.
    Am meisten hatte ihn aber die Information überrascht, dass der junge Mann ein Corpsstudent gewesen war. Nicht nur die Tatsache an sich, sondern die Leistungen, die er dort

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