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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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kommen, mit einem blutroten Kleid und meinen wundervollen schwarzen Haaren, und natürlich den sieben Zwergen ... meinst du, wir bekommen sieben Kleinwüchsige? Wo könnte ich die denn finden ... Walter? Hörst du mir noch zu?“
    Walter starrte seine Schwester an. Sie hatte zusammen mit dem Hut auch ihre Perücke abgenommen. Nun stolzierte sie kahlköpfig vor ihm auf und ab, während sie ihren verrückten Traum von diesem Märchenball spann. Sie war absolut und unentschuldbar zu weit gegangen.
    Er war sich aber auch im Klaren darüber, dass er Depuis nicht so ohne Weiteres zurückpfeifen konnte. Jean Depuis war jemand, den man nicht verärgerte. Er hielt die Fäden der Baden-Badener Unterwelt in seinen manikürten Händen. Mit unglaublichem Geschick hatte er es verstanden, ein Netzwerk von Huren in allen Preisklassen, Dieben: vom Taschendieb über den Einbrecher zum Trickbetrüger, und Ganoven: Messerwerfer, Faustkämpfer, Scharfschützen, zu erschaffen und zu unterhalten.
    Ihm gehörten verschiedene Etablissements und er wusste über viele Persönlichkeiten der Stadt peinliche Geheimnisse. Depuis war gefährlich auf eine unheimliche Art und Weise. Und er brauchte ihn, um seine eigenen Pläne zu verwirklichen.
    Was das kosten würde! Walter hatte mit dem Geld eigentlich anderes vorgehabt.
    Schneewittchen! Vielleicht wurde es Zeit, über seine Schwester einmal nachzudenken. Aber das musste jetzt warten.

Kapitel 7
     
    „ Du musst mir alles erzählen!“, wurde Annabelle bei Johanna empfangen. Sie hatte ihre Freundin vor dem abendlichen Treffen bei Paul noch einmal treffen wollen.
    Die beiden jungen Damen hatten sich von der Kartenrunde im Hause Winkler entschuldigt und saßen jetzt in Johannas Zimmer. Johanna glühte vor Neugier und Annabelle bewunderte ihre Freundin. Sie war so hübsch! Die goldblonden Haare waren nach der neuesten Mode frisiert und sie trug ein der Tageszeit angemessenes hellblaues Kleid, das zwar schlicht aber raffiniert war und ihre Augenfarbe betonte. Das alles fiel Annabelle zum ersten Mal richtig auf, weil es ihr plötzlich wichtig wurde, gut auszusehen. Sie beschloss, sich von ihrer Freundin beraten zu lassen.
    „ Was heißt denn 'Alles'?“, fragte Annabelle.
    Johanna holte tief Luft: „ Also ich fand ihn so schick, und so galant, und humorvoll. Aber auch stark, groß und irgendwie gefährlich. Ich bin total neidisch, und die anderen auch. Wo hat er dich hin ausgeführt? Was habt ihr danach gemacht? Und, das Wichtigste: Hat er dich geküsst?“
    Annabelle wurde jetzt erst klar, dass Johanna über Friedrich sprach. Sie holte tief Luft und erzählte. Von dem Aufeinandertreffen von Friedrich und Hans. Von dem Stau auf dem Leopoldsplatz. Von dem Essen im Lotzberg. Und das sie sich nicht noch einmal mit ihm treffen würde.
    „ Was? Warum denn nicht?“ Johanna fiel aus allen Wolken.
    „ Wir passen nicht zusammen.“
    „ Aber das bekommst du doch hin.“
    Annabelle wusste, was Johanna damit meinte. Sie, Annabelle, sollte sich anpassen. Sich passend machen. Als ob sie ein Stück Ton wäre, oder Wachs, das in eine Form gegossen wird. Anpassungsfähigkeit war eine Eigenschaft, die man bei Frauen schätzte.
    Annabelle schüttelte den Kopf. Johanna holte Luft, um ihr einen Vortrag zu halten, aber Annabelle unterbrach sie: “Es ist wirklich nicht nötig, Johanna. Ich habe jemanden gefunden, der besser zu mir passt.“
    Johanna verschluckte sich fast vor Aufregung.
    Und dann erzählte Annabelle von Paul: von seinen sanften Augen, seinem Lächeln, seinen wundervollen Erfindungen und das er sie ernst nahm, als Mensch. Es tat gut, darüber zu sprechen, es machte alles realer.
    Johanna sah skeptisch aus: “Sieht er denn auch so gut aus wie sein Bruder? Und verdient er denn Geld mit seiner Arbeit, oder ist er nur auf dein Vermögen aus?“
    Annabelle lachte. „Ach Johanna, wir haben völlig unterschiedliche Ansichten von den Dingen.“
    Johanna nickte ernst: “Daran musst du aber denken! Papa sagte, du bräuchtest jetzt jemanden, der sich um deinen Besitz kümmert. Aber ich glaube, man muss einen Mann doch auch respektieren können. Und das geht nur, wenn er einem Sicherheiten bieten kann.“
    „ Hast du mal darüber nachgedacht, wie gefährlich der Beruf eines Blitzmannes ist? Wo ist denn da die Sicherheit?“, gab Annabelle zu bedenken.
    „ Man bekommt aber eine gute Witwenrente.“ Johanna war jetzt bockig, weil sie das nicht bedacht hatte.
    „ Du wirst Paul kennenlernen, und danach wirst du

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