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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Gefühl haben, nicht gut genug für den anderen zu sein.“
    „ Was nun?“
    „ Wir lassen unsere Gefühle sprechen“, sagte er und dann küsste er sie. Wieder dehnte sich ein Moment unendlich aus, als sich ihre Lippen fanden und die Hitze über Annabelle wie eine Woge brandete.
    „ Mehr als gut“, flüsterte sie. Paul drückte sie noch einmal an sich, dann hörten sie Schritte auf dem Flur.
    Als Dr. Burger den Raum betrat (er war extra laut und besonders langsam gegangen), zeugten nur noch Annabelles rote Wangen und Pauls verklärtes Lächeln von dem intimen Moment.
    Dr. Burger sah Annabelle an, die schuldbewusst ihre Lippen berührte. Dann lächelte er und meinte: “Liebes Kind: Ich glaube, dein Vater hätte Gefallen an diesem jungen Mann hier gefunden. Lass uns einen Schluck auf deinen alten Herrn trinken. Auf dass er verdammt noch mal langsam wieder auftaucht.“
     
    * * *
     
    Spät in der Nacht fuhren sie durch das kalte Baden-Baden. Die Hufe der Pferde klapperten auf dem Kopfsteinpflaster und die Straßen waren leer. Mehrere Gläser badischen Weins wärmten Annabelle noch von innen her. Ihr Patenonkel saß ihr gegenüber und klopfte nervös mit seinem Stock auf den Boden. Der Freund der Familie, auf dessen Schultern sie durch die afrikanische Savanne gereist war, tat sich sichtlich schwer mit den Worten, die er vermeinte loswerden zu müssen.
    “ Nun rück schon mit der Sprache raus”, versuchte sie es ihm zu erleichtern.
    “ Ich denke darüber nach, was dein Vater täte, wenn er jetzt hier sitzen würde.“
    “ Was würde er denn sagen?“ Sie bekam ein wenig Angst, dass es etwas Schlechtes sein könnte.
    „ Ich weiß nicht, wo dein Vater gerade ist. Ich weiß nicht, ob er wiederkommt. Ich hoffe das natürlich. Für dich und auch um seinetwillen. Meine Geschäfte erlauben mir es noch ein paar Tage lang in Baden-Baden zu bleiben, danach muss ich wieder ins Ausland. Ich wüsste dich gerne versorgt. Und ich wüsste gerne, dass du keinen Unsinn machst. Ich bin beruhigt, dass dein Paul so ein besonnener Mensch zu sein scheint. Aber du solltest nichts überstürzen.“
    „ Tue ich das denn?“
    „ Annabelle, du bist bis über beide Ohren verliebt. Und der junge Mann auch. Das sieht jeder, der nicht gerade Scheuklappen trägt. Aber ihr müsst an die Gesellschaft denken.“
    „ Warum?“
    „ Ihr habt beide viel zu verlieren. Was, wenn du ihn doch in ein paar Wochen nicht mehr so nett findest? Oder er dich? Lasst euch Zeit.“
    Annabelle war erschrocken. Sie konnte sich das nicht vorstellen. Sie wollte sich das nicht vorstellen! Sie berührte den Schmetterling, den sie an ihrem Mantelaufschlag trug. Was wollte Onkel Karl denn von ihr? Was würde ihr Papa wollen? Redeten sie hier wirklich über Heirat?
    Würde sie Frau Barbara fragen, dann würde die anfangen zu weinen (vor Glück) und so schnell wie möglich eine Hochzeit planen wollen und über Kinderzimmereinrichtung nachdenken.
    Das erschreckte Annabelle auch. Wo würden sie wohnen? Würde Paul darauf bestehen, dass sie bei ihm wohnte? Was würde mit ihren Häusern passieren? Mit Frau Barbara? Sie konnte sich diese Veränderungen nicht vorstellen.
    Jetzt ging ihr doch wieder alles zu schnell. Sie brauchte Hilfe! Wem könnte sie sich anvertrauen? Verflixt, wo war ihr Vater?

Kapitel 8
     
    Während die meisten Leute an diesem Tag beim Mittagessen saßen, flitzte ein Schwarm Botenjungen durch Baden-Baden und verteilte Einladungen.
     
     
    Maskenball im Markgrafen Schloss
    1.12.1910
    Thema: Märchenwald.
    Kostüm und Maskenpflicht.
    Nach der neunten Stunde: Verkostung der Praline »Herzblut«
     
    * * *
     
    Annabelle war morgens erfolglos im Institut gewesen und versuchte nun Paul zu helfen. Frau Barbara ließ sie immer nur sehr kurz aus den Augen. Sie hatte wohl doch mehr mitbekommen, als Annabelle dachte. Die beiden gaben sich alle Mühe ihr zu versichern, dass es ihnen offensichtlich tatsächlich daran gelegen war, nach dem Mittagessen zu arbeiten und so verschwand sie schließlich in die Küche um einen Kuchen zu backen, nicht ohne Annabelle allerdings einen strengen Blick zuzuwerfen.
    Als Frau Barbara endlich aus dem Raum war, sah Annabelle von ihrem Buch auf. Auch wenn er auf der anderen Seite des Raumes war, erschien ihr Paul ungeheuer präsent und sie konnte sich nicht konzentrieren. Sie wollte tausend Sachen sagen, war aber unerklärlich schüchtern und verwarf alle Gedanken sofort wieder. Eigentlich wollte sie auch lieber zu ihm gehen und

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