Aetherhertz
Weg zu ihrer Freundin.
„ Komm schnell rein“, zog Johanna sie stürmisch durch den Gang in ihr Zimmer.
Annabelle stolperte hinterher und verfing sich fast in einem Blumenarrangement.
„ Langsam, sonst breche ich mir hier noch was!“
Im Zimmer wurde sie von Johanna kritisch gemustert. Sie holte ein Tuch aus ihrem Schrank, warf es Annabelle um, drehte sie, und zupfte an ihrem Kleid.
„ Ja, ja“, murmelte sie geheimnisvoll. „Das müsste gehen.“
Annabelle rollte die Augen. „Was?“
„ Liebe Freundin – obwohl ich nicht weiß, warum ich dich so nenne. Du bist mir so untreu wie meine Katze, die zu jedem läuft, der sie füttert und streichelt.“
„ Wie bitte? Du vergleichst mich mit deinem Flohfell?“
Johanna lachte: “Naja – du hättest dich wenigstens mal melden können. Ich bin hier ganz allein und sorge mich um dich und deine Ehre.“
„ Wieso? Was hast du mit meiner Ehre zu tun?“ Annabelle hielt still, während Johanna ihr die Nadeln aus der Frisur zog, um sie von ihrem Hut zu befreien.
„ Ha – du hast mir doch von deiner unsterblichen Liebe verraten, und dann höre ich, dass ihr immerzu ausreitet ... allein!“ Johanna pikte Annabelle mit einer Hutnadel in die Schulter.
„ Au! Was heißt hier immerzu: Drei Mal ist also immerzu?“
„ Ich kenne den Burschen noch nicht einmal! Aber ich möchte ihn kennenlernen, und ich weiß auch schon wie.“ Johanna sprang auf, warf den Hut auf ihr Bett und kramte auf einem kleinen Pult.
Annabelle beobachtete sie: „Du kannst mich einfach besuchen! Er ist jeden Tag bei uns. Oder du reitest mit uns aus. Paul ist ein toller Reiter, aber er kann mich und Oberon nicht schlagen.“
Johanna schüttelte den Kopf: “Viel besser! Wir gehen alle zusammen aus! Unter einer Voraussetzung!“
„ Welche?“ Ein paar Papiere flogen. Annabelle hob sie auf und fand bunte Aquarelle, auf denen Herzen und die Namen 'Friedrich und Johanna' mit sehr viel mehr Liebe als Talent gemalt waren.
„ Du musst mir eine Verabredung mit Friedrich Falkenberg verschaffen.“ Johanna hatte gefunden, was sie suchte, und presste eine Karte gegen ihr Korsett.
„ Ich kann nichts versprechen.“ Annabelle lächelte, zuckte aber mit den Schultern.
„ Oh, er wird kommen wollen! Ich hoffe nur, es hat ihn noch niemand anders eingeladen.“ Johanna tat sehr geheimnisvoll.
„ Wohin?“
„ Eine Sensation: Ich habe eine Einladung zu einem Maskenball im Markgrafen Schloss bekommen. Du verschaffst mir Friedrich und ich nehme dich und deinen Schatz mit.“ Johanna wedelte mit der Karte vor ihrem Gesicht herum.
Annabelle runzelte die Stirn. „Einen Maskenball? Ich weiß ja nicht.“ Sie riss ihrer Freundin das Papier aus der Hand und studierte es, um zu erfahren, was das Besondere daran sein sollte.
Johanna kam ihr zuvor: „Jetzt kommt das Beste: Es wird »Herzblut« geben.“
Annabelles Stirn glättete sich. „Wann?“
„ In drei Tagen.“
„ Das ist ja noch ewig.“ Sie gab Johanna die Karte zurück.
„ Ja, aber vorher wird es keines geben. Die haben ein Schild im Fenster. Einige sind schon ganz fix und fertig deswegen.“
Annabelle nickte nachdenklich. Ja, einige Frauen würde das wirklich schmerzen. „Wir kommen“, sagte sie schließlich.
„ Dann weiß ich schon, was du anziehen wirst!“ Johanna wirbelte durch das Zimmer und öffnete schwungvoll ihren Schrank. Annabelle rollte hinter ihrem Rücken die Augen, aber eine längere Anprobe war wohl nicht zu vermeiden.
* * *
Nachdem Friedrich sich versichert hatte, dass Johanna gut aussähe, sagte er zu.
Es machte Annabelle erstaunlich viel Spaß ihr Kostüm auszusuchen und zu perfektionieren. Paul war geheimnisvoll und wollte Annabelle nicht verraten, als was er zu kommen gedachte.
Annabelle wollte als Nymphe gehen. Sie hatte eine genaue Vorstellung: viel grün, offene Haare, Blumen im Haar und am Kleid. Seit sich ihre Hand verändert hatte, träumte sie manchmal von so einer Frauenfigur. In ihren Träumen wusste sie auch genau, wer diese Frau war, aber nach dem Aufwachen kam ihr immer alles so unwirklich vor. Sie hatte die Figur oft gemalt, aber war mit dem Ergebnis nie zufrieden gewesen.
Annabelles Maske war mit Federn und Steinen in allerlei Grüntönen gefertigt, die auch auf ihrem Kleid zu finden waren. Es hatte ein eng anliegendes grünes, mit funkelnden Steinen besticktes Korsagenoberteil, aus dem an der Hüfte ein Rock aus mehreren Lagen federleichter Stoffe entsprang. Die Stoffe hatte alle
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