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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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übertroffen.
    Aber die Summe unserer Minderwertigkeiten macht es aus, dazu noch ein unbändiger Drang zu dominieren. Wir erobern, sortieren, zähmen, züchten, strukturieren und alles, was sich dem nicht unterwirft oder was wir nicht verstehen, wird mit Waffengewalt zurückgeschlagen.“
    „ So wie die Verdorbenen?“, fragte Annabelle.
    „ Ja. Was geschieht hier? Wir verstehen die Auswirkungen von Æther noch nicht wirklich, aber wir schießen damit auf Menschen“, ereiferte sich Paul und knackte zwei Nüsse gegeneinander.
    „ Verachtest du deinen Bruder dafür?“, fragte Annabelle.
    Paul schüttelte den Kopf und sammelte die Nussstückchen aus den Schalen. „Friedrich ist ein Pragmatiker. Er hinterfragt keine Strukturen. Er führt Befehle aus, weil er das sehr gut kann. Bald wird er auch Befehle geben, und dann kommt der Moment, wenn ich ihn gerne beeinflussen würde. Aber er gibt nicht viel auf meine Meinung.“ Ganz selbstverständlich gab er Annabelle von seinen Nüssen ab.
    Dr. Burger stand auf und betrachtete den Handschuh, den Paul ihnen gezeigt hatte. Der junge Mann hatte erklärt, dass die Mechanismen seiner Objekte immer kleiner hatten werden müssen und er schließlich die winzigen Teile nicht mehr halten konnte. Da hatte er sich diesen Handschuh geschaffen, der ihm half, klitzekleine Schräubchen und Zangen zu halten. Der Handschuh selbst war ein Meisterwerk der Mechanik.
    „ Wie kamen sie eigentlich von der Kunst auf so etwas?“, wollte er nun wissen.
    Paul lächelte versonnen. „Das frage ich mich manchmal auch. Es ist einfach so geschehen. Ich glaube, er war immer schon da: Der Drang Dinge zu erschaffen. Wie ich vorhin schon sagte, ist mir die Ästhetik der Dinge sehr wichtig. Kunst und künstlerischer Ausdruck lag mir deshalb auch. Wenn ich es mir recht eingestehe, damals habe ich zunächst das Studium der Kunst gewählt, um meinem Vater und einer Zukunft als Anwalt zu entgehen. Er hätte es gerne gesehen, wenn ich heute in seiner Kanzlei säße: Falkenberg und Sohn. Dass ich nun trotzdem in seinen Diensten stehe – nun, ich beruhige mich damit, dass er ja meine Fähigkeiten schließlich braucht, und ich so doch noch nützlich für ihn geworden bin. Und sonst hätte ich Annabelle nicht kennengelernt.“
     
    Annabelle betrachtete Paul, während er über seinen Vater sprach. Sie fühlte ein wenig Traurigkeit für ihn. Sie war von ihrem Vater immer vergöttert worden, und konnte das Gefühl kaum nachvollziehen, nicht geliebt zu werden. Aber Paul brauchte ihr Mitleid nicht. Er war stark genug, zu seinen Leidenschaften zu stehen und sie gegen Widerstände auszuüben.
    Musste man ihn nicht dafür lieben? Sie sah ein wenig atemlos zu Dr. Burger. Der nickte ihr wohlwollend zu und entschuldigte sich dann.
    „ Ein menschliches Bedürfnis.“
    Kaum hatte er den Raum verlassen, so fühlte Annabelle eine Enge in ihrer Brust. Frau Barbara hatte ihr Korsett aber auch verdammt eng geschnürt! Sie hatte das dunkelblaue Kleid mit dem Schmetterling am Dekolleté ausgewählt, weil Johanna es ihr empfohlen hatte. Sie stand auf und ging zum Fenster. Draußen war es dunkel, nur eine Laterne im Garten warf einen Kreis aus Licht auf den Rasen.
    Sie spürte Paul in ihrem Rücken. Es war ein fast schmerzhaftes Gefühl. Als er dann hinter ihr stand, drehte sie sich um und sah ihn an. Er war ganz nah, und sie hob ihre Hand, um ihn zu berühren.
    „ Ich kenne dich gar nicht“, sagte sie leise und forschte in seinen Augen nach Vertrautheit. Er erschien ihr plötzlich so viel männlicher, körperlicher.
    „ Merkwürdig. Ich dachte, wir hätten uns schon vorgestellt. Gestatten: Paul Falkenberg.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie.
    „ Du machst dich lustig über mich.“ Sie wollte ihn wegschieben, aber er hielt ihre Hand fest und legte ihr die andere um die Taille.
    „ Niemals“, flüsterte er und zog sie an sich.
    „ Paul, ich hätte das alles nie gedacht. Ich bin so beeindruckt.“ Ihr Herz klopfte schnell.
    „ Was hast du denn gedacht?“
    „ Ich weiß es nicht. Du hast ein Leben, du bist selbstständig …“ Sein Gesicht war ganz nah an ihrem. Sie fühlte Hitze in sich aufsteigen.
    „ Ist das gut oder schlecht?“ Paul roch an ihren Haaren.
    „ Heute Mittag noch glaubte ich, dich verteidigen zu müssen. Nun weiß ich nicht, warum du dich mit mir zufriedengeben solltest.“
    Paul lachte in ihre Frisur hinein. „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
    „ Was?“
    „ Nun, dass wir offenbar beide das

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