Aethermagie
Felsenstein und vollführte einen artigen Kratzfuß.
Die Hofdame schenkte Katalin einen abschätzigen Blick, nickte und gab die Tür frei.
»Danke, Gregor«, flüsterte Katya dem Sekretär zu, der ihr zulächelte und davoneilte.
»Kommen Sie, Major.« Die Hofdame ging raschelnd voraus, und Katya folgte ihr. Wieder ging es durch Gänge und kleine Vorzimmer, sie durchquerten einen Salon und ein Arbeitszimmer, dann klopfte Gräfin Goldenstern an eine weißgoldene Tür und wartete mit gefalteten Händen geduldig auf eine Antwort.
Die kam anscheinend auch, obwohl Katya nichts gehört hatte, aber die Gräfin schob die Tür auf und Katya hindurch. Die Tür wurde lautlos ins Schloss gedrückt.
Katya sah sich ratlos um. Sie stand in einem weitläufigen Salon, in dem keine einzige Lampe brannte. Auf einem kleinen Tisch am Fenster, dessen Vorhänge dicht geschlossen waren und keinen Lichtschimmer hindurchließen, brannten ein halbes Dutzend Kerzen in einem Leuchter. Es war warm und stickig.
»Eure Majestät?«, fragte Katya halblaut. Sie konnte nicht erkennen, ob jemand im Raum war, und falls ja, ob die Kaiserin sie alleine oder in Gesellschaft einer ihrer Hofdamen empfing.
Etwas raschelte hinter einem großen chinesischen Paravent. Jemand räusperte sich. »Major Nagy«, flüsterte eine Stimme, »nehmen Sie sich einen Stuhl. Ich bin déshabillée, deshalb die spanische Wand.«
Katya runzelte die Stirn. Natürlich war es nicht üblich, eine Audienz im Morgenrock zu geben – der Paravent war eine Möglichkeit, die Etikette zu wahren. Jedenfalls halbwegs. Und allem Anschein nach war die Kaiserin nicht allein, sonst hätte sie sich anders verhalten.
»Danke, Eure Majestät«, sagte Katya deshalb abwartend und nahm auf einem der Stühle neben dem Paravent Platz.
»Major, es trifft sich ausgezeichnet, dass Sie zu mir gekommen sind. Ich brauche Ihren Rat in einer Geheimsache.«
»Sind wir allein?«, fragte Katalin unbehaglich. Sophie würde doch niemals vor einer Hofdame geheime Angelegenheiten ausplaudern. Und warum flüsterte sie?
»Wir sind allein. Ich habe Goldenstern angewiesen, niemanden zu mir zu lassen.«
Katya lehnte sich voller Überraschung zurück. Sie waren allein? Niemand außer der Kaiserin und ihr war hier im Raum? Was, bei der Ewigkeit und ihren Kindern, ging hier vor sich? »Ich höre«, sagte sie abwartend.
»Sie haben die Gerüchte vernommen? Dass ich mit dem Kronprinzen die Stadt verlassen habe?«
»Ja.«
»Diese Meldung ist verbreitet worden, um der Frage zu begegnen, warum man weder mich noch den Kronprinzen auf offiziellen Anlässen zu Gesicht bekommt. Wie soll ich es Ihnen erklären, was hier vorgeht …« Die flüsternde Stimme hob sich zu einem klagenden Ausruf. Katya hörte, wie Stoff raschelte, ein Körper sich bewegte, jemand hastig atmete. Sie runzelte die Stirn. Das war nicht Sophies Stimme, auch wenn sie sie im ersten Moment dafür gehalten hatte. Das war nicht Sophies Art, sich auszudrücken – jedenfalls nicht, wenn sie mit Katalin zusammen war. Ihre alte Freundin pflegte eine direkte und unverblümte Art der Sprache.
»Ich höre«, sagte Katya. »Was wünschen Eure Majestät von mir?«
»Sie müssen mir helfen, etwas herauszufinden, Major.« Das Flüstern gewann an Festigkeit. Die Sprecherin schien sich wieder auf sicherem Boden zu bewegen. »Was denken Sie darüber, dass das Sicherheitsbureau dem Kriegsministerium unterstellt worden ist?«
Katya erhob sich lautlos und näherte sich langsam dem Paravent. Vielleicht konnte sie einen Blick dahinter werfen, ohne dass die Frau, die vorgab, die Kaiserin zu sein, es bemerkte.
»Ich bin sehr überrascht und nicht sehr glücklich darüber, Eure Majestät. Die Vierte Abteilung war immer nur Seiner Majestät unterstellt … und Sie wissen vielleicht, dass ich als Sonderagentin Seiner Kaiserlichen Majestät eine besondere Funktion und Stellung …«
»Ja, ich weiß, ich weiß«, unterbrach die Stimme sie hastig. Katya nickte grimmig. Es war nicht Sophie und es war auch niemand in Sophies Auftrag, denn dann wäre diese Person wohl besser instruiert gewesen. Also versuchte dort jemand, Katalin hinters Licht zu führen und sie wollte wissen, wer das war. Kurz entschlossen griff sie nach der spanischen Wand und schob sie beiseite.
Der Anblick des jungen Mädchens, das sie gleichzeitig erschreckt und aufgebracht ansah, versetzte ihr einen kurzen, heftigen Schock. »Sophie?«, sagte sie unwillkürlich. Das war ihre Jugendfreundin, so hatte
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