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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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am Ende all diese abgerissen aussehenden Menschen Strotter?
    Die drei – der Einarmige, Isidor und Pater Anselm – standen dicht beieinander und Isidor wurde offensichtlich einer strengen Befragung unterworfen. Irgendwann blickte der Pater Guardianus auf, und sein Blick, der ernst und unglücklich war, traf auf Kato, die sich vergeblich in den Schatten zu drücken suchte. Pater Anselms Miene erstarrte. Kato erwartete, dass er sie rügen und hinausschicken würde, aber stattdessen belebte sich sein Gesichtsausdruck und er winkte sie heftig zu sich heran. Sie schob sich durch den Raum und war sich der Blicke bewusst, die sie musterten: Neugierig, verwundert, gleichgültig. Eine Stimme rief ihren Namen und sie suchte mit Blicken, wer es war, der ihn ausgesprochen hatte. Lächelnd winkte ihr der Rote Milan zu, und sogar sein mürrischer Bruder ließ sich zu einem Nicken herab.
    Dann stand sie vor dem weißhaarigen Isidor, der sie mit merkwürdig unfreundlichem Ausdruck musterte, und dem Einarmigen, der mit interessierter Miene den Kopf neigte, während ein schwaches Lächeln um seine Lippen spielte. »Das ist sie?«, fragte er den Pater Guardianus und Isidor.
    »Das ist sie«, bestätigte Anselm und Isidor nickte mit verkniffener Miene. Kato sah fragend vom einen zum anderen.
    Der Einarmige reichte ihr seine verbliebene Hand – die linke – und stellte sich vor: »Emmerich Kalk, gnädiges Fräulein. Ich habe das Vergnügen mit der Baronesse von Mayenburg?«
    Kato erwiderte den festen Druck seiner Hand und nickte. Der Mann, obwohl er nicht weniger in Lumpen daherkam als Isidor, strahlte eine Würde aus, die sie ein wenig einschüchterte. Sie zwang sich, ihn anzulächeln und fragte: »Darf ich erfahren, was Sie von mir wünschen?« Denn das taten die drei Männer ganz offensichtlich.
    Der Guardianus seufzte und schob die Hände in die Ärmel seiner Kutte. »Liebes Fräulein von Mayenburg, das Ordenshaus wird in diesem Moment von mindestens einer militärischen Einheit angegriffen. Wir glauben, dass Sie die Soldaten zu uns geführt haben.«
    Kato konnte das Schweigen in ihren Ohren donnern hören. Sie fühlte die Blicke der drei Männer auf sich gerichtet wie scharfe Dornen und schwere Gewichte. »Hierher geführt«, sagte sie. »Ich. Wie sollte ich das – warum sollte ich das getan haben?«
    Keiner der drei antwortete. Dann gab der Einarmige dem Weißhaarigen einen Wink mit den Augen. Isidor räusperte sich und sagte mit kratziger Stimme: »Ich habe Sie und das Ungeheuer hierher geführt. Wo ist es nun?«
    Kato starrte ihn an. Sprach er wieder dieses seltsame Rotwelsch, in dem »Ungeheuer« etwas ganz Alltägliches bedeutete, wie »Mann« oder »Gefährte«? Sie sah fragend von dem Einarmigen zu Pater Anselm, der mit gesenktem Kopf dastand.
    Kalk, der Einarmige, schüttelte kurz und ärgerlich den Kopf. »Isidor, du verwirrst die junge Dame. Baronesse, bitte klären Sie uns auf: Ihr Begleiter, in dessen Gesellschaft Sie meinem Gefolgsmann begegnet sind, ist nicht mit Ihnen hierhergekommen?«
    Kato schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie, »er musste doch zurück, ehe man seine Abwesenheit bemerkt. Er hat mich dem Mönch übergeben und ist zurückgekehrt.«
    »Zurück – wohin?«, fragte Kalk scharf.
    »Ins Brünnlfeld.« Kato warf erneut einen Hilfe suchenden Blick zu Pater Anselm. »Er ist dort Wärter.« Sie runzelte die Stirn. »Oder Patient. Aber eigentlich ist er Polizist«, fügte sie schnell hinzu, als ihr Jewgenijs Worte einfielen.
    Der Einarmige gab Isidor ein Zeichen, woraufhin der sich verbeugte und zu den anderen Männern zurückging. »Polizist«, sagte Kalk in einem Ton, der äußerste Skepsis verriet.
    »Insasse«, murmelte Pater Anselm. »Wärter und Insasse. Es ist also wirklich eins dieser Monstren. Vier von ihnen stehen vor unseren äußeren Toren und töten meine Brüder. Ewige Zeit, wir haben eine Giftschlange in unser Haus aufgenommen.« Er wandte sich ab und zog die Kapuze tief in sein Gesicht.
    Kato schnappte nach Luft. »Ich habe niemanden hierher geführt«, sagte sie laut. »Ich konnte den Standort des Ordens doch gar niemandem verraten, ich wusste ihn doch selbst nicht!«
    Der Einarmige musterte sie eindringlich, aber nicht unfreundlich. Er nickte knapp. »Sie waren sicherlich eine unfreiwillige und unwissentliche Verräterin«, sagte er. »Man musste Ihnen nur folgen.«
    »Es war niemand hinter uns her«, widersprach Kato. »Die Soldaten müssen auf anderem Weg von diesem Ort erfahren

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