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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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danach bist du friedlich.« Er musterte Jewgenij. »Na ja, du bist jetzt schon friedlich. Aber es wird dir guttun. Klärt den Kopf.«
    Jewgenij schluckte. Er versuchte, sich gegen die Riemen zu stemmen, aber der Wärter hatte gute Arbeit geleistet.
    Die Tür öffnete sich und Dr. Rados trat ein. Er ignorierte Jewgenij und wandte sich in ärgerlichem Ton an den Wärter: »Grünwald, wo ist Hader?«
    Der Wärter stürzte sich in eine Erklärung über die beiden Probanden, die der Arzt mit einer ungeduldigen Handbewegung unterbrach. »Machen wir das hier schnell fertig, dann suchen Sie mir Hader.«
    »Das hier«, murmelte Jewgenij. Rados streifte ihn mit einem flüchtigen Blick.
    »Alles vorbereitet? Hat er etwas zwischen den Zähnen?«
    »Noch nicht.« Der Wärter nahm ein dickes Stück Leder auf und hielt es an Jewgenijs Lippen. »Mund auf«, kommandierte er. »Komm, sei brav. Du willst dir doch nicht die Zunge abbeißen oder die Zähne ausbrechen.«
    Jewgenij öffnete widerwillig den Mund. Er konnte die Bissspuren auf dem speckigen Leder sehen. Der Wärter schob es ihm mit einem energischen Ruck zwischen die Zähne. »Jetzt leg den Kopf gerade hin«, sagte er. »Ich halt dich fest.«
    »Was spielen Sie da, Grünwald – die besorgte Mama?« Der Arzt konsultierte ein Klemmbrett, auf dem ein Formular befestigt war. »Geben wir ihm für den Anfang drei Sekunden«, sagte er und drehte sich mit diesen Worten zu dem Kasten um. Er betätigte einen Hebel, der Kasten erwachte brummend zum Leben, blaues Licht drang aus seinen Ritzen. Der Arzt stellte eine Uhr ein und drückte dann auf den roten …
    … vorhaben und muss zugeben, dass ich ein wenig Angst verspüre. Außerdem fühle ich mich schwach, was ich mir nicht erklären kann. Ich habe ein nebliges Gefühl im Kopf und das Denken fällt mir schwer. Vielleicht sollte ich dem Rat des Arztes folgen und zu schlafen versuchen. Morgen erwartet mich meine erste Behandlung, und ich will ausgeruht sein.
    Er ließ den Stift in seinen Schoß fallen und rieb mit den Handballen fest über seine Augen. Draußen war pechschwarze Nacht. Hatte er nicht gerade eben, ein Dutzend Sätze zuvor, in einen dämmrigen Abendhimmel geblickt? Es schien mit einem Mal viel später zu sein, tief in der Nacht. War er eingeschlafen, ohne es zu bemerken?
    Blaues Licht bohrte sich in seinen Kopf, kroch durch seinen Körper, spritzte aus den Augen. Wenn er den Mund hätte öffnen können, wäre blaues Licht herausgefahren. Alle Muskeln spannten sich in konvulsivischen Zuckungen. Er hörte sich gurgeln, wollte schreien, aber seine verkrampften Kiefer wollten sich nicht öffnen …
    Jewgenij fuhr hoch und stieß Notizbuch und Stift vom Bett. Er tastete über seinen Kopf. Ein Albtraum. Er war eingeschlafen und träumte schreckliche Dinge, weil er sich vor dem morgigen Tag fürchtete.
    Sein Atem beruhigte sich. Er hob das Notizbuch auf und schimpfte mit sich, weil er so nachlässig gewesen war, mit ihm auf dem Schoß einzuschlafen. Er stand auf und musste sich an der Wand festhalten, weil die Zelle um ihn zu schwanken und sich zu drehen begann. Krank. Er war krank. Er sollte nicht hier sein, wo er seine ganze Kraft und Willensstärke brauchen würde, um heil davonzukommen.
    Als das Schwanken und Kreiseln aufhörte, zog er den Spind von der Wand und legte das Tagebuch in das Versteck. Der Brief an Katya war fort.
    Jewgenij beugte sich vor und tastete in dem Loch herum. Der Bericht war nicht da. Er bückte sich, schaute unter sein Bett. Der Brief musste hinuntergefallen sein, als er den Spind vorzog. Er tastete unter dem Bett herum, dann drehte er sich um und musterte den Boden. Er zog die Decke vom Bett, schüttelte sie aus. Er klopfte seine Kleider ab. Schaute in den Spind – war er so geistesabwesend gewesen, den Brief dort hineinzulegen, wo ihn jeder finden konnte?
    Aber auch dort war nichts. Der Bericht war spurlos verschwunden – von einer Minute auf die andere.
    Er sank auf die harte Pritsche und rieb sich die Augen. Sein Kopf schmerzte, jeder einzelne Zahn pochte und seine Muskeln waren so steif, als hätte er sich geprügelt. Wahrscheinlich war er eingeschlafen und hatte geträumt, den Bericht für Katya geschrieben zu haben. Mit einem tiefen, seufzenden Atemzug rappelte er sich auf und griff nach einem Blatt Papier.
    »Katya«
, schrieb er,
»ich kann nur hoffen, dass diese Aufzeichnungen Dich erreichen und Dir und unserem Auftrag von Nutzen sein werden …«

    Er kannte den Wärter nicht, der ihn am

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