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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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er zurück.
    „Ich gehöre zu Paul! Ich werde seine Frau.”
    „Nicht, wenn ich es verhindern kann.” Sein Abbild war nur noch wenige Stufen von ihr entfernt.
    „Das liegt nicht in deiner Hand.” Ihr fiel etwas ein: „Es ist auch schon geschehen. Ich bin schon seine Frau, in allem, was zählt.”
    Schockiert blieb Valentin stehen. Die grüne Gestalt zerfaserte einen Moment lang. Er hob die Hand und fuhr sich über das Gesicht.
    „Warum? Warum sagst du das?” Er sah plötzlich hilflos aus.
    Annabelle klammerte sich fest: „Weil es wahr ist. Ich liebe Paul, Valentin. Lass mich gehen, und finde eine andere Frau.”
    Valentin blickte ins Leere: „Wie soll ich das? Du verstehst nicht!”
    „Nein, ich verstehe nicht.” Annabelle wusste nicht, warum sie stehen blieb. Alles in ihr schrie: Lauf! Aber sie beobachtete ihn wie eine Maus den Kater.
    Valentin setzte sich auf eine Stufe und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Er tat ihr wirklich leid, aber sie hatte auch Angst. Er war verrückt, das begriff sie jetzt. Sie musste sich schützen. Die grüne Figur stand über ihm wie ein Schutzengel. Während Annabelle noch nachdachte, drehte die Æthergestalt ihren Kopf zu ihr und zeigte ihr eine fürchterliche Fratze, mit aufgerissenem Mund und Augen.
    Annabelle schrak zurück und rannte dann schnell weiter, ohne sich noch einmal umzuschauen. Sie hatte nur ein paar Stufen genommen, da fing die Konstruktion wieder an zu wackeln. Annabelle konnte die Öffnung in der Decke im Licht von Hänsels Laterne erkennen und sammelte ihre ganze Kraft für die letzten Schritte. Hinter ihr zerfloss eine Stufe nach der anderen und sie musste sich festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Plötzlich stolperte sie und ihr rechter Fuß trat ins Leere. Sie versuchte sich zu fangen und das Geländer zu packen, aber das war nicht mehr da. Sie fiel nach unten, und ein Schrei löste sich aus ihrem Mund.
    Plötzlich wurde sie brutal zurückgerissen und eine unnachgiebige Fessel umfing ihren Brustkorb. Der mechanische Mann hatte sie fest in seinem Griff und hing selbst mit dem anderen Arm an einer Strebe der ursprünglichen Säule, die durch die Öffnung wuchs. Sie umfing den Brustkorb des Stahlmannes und flüsterte: „Danke.”
    „Ich bringe dich nach oben, mein Kind”, sagte er mit seiner monotonen Stimme, und sie war endlos dankbar. Sie spürte, wie er sich umbaute, und ein zusätzlicher Arm wuchs, der sie stützte. Langsam fing er an nach oben zu klettern, seine Finger und Füsse schienen jeweils kurzzeitig mit der Säule zu verschmelzen, bevor er den nächsten Klimmzug machte. Sie sah nach unten, wo die eingestürzte Treppe sich wieder aufbaute und die grüne Gestalt vor dem echten Valentin erneut auf sie zu rannte.
    Es wurde eng, weil sie jetzt einen runden Schacht in der Decke erreicht hatten, der eigentlich vollständig von der metallenen Säule ausgefüllt wurde. Um sie herum sirrte, klapperte, klackte und ratterte es rasend schnell. Mit hellem Klirren sprangen Unruhen aus ihren Halterungen, mit leisem Zischen entwich Æther aus plötzlich gelösten Verbindungen. Schrauben drehten sich rasend schnell aus ihren Fassungen und Muttern fielen scheppernd nach unten. Die Säule baute sich um, um ihr und dem mechanischen Mann Platz zu machen! Gleichzeitig baute sie sich unter ihr wieder zurück, sodass Annabelle Valentin und seinen grünen Schatten aus den Augen verlor.
    Für einige unangenehme und klaustrophobische Augenblicke war Annabelle völlig im Inneren der Säule, an allen Seiten von Gestängen und Mechaniken umgeben. Sie roch ranziges Maschinenöl und den beißenden Geruch des Æthers. Ihre linke Hand pochte im Takt mit dem Herz der Maschine, die ihren Vater dargestellt hatte. Sie spürte seinen bedingungslosen Willen, sie zu retten. Das bedeutete im Moment noch, sie nach oben zu bringen, weiter in die Zukunft dachte die Maschine nicht.
    Endlich erschien über ihnen eine Öffnung, und im Licht ihres Retters sah Annabelle einen runden Raum. Sie erreichten eine Brüstung, und Annabelle kletterte darüber. Hänsel ließ sie los und kletterte ihr dann hinterher. Sie sah sich um. Es ging von hier aus zu einer weiteren Wendeltreppe. An der Wand hing eine lederne Atemmaske, aber sie hatte schon so viel Æther eingeatmet, dass sie sich nicht die Mühe machte, sie aufzusetzen. Sie nahm sich aber noch Zeit, die Struktur zu betrachten, die sich ihr hier oben präsentierte. Überrascht erkannte sie sogar, was es war: eine Babbage

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