Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
spät geworden, Friedrich hatte verschlafen. Der Soldat hatte kurz ein schlechtes Gewissen, weil er den Mann nicht einlud, mit ihnen zu frühstücken, aber seine Mutter würde das wahrscheinlich nicht verkraften. Sie hatte sehr lange gebraucht, bis sie sich mit Annabelles Hand abgefunden hatte.
„Guten Morgen”, begrüßte er den behaarten Hausgast.
„Guten Morgen.” Hartwig schnüffelte unauffällig und verzog dann seine Lippen zu einem zahnreichen Grinsen. Friedrich kratzte sich ungerührt seinen Bartschatten. Zum Rasieren hatte er es heute Morgen nicht mehr geschafft, es war ohnehin sehr umständlich, mit einem Arm. Er straffte die Schultern und dachte, dass ihm keine Minute der gestrigen Nacht leidtat. Was auch immer das bedeutete. Jetzt war keine Zeit für solche Gedanken. Er war im Dienst, obwohl er auch heute wieder in Zivil war.
„Wir sollten aufs Revier gehen und nachschauen, ob Schneider inzwischen den Durchsuchungsbefehl hat.”
Hartwig legte kommentarlos seinen Mantel an und drückte die Melone auf seine Ohren.
„Vertragen sich Ihre Frauen?”, fragte er Friedrich auf dem Weg beiläufig.
„Wie? Was soll die Frage?” Friedrich fühlte sich ertappt, er war in Gedanken tatsächlich bei Alexandra gewesen.
„Nun, neulich, als Sie mich abgeholt haben, da war es eine andere Frau, als die von gestern Abend. Entschuldigen Sie meine Neugier.”
„Oh Gott.” Friedrich blieb stehen. Er hatte das Fräulein von der Anmeldung total vergessen. Er hatte ihr versprochen, mit ihr auszugehen! Verdammt! Wie konnte ihm das passieren? Sie fanden eine Motordroschke, er winkte sie heran und sie stiegen ein.
Friedrich gähnte, Hartwig grinste ihn kurz an, und schaute dann aus dem Fenster. Wenn Friedrich ganz ehrlich zu sich war, dann überraschte es ihn eigentlich nicht, dass er auch schon lange nicht mehr an Johanna gedacht hatte. Ihre Beziehung hatte durch die Vorfälle rund um Annabelle und seinen Bruder mehr Wert bekommen, als sie eigentlich verdient hatte. Er mochte Johanna, aber sie wollte wesentlich mehr, als er bereit war, zu geben. Er wollte sich noch nicht binden, es hatte nur keine Veranlassung gegeben, es ihr zu sagen. Jetzt schalt er sich einen Idioten. Es wäre besser gewesen, das beendet zu haben, bevor er etwas Neues begann.
Aber tat er das eigentlich? Etwas Neues beginnen? Wie viel von der Leidenschaft des gestrigen Abends war Wodka gewesen? Naja, sie hatte sich wirklich gut angefühlt, die Russin. Und er hatte es ernst gemeint damit, dass sie ihn beeindruckte. Sie war so ganz anders als Johanna. Aber verdammt! Das war nicht sein Stil!
„Mensch, Hartwig”, sagte er müde. „Männer sind manchmal Trottel.”
„Wenn es um Frauen geht, dann sind sie es meistens, habe ich mir sagen lassen.”
Friedrich gähnte wieder, dann kam ihm ein Gedanke: „Hatten Sie eine Frau?”
„Natürlich.”
„Was ist passiert?”
„Sie hat einen anderen. Man kann sich ganz leicht von einem Verdorbenen scheiden lassen. Die Kirche annuliert die Ehe auch sehr gerne. Schließlich sind wir Verdorbenen ja von der anderen Seite.” Hartwig sagte das ganz nüchtern.
„So ein Unsinn”, sagte Friedrich und wurde zornig. Er rieb sich das Gesicht. Die Dinge von der anderen Seite zu betrachten, machte es schwieriger, eine klare Meinung zu haben, aber genau die brauchte er dringend für seine Arbeit.
Hartwig lachte grollend.
„Kinder?” Friedrich war neugierig geworden.
„Nein, zum Glück nicht.”
Sie kamen am Polizeirevier an und betraten Schneiders Büro.
„Wir haben die Erlaubnis”, erklärte der Polizist knapp.
„Wie wollen wir vorgehen?”, fragte Friedrich, und spürte die vertraute Wachheit, wenn ein Einsatz sich ankündigte, und Entscheidungen getroffen werden mussten.
Schneider blätterte in einem Kalender: „Nun, wir kratzen gerade so viele Beamte zusammen, wie es nur geht, und arbeiten uns dann durch das Zielgebiet.” Er ließ seine Hände sinken, sodass sie leblos vor ihm auf dem Tisch lagen. Friedrich sehnte sich nach einem Kaffee, zwei Händen und seinem Adjutanten.
„Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte”, warf Hartwig ein.
„Nur zu.”
„Es werden noch mehr Nasen nötig sein. Die Arbeitersiedlungen dort sind wie Labyrinthe, funktional aber eng gebaut. Viele Menschen und Tiere leben dort auf engem Raum. Es wird sehr schwierig sein, unsere Spuren zu verfolgen.”
„Noch mehr Mannwölfe.” Der Kommissar sah für seine Verhältnisse erregt aus.
„Können Sie die denn
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