Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
Vom Netzwerk:
doch rührend in ihrer Verzweiflung.
    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?”, fragte Paul und versuchte, das Ausmaß der Zerstörung zu erfassen. Gleichzeitig war ihm klar, dass er nicht die Zeit haben würde, sich weiter damit zu beschäftigen.
    „Er hat mich zerstört und dann den Befehl gegeben, dass ich nicht repariert werde”, sagte die Puppe abwehrend. „Er war böse und sagte, ich dürfe noch nicht einmal zurück ins Nest. Ich müsse ausgemerzt werden, er würde sich später um mich kümmern. Sie dürfen mir nicht helfen. Es ist gegen den Befehl.”
    Paul fasste einen Entschluss: „Ich gebe jetzt die Befehle.” Wie auch immer, er hatte keine Ahnung, aber er wollte es versucht haben.
    Die leeren Augen der Puppe klapperten. „Ich bin kaputt”, sagte der mechanische Mann dann mit einer anderen, vollkommen neutralen Stimme.
    „Wie kann ich Sie reparieren?”
    „Es braucht nur die Erlaubnis.” Die Puppe zeigte zur Maschine, die im Hintergrund weiter ratterte und wirrte.
    Paul stand auf und sah sich um. Er fand den Eingabeschlitz für die Lochkarten und einen kleinen Stapel derer, die daneben lagen. Er hatte keine Chance, den Sinn der einzelnen Karten zu entschlüsseln, dazu war einfach zu wenig Zeit. Er dachte nach.
    „Welche Karte gehört zu Ihnen?”, fragte er dann die Männergestalt.
    „Ich kann nicht sehen. Er hat meine Augen zerstört.”
    Mist … Für so etwas war eigentlich keine Zeit. Paul beobachtete nachdenklich die Maschine. Immer wieder surrten kleine Teile auf Beinchen auf ihr herum. Er konzentrierte sich und fing eines. Vorsichtig öffnete er seine Hand und betrachtete es. Es sah aus wie ein asymmetrischer Käfer, ein winziges hässliches Wesen, welches nichts mit den wunderbaren Bauplänen der Natur gemein hatte. Plötzlich, schneller als er regieren konnte, flitzte es durch den Hemdsärmel seinen Arm hoch. Er wollte es fangen und zerquetschen, als er feststellte, dass es an seiner Brosche angekommen war, und sich dort festklammerte. Vorsichtig nahm er das Schmuckstück ab, denn der Lachs hatte angefangen, wild zu zappeln. Er legte die Brosche mit der Käferkonstruktion auf eine breitere Strebe der Babbage Maschine. Fast sofort gesellten sich weitere Teilchentiere dazu und schnell sah er nichts mehr von seinem Fisch.
    Hoffentlich zerstörten sie sein Werk nicht! Er wollte schon einschreiten, da wuselten die Tierchen plötzlich weg. Der Lachs lag ruhig da. Die Babbage Maschine hörte schlagartig auf zu sirren. Alles stand still. Kein Zahnrad drehte sich, kein Kolben pumpte, nur der Æther wirbelte grün um seine Beine.
    Dann drehte sich die erste Kurbel zögerlich und langsam, wurde immer schneller und schneller, bis alles in unfassbarer Geschwindigkeit förmlich explodierte. Vor seinen Augen bildete sich aus tausenden von winzigen Teilchen und grünen Explosionen ein Otter. Er war fast lebensecht groß und sein Fell war aus glänzend poliertem Messing. Davor formte sich ein Lachs, silbrig glitzernd, platschend und sich windend, in flüssigen Bewegungen vor dem Otter weg, der spielerisch nach ihm sprang. Der Otter verfolgte den Fisch, der sich springend durch die Æthersuppe bewegte, und fing ihn schließlich. Triumphierend hielt er ihn zappelnd zwischen den Pfoten, und dann löste sich das Duo in klickernde Teilchen auf, zerfloss zu einem Meer aus Schrauben, Rädern und Einzelteilen, welches sich in einem stetigen Strom zu dem mechanischen Mann bewegte.
    Vor Paul ungläubigen Augen vervollständigte sich der Mann, entstanden Beine, die Augen öffneten sich mit grünen Pupillen. Er erhob sich und sagte: „Danke.”
    Paul war sprachlos. Er hatte keine Ahnung, was hier passiert war.
    * * *
    Ein Ruck ging durch das Haus, alle blieben stehen und sahen sich erschrocken um. Das rhythmische Stampfen der Dampfmaschine verstummte, alle Lichter gingen aus. Einige Soldaten sprangen auf und griffen zu ihren Waffen. Alexandra blieb mit einem Buch in der Hand stillstehen, Rudolf Bader stöhnte und keuchte, Friedrich wünschte sich, die Blitzmontur nicht abgenommen zu haben.
    Dann begannen die Kolben der Dampfmaschine wieder zu pumpen, erst langsam, dann immer schneller, bis sie wieder in ihrem ursprünglichen Takt waren. Die Lichter flackerten wieder auf, und die Gitter, die den Zugang zu einigen Teilen des Hauses versperrt hatten, verschwanden ratternd in den Wänden. Die Schlösser der Vordertüren öffneten sich klackend.
    * * *
    „Was passiert hier?”, fragte Paul, der nur eine kurze, weit

Weitere Kostenlose Bücher