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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Annabelle klammerte sich an das Metallgerüst. „Ich bin nicht wie mein Vater. Ich weiß, dass die Menschen in unseren Fabriken leiden. Aber ich brauchte Zeit, und wenn Vater erst einmal tot ist, dann wird alles anders.”
    „Wie wird es gesteuert?”
    „Du hast die Maschine gesehen”, sagte er und es war keine Frage.
    „Die einzelne Babbage Maschine unter eurem Haus?”
    Valentin nickte. „Sie ist die Zentrale. Von dort aus wird alles gesteuert. Ich programmiere sie mit Lochkarten. Ich habe es mir selbst beigebracht.”
    Das war nicht möglich! Annabelle wusste, dass so eine Maschine nur rechnete. Sie spuckte nur Zahlen auf Papier aus. Sie baute nicht weitere Maschinen, die sich wieder weiterverbauten, und … ja eben all das, was sie hier sah. Es musste etwas mit dem Æther zu tun haben.
    „Du sagst, du brauchst Æther”, sagte Valentin nun mit einer einladenden Geste. „Nimm dir, soviel du brauchst.”
    Jetzt wurde es langsam Zeit für einen Plan.
    * * *
    Paul folgte der Puppe die gewundene Treppe hinunter. Als er die ersten Zungen des Æthers sah, überlegte er kurz umzukehren, aber die Neugier war zu groß. Annabelle war hier gewesen, vielleicht gab es auch einen Zugang zu den Tunneln.
    Am Ende der Treppe hing zu seiner Erleichterung an der Wand eine Atemmaske. Sie musste Valentin gehören, aber das war Paul jetzt egal. Er setzte sie auf und sah sich dann um. Auch er erkannte sofort, was hier stand: eine Babbage Maschine! Sie war größer als alle, die er bis jetzt gesehen hatte. Die Technologie war im Reich nicht verbreitet, die Briten arbeiteten häufiger damit. Paul hatte sich im Rahmen seiner Forschungen damit beschäftigt, da seine größeren Maschinchen winzige Entscheidungsmodule brauchten, die er denen der Analytischen Maschinen nach den Grundlagen von Babbages Beschreibungen nachempfand.
    Aber das hier: Das war vergleichsweise gigantisch und in unablässiger eigenständiger Bewegung. Die Kurbeln drehten sich, ohne dass eine Hand sie benutzte, die Zahnräder surrten aneinander in unglaublichen Geschwindigkeiten vorbei, sie rechnete und rechnete. Währenddessen bewegten sich überall diese kleinen Teile über sie, über den Boden, an der Decke entlang. Die Maschine stand neben einem Loch im Boden, aus dem Æther herausschwappte und Paul bis zu den Knien ging.
    Die Frauengestalt hatte sich neben die Maschine gestellt und wurde sofort von kleinen Konstrukten überlaufen, die sie mit ihr verbanden. Durch einen Schlauch, der gerade noch nicht existiert hatte, pulsierte nun Æther in die Persona. Paul wollte sich das genauer anschauen und stolperte fast über etwas, das im Æthernebel auf dem Boden lag. Er wedelte die Schwaden weg und gewahrte eine weitere Gestalt. Er konnte nicht genau erkennen, ob es sich auch um eine Mechanik handelte, wollte aber kein Risiko eingehen und kniete sich hin, um sie genauer anzuschauen.
    Es handelte sich tatsächlich um eine weitere Puppe, in Gestalt eines Mannes im Anzug. Sie hatte drei Arme, die Beine waren unvollständig und sie sah kaputt aus. Als Paul sich schon abwenden wollte, fasste die Gestalt ihn am Arm. Erschrocken wehrte er sich, aber der Griff war unnachgiebig. Die Gestalt richtete sich auf ihren anderen zwei Armen auf.
    „Wo ist mein Kind?”, sagte sie mit einer tiefen, männlichen, aber sonoren Stimme.
    „Lassen Sie mich los, dann kann ich Ihnen vielleicht helfen.”
    „Er ist hinter ihr her.” Die Gestalt versuchte, sich auf ihn zu fokussieren, aber es gelang ihr nicht. Als ob sie blind war, drehte sie den Kopf hin und her. „Er darf sie nicht bekommen”, sagte die Mechanik mit erschreckender Intensität. „Ich konnte sie nicht schützen.”
    „Wer ist hinter wem her?”, fragte Paul aufgeregt.
    Die Puppe ließ ihn endlich los und sackte zurück auf den Boden: „Wo ist meine Annabelle? Ich habe sie im Stich gelassen.”
    Paul lief es eiskalt den Rücken herunter. Was redete der da? ”Wer sind Sie?”, fragte er.
    „Christian Sebastian Rosenherz. Guten Tag. Freut mich, Sie kennenzulernen.” Die Gestalt hielt ihm einen Arm entgegen, konnte ihn aber scheinbar immer noch nicht richtig sehen.
    Paul starrte die Puppe entsetzt an. Was war das für ein scheußliches Spiel, welches Valentin hier trieb? Wozu hatte er all diese Puppen gebaut, die so hässlich, so unzureichend waren? Ein Christian Sebastian Rosenherz Automat, der niemanden täuschen würde? Das machte keinen Sinn. Obwohl die Puppe so wenig mit einem Menschen gemeinsam hatte, war sie

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