Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
entfernte Erschütterung gespürt hatte.
„Wir haben alle gegen Euch gerichteten Befehle aufgehoben. Wir warten nun auf neue Anweisungen”, sagte der mechanische Professor.
„Wie bitte?” Paul war – nun, überrascht wäre untertrieben.
„Wir haben erkannt, dass wir nur minderwertige Konstrukte sind. Eure Konstruktion hat uns gezeigt, was möglich ist. Wir wollen lernen.” Das 'Wir' war neu und die Stimme des Professors hatte einen seltsamen Nachhall bekommen.
„Ich … ich weiß nicht, wie ich das tun soll.” Paul überlegte. Er konnte sich durchaus viele Dinge vorstellen, aber eigentlich wollte er zuerst Annabelle finden.
„Wo ist Annabelle?”, fragte er ohne Hoffnung auf eine Antwort.
„In der Fabrik.”
Paul konnte es kaum glauben: „Ich muss dort hin.”
„Folgen Sie mir.” Der Professor fing an, die Treppe herauf zu steigen. Paul folgte ihm und bemerkte, dass auch die Frauengestalt sich von der Maschine gelöst hatte und die Treppe erklomm.
Was für eine Prozession, dachte er, aber jeder Zweifel und jede Absurdität wurden weggewischt von dem Gedanken, dass er Annabelle bald finden und retten würde. Kurz vor der Tür nahm er die Atemmaske ab und drängte sich vor den Professor: „Ich sollte vorgehen.”
Er öffnete die Tür und blickte in die Gesichter einiger erstaunter Polizisten, die sehr unentspannt aussahen. Sie griffen zu ihren Waffen, als die beiden mechanischen Gestalten hinter ihm auftauchten. Paul hob die Hände.
„Nicht – sie wollen uns helfen. Wo ist mein Bruder?”
Sie wiesen ihm den Weg, aber auf halber Strecke kam ihm Friedrich schon entgegen.
„Wir wollten uns den Weg nach draußen gerade gewaltsam freimachen, als plötzlich.” Er brach ab, und sah an ungläubig Paul vorbei. Paul drehte sich um und sah die Puppen an: Sie schienen sich verändert zu haben, ihre Gesichtszüge waren jetzt feiner modelliert.
„Was …?”, begann Friedrich.
„Ich erkläre es dir später. Sie können uns zu Annabelle führen – und zu Valentin.”
„Aha.” Friedrich sah zweifelnd aus.
„Die Wege sind offen”, sagte der Professor.
„Dann sollten wir alle zusammen trommeln.”
* * *
„Ich möchte möglichst reinen Æther. Direkt vom Fluss”, sagte Annabelle. Sie musste Zeit gewinnen, und sie wollte auch dringend hier herunter.
„Ich kann dir welchen bringen lassen”, sagte Valentin.
„Nein, ich will selbst dort hin.”
Valentin sah sie misstrauisch an. Sie hielt seinem Blick stand und sah, wie er mit sich rang.
„Du musst mir vertrauen.”
Sein Blick flackerte und hinter ihm blähte sich wieder sein grüner Zwilling auf, aber Annabelle ignorierte dessen drohende Präsenz.
„Valentin: Du hast all das hier geschaffen”, sie machte eine umfassende Geste. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie lange das gedauert hat, und wie viel Arbeit es war. Ich werde auch nie verstehen, wie du es getan hast. Aber du musst ja für alles einen Plan gehabt haben, du hast von einer Vision gesprochen. Ich fände es wundervoll, wenn es möglich würde, den Æther ohne die schrecklichen Auswirkungen auf die Menschen zu fördern und zu nutzen. Wer weiß, wofür man deine Erfindungen noch nutzen kann.” Sie hörte auf zu sprechen, da ihr Otterarmband sich bewegte. Sie spürte, wie es sich fester um ihren Arm legte, und verbarg ihre Hand möglichst unauffällig hinter ihrem Rücken. „Ich weiß nicht, wie deine Dinge funktionieren, und du nicht, was meine Hand kann.”
Ich weiß es ja nicht einmal selbst, gab sie innerlich zu, versuchte aber, ihm weiterhin unverwandt in die Augen zu schauen. Welchen Kampf Valentin auch immer in sich ausgefochten hatte, er entspannte sich und kam auf sie zu. Seine Hand streichelte ihre Wange, er stellte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.
„Ich wusste, dass du es verstehst. Ich wusste, dass du mich lieben würdest, wenn du erst einmal gesehen hättest, zu was ich wirklich fähig bin. Und wenn wir erst Mann und Frau sind, dann ...”
Plötzlich blieben alle Maschinen stehen. Die ganze Halle war wie eingefroren, nur noch der Æther bewegte sich züngelnd um die Konstruktionen und eine unirdische Stille herrschte. Valentin keuchte, ließ sie los und trat einen Schritt nach vorne an das Geländer.
„Was ist hier los?”, donnerte er, und sein Ætherzwilling wurde riesig groß.
Er berührte die mechanische Frau, die ruckartige Bewegungen machte. Æther floss zwischen ihnen, und sie wurde ruhiger.
„Die Verbindung zum Nest ist
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