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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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eines höchstens sechsjährigen Kindes bis zu dem eines Erwachsenen alles vorhanden war, als ob nie jemand ausgemistet hätte.
    Ein Bücherregal mit Kinderbüchern und ein paar Spielsachen, die abgenutzt und verstaubt aussahen. Ein großes Modell der Bader-Werke aus bemaltem Blech, mit einer möglicherweise funktionierenden Dampfmaschine. Ein kleineres, welches ein Schiff darstellte: eine Art Schaufelraddampfer, wie man sie nicht mehr benutzte, nur noch ganz wenige, auf denen die Decks inzwischen vollständig von der Außenwelt verschlossen wurden. Auf dem Schreibtisch standen allerlei Holzfiguren, wie sie Künstler verwenden, um bestimmte Posen abzeichnen zu können. Skizzen lagen auf dem Tisch und hingen an der Wand darum herum. Sie stellten allesamt Frauen in verschiedenen Positionen dar.
    „Hier”, sagte Hartwig und zeigte auf eine Schale, die auf einer Kommode stand. „Da war Blut drin.”
    Schneider blickte auf das Bild über der Kommode. Es war die Mutter des Bewohners. Er zog die oberste Schublade auf und entdeckte einige Skalpelle und Verbandsmaterial.
    „Haben Sie den Geruch?”, fragte der Polizist tonlos und schob die Lade wieder zu. Er brauchte keine Erklärung, er kannte solche Schubladen voller Geheimnisse.
    Hartwig klappte ein Ohr kurz nach hinten, das Äquivalent zu Augenbrauen hochziehen: „Natürlich.”
    „Dann wäre ich hier fertig”, sagte Schneider und wandte sich wieder zur Tür.
    „Darf ich Sie etwas fragen?”, sagte Hartwig vorsichtig. Schneider blieb stehen, drehte sich um und sah den Mannwolf abwartend an.
    „Was glauben Sie, geht hier vor?”, fragte Hartwig und zeigte auf das Zimmer und dann das ganze Haus.
    „Ich habe gelernt, nicht zu glauben”, sagte der Kommissar und zuckte mit den Schultern, als säße eine Fliege darauf. „Die Realität übertrifft ständig all meine Erwartungen.”
    „Man erwartet immer etwas.”
    „Man kann auch sehr viel Zeit darauf verwenden, seine Erwartungen zu unterdrücken.”
    Hartwig sah den Kommissar an. Seine braunen Augen leuchteten, wie es nur Tieraugen können.
    „Ich weiß, dass Sie es wissen”, sagte der hagere Mann tonlos. Wieder zuckte seine Schulter.
    „Aber Sie haben es im Griff”, stellte der Mannwolf fest.
    Der Kommissar schüttelte den Kopf und lachte humorlos: „Es hat mich im Griff. Ich kann mich nur inzwischen ganz gut wehren. Aber es ist immer da.”
    „Ihre Obsession lässt sich wenigstens in einer Schreibtischschublade verbergen”, sagte Hartwig und betrachtete seine Hände, deren Finger in dunklen Krallen endeten.
    Schneider lachte wieder, es war wie das Geräusch einer Häckselmaschine: „Das ist nur die Spitze des Eisbergs.”
    „Sie trinken zu Hause?”
    „Nein”, sagte Schneider und sah auf seine Schuhe. „Ich mache Urlaub. Ich fahre weg und trinke dann tagelang von morgens bis abends. Irgendwo, wo mich niemand kennt.”
    Hartwig kratzte sich hinter dem Ohr. „Das muss gut tun.”
    Schneider lachte laut. Jetzt hörte es sich an wie das verzweifelte Gebell eines vergessenen Kettenhundes. „So gut, wie das Rösten über dem Höllenfeuer.”
    „Wir sollten einmal zusammen trinken.” Hartwig legte seine Pranke auf Schneiders Arm und drehte sich dann um. Der Polizist sah ihm lange reglos nach, bevor er ihm folgte.
    * * *
    Annabelle war Valentin durch die Tunnel gefolgt und hatte die ganze Zeit überlegt, was sie tun könnte. Sie fühlte sich jetzt ganz leicht, spürte sich kaum, das Entsetzen hatte sie von ihrem Körper losgelöst. In diesem Zustand wirbeln die Gedanken in einem luftleeren Raum und hallen nicht in den Wänden der Wenns und Abers wieder, die es sonst gibt. Konsequenzen werden nur auf ihre Brauchbarkeit und nicht auf ihre Moral geprüft.
    Sie wusste jetzt, dass Valentin wirklich schwer krank war. Sie hatte sich lange geweigert, das zu akzeptieren, vielleicht, weil sie sich dann einerseits auch schuldig fühlte, denn sie war immer nur gekommen und wieder gegangen, ohne sich wirklich für ihn zu interessieren. Andererseits, weil sie solch eine geistige Umnachtung selbst erlebt hatte. Sie hatte an dieser Grenze gestanden, und nur durch eine Kombination von Glück, innerer Stärke und Liebe hatte sie sie nicht überquert. Einen anderen an dieser Grenze zu sehen, machte ihr Angst. Große Angst.
    Aber Valentin war nun schon so lange allein … sie hatte das nicht gewusst; woher auch, wer ahnte denn, dass Bader sein Kind isoliert aufwachsen ließ, völlig sich selbst überlassen, ohne echte

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