Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
ihrer Hand in die Fluten und spürte den Æther, der sich vom Wasser loslöste, der in grünen Fäden haltlos peitschend an die Oberfläche stieg, um dort in die Luft zu wechseln und als Nebel zu verschwinden. Sie forschte diesem Prozess nach, sie wollte wissen, was diesen Æther so mächtig und auch zerstörerisch machte, als sie etwas Seltsames fand:
In das graue Wirbeln mischte sich ein seltsam goldener Unterton, es traf Annabelle wie die ersten Laute eines Horns, welches eine Jagdgesellschaft ankündigt. Das Gold war weich und scharf zugleich, es war alt und mächtig, es beutelte sie hin und her, zog sie unter die Oberfläche und schien sie genau zu untersuchen. Es war uralt, Annabelle fürchtete sich, ihre Sinne wurden fast geblendet vom Ansturm der Gedanken und Erinnerungen. Was sie am meisten verstörte, war die Wildheit, die einerseits tierisch erschien, andererseits analytisch und intelligent vorging.
Annabelle fühlte sich benutzt und wollte sich wehren. Sie musste wieder an die Oberfläche, sie musste atmen! Aber trotzdem sie mit aller Kraft gegen die goldene Umarmung kämpfte, sie konnte nichts tun.
>Wer bist du, Otterlein?< brauste es durch ihren Kopf. Annabelle fühlte sich taub, als hätte ihr jemand auf beide Ohren geschlagen. Sie konnte unter Wasser doch nicht sprechen, wie sollte sie antworten?
>Antworte!<
>Lass mich in Ruhe, lass mich gehen, ich sterbe, wenn ich nicht atmen kann!<, dachte sie verzweifelt.
Die goldene Kraft katapultierte sie nach oben und sie schnappte endlich Luft. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie zu ihrem Erstaunen ein Gesicht vor sich. Es war aus Wasser geformt und floss mit den Wellen, wie ein Teil von ihnen. Goldene Augen starrten sie beängstigend fremdartig und forschend an. Es war kein menschliches Gesicht, und es war riesig, wie eine flüssige Echse, graublaugold, so groß, dass man beim Gedanken an den Körper erahnte, dass der Rhein für ihn wie eine Badewanne war.
>Ein Drache?<, dachte Annabelle, und die goldenen Augen blinzelten.
>Otterling<, sagte er in ihrem Kopf, und es war seltsam zärtlich. >Bist du hier, um meinen Schatz zu vermehren?<
>Nein<, sagte Annabelle schnell, denn es hatte so viel Begehren in dieser Frage gesteckt, dass sie sich fürchtete.
>Schade. Warum bist du dann hier?<
Welche Antwort gab es darauf? >Ich bin auf der Flucht<, dachte sie.
Der massige Kopf erhob sich wie ein Wasserfall brausend auf einem schlanken Hals aus den Wellen und sah sich um. >Wovor?<, verlangte er zu wissen.
>Vor jemandem, der mir schaden will.<
Das Wasser schäumte, als eine Welle einfach stehen blieb und die Strömung sich einen Weg um sie herum bahnen musste. Annabelle schwebte auf dem Kamm der Welle, und sie sah ängstlich auf die Wirbel, die um sie herum entstanden.
>Sind sie schon da?<, fragte der Wasserdrache donnernd.
„Wer?” Annabelle sagte es laut, um das Wasser zu übertönen. Ihr Kopf schmerzte.
>Die Diebe. Ich muss zurück. Es ist zu früh. Ich muss noch stärker werden. Ich muss …< Der Drache brüllte laut und die Töne kamen als grüne Æthersäule aus seinem Maul geschossen. Sie schraubte sich in den Himmel und zersplitterte dort in grün-goldene Tropfen.
Annabelle wollte sich irgendwo festhalten, als ihr Untergrund sich bewegte, aber sie wurde sanft am Ufer abgesetzt.
>Besuch mich mal, Otterling, du süßes Versprechen<, sagte der Drache fast zärtlich und blies ihr einen goldenen Kuss auf die Hand. Annabelle erschauerte bis ins Mark, das Feuer des Kusses erleuchtete sie bis in jede Haarspitze. Der Drache wandte sich um und verschwand glitzernd in den Wellen.
Kapitel 13
Schneider erkannte, dass Hartwig sich nur sehr mühsam zurückhielt. Der Mannwolf hatte die Lefzen bis zum Zahnfleisch hochgezogen und war nur noch eine Haaresbreite davon entfernt, Valentin Bader an den Hals zu gehen, als dieser keuchte und laut: „Nein!” schrie.
Sie sahen alle nach unten, wo sich eine schwarze flatternde Wolke Rabenvögel den Bulldoggen entgegenwarf und unter Kreischen, Scheppern und Klirren die mächtigen Biester angriff. Die Polizisten hatten aufgehört zu schießen und versuchten sich in Sicherheit zu bringen.
Schneider sah, dass die Quelle der Rabenvögel ein seltsames Paar war: Der mechanische Professor Rosenherz und Paul Falkenberg hielten sich an den Händen und um sie herum wirbelten Millionen winziger Metallteilchen wie eine Windhose. Aus diesem Sturm bildeten sich die schwarzen Vögel, deren Klauen die Bulldoggen an
Weitere Kostenlose Bücher