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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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springen.
    „Sie lebt.” Der Professor ersetzte Schneider und hob den inzwischen bewusstlos gewordenen Friedrich wie ein Kind auf den Arm.
    „Schicken Sie die Vögel auf die Suche!”, befahl Paul dem Metallmann. Der nickte und sofort flatterten die Krähen aus der Halle.
    Paul würde ihnen am liebsten folgen, aber der Anblick der vielen Verletzten, die ihm entgegenkamen und ihn ansahen, ließ ihn stocken. Sie blickten zu ihm und Schneider, auf ihre Entscheidungen wartend und er konnte es nicht verantworten. Erst mussten alle in Sicherheit. Er rannte zu Hartwig, der sich aber schon wieder aufrappelte.
    „Wir müssen hier raus”, rief Paul ihm zu. Hartwig nickte und Blut tropfte dabei von seinen entblößten Zähnen. Paul bot ihm seinen Arm an, aber der Mannwolf brauchte ihn nicht. Mühsam ging er zu der Metalltreppe. Paul warf noch einen Blick zurück. Der Haufen Metallschrott war noch höher geworden und strudelte wie ein Malstrom über dem Æthernebel. Er mochte nicht darüber nachdenken, wie viele Tote darin verborgen lagen. Er ging als Letzter die Treppe hinunter.
    * * *
    „Was ist mit Bader?”, fragte Paul Schneider, der neben ihm durch die Tunnel zum Anwesen lief.
    „Welchen meinen Sie, Vater oder Sohn?”
    „Den Sohn. War er nicht oben auf dem Metallgerüst?”
    Schneider nickte. „Er ist gesprungen. Ich glaube, er ist tot, aber es war keine Zeit nachzusehen.”
    „Hat er etwas gesagt?”
    „Nichts Wichtiges.”
    Paul sah dem Mann an, das er log, aber er hatte keine Zeit.
    „Ich muss Annabelle finden.”
    Der Polizist nickte.
    „Haben die Krähen etwas entdeckt?”, fragte er den metallenen Professor. Es war erstaunlich, wie lebensecht dieser jetzt aussah. Auf den ersten Blick konnte man kaum erkennen, dass er künstlich war.
    Der Metallmann nickte: „Sie wurde mit einer anderen Person am Haus gesichtet.”
    Sie lebte! Paul wollte jubeln, aber das Blut seines Bruders, welches an seinen Fingern trocknete, ließ das nicht zu. Auch wenn er das Gefühl nicht mit Worten hätte ausdrücken können, empfand er mehr als Erleichterung.
    „Wir sind immer noch in Gefahr, oder?”, fragte er den Professor leise, nachdem sie ein paar Schritte weiter gegangen waren.
    „Sie kann die Musik des Nests”, sagte der Metallmann nickend.
    „Was bedeutet das?”
    „Wir alle sind die Musik. Jeder ist eine Note, von der kleinsten Einheit über die komplexeren Subeinheiten, bis hin zu so etwas wie ich es bin, eine unabhängige Einheit. Ich kann meine eigene Musik spielen, wie wir es zusammengetan haben. Aber die Musik des Nests ist in jeder meiner Routinen, in allen Prozessen, sie ist meine erste Erinnerung und es ist schwer, sie zu ignorieren.”
    „Sie ist nicht tot”, sagte Paul leise. Er dachte an die singende Metallfrau, die in dem Strudel verschwunden war.
    „Oh nein. Sie kämpft. Um ihn. Er ist ihr Sinn, aber er stirbt. Sie will ihn nicht gehen lassen.”
    Das konnte Paul verstehen. Er wollte diesen Gedanken nicht weiter denken, sondern konzentrierte sich auf das Laufen. Sie waren in einem anderen Tunnel. Aber etwas musste er noch klären: „Was tue ich, wenn die »Oberste Ordnung« sich wieder umentscheidet? Wenn sie uns angreift?”
    „Ich weiß, dass Sie sie zerstören wollen, und sie weiß das auch. Wir verstehen nicht, warum.” Paul kam kaum mit der ständigen Änderung der Personalpronomen zurecht. Manchmal sprach der Professor von sich als ”Ich”, dann wieder in der ”Wir” Form. Er hatte sich selbst als unabhängige Einheit bezeichnet, und schien sich hier als ein Vermittler zu verstehen. Wie sollte Paul ihm das erklären?
    „Es ist zu gefährlich”, begann er.
    „Wir sind nützlich”, widersprach der Metallmann schnell. „Wir schaffen. Wir dienen.”
    „Aber immer nur dem, der euch beherrscht.”
    „Wir verstehen den Unterschied zwischen den Menschen nicht. Jeder singt seine eigene Musik.” Er machte eine kurze Pause. „Wir suchen nach der meisten Logik, dem größten Sinn.”
    „Wir sind Individuen. Und wir sind nicht immer logisch.” Wie viel des Verhaltens eines Menschen wird von Logik diktiert? , dachte Paul ein wenig hilflos. „Und manche singen auch gemeinsam.”
    Sinn … Es ging nicht um Sinn oder Logik, wenn man über die Existenz der Maschine nachdachte. Es ging um Moral und Ethik. Wie erklärte man Gut und Böse? , fragte Paul sich. War das überhaupt möglich, oder war es, als ob man einem Blinden Farben erklären wollte? Und war die Entstehung der Maschine nicht

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