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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Hartwig sich über jemanden beugte.
    „Machen Sie dem da unten ein Ende”, knurrte der Mannwolf zähnefletschend.
    Der Mann am Boden sah furchtbar aus. Tiefe blutende Kratzer liefen über sein linkes Auge bis zu seiner Wange herunter und Schneider war sich nicht sicher, ob das Auge noch intakt war. Aber an Hartwigs Krallen war kein Blut. Das hatte jemand anders getan.
    „Lassen Sie den Mann”, befahl Schneider. Der Mannwolf sah ihn an. Zum ersten Mal sah Schneider den unberechenbaren Wolf in seinen Augen lodern. „Jetzt”, sagte er mit all der Autorität, die er in dieser verwirrenden Situation zusammenkratzen konnte, und fixierte die braungoldenen Augen des Mannwolfs.
    Hartwig wandte seinen Blick ab, ließ den Mann los und trat einen Schritt zurück.
    „Sind Sie Valentin Bader?” Der Mann auf dem Boden nickte.
    „Können Sie aufstehen?” Der Polizist reichte dem Verletzten eine Hand und half ihm auf.
    „Sehen Sie sich das an.” Schneider deutete auf die Halle unter ihnen, in der der grün wirbelnde Æther nur zum Teil die blutigen Kämpfe verbarg, die dort stattfanden. Es knallten Schüsse und die Verletzten schrien. Über die Kakofonie hinweg sang die Sopranstimme der Puppe im Zentrum immer wieder das gleiche Lied.
    Valentin Bader krallte sich am Geländer fest und keuchte. Schneider betrachtete ihn genau: Waren es Schmerzen, oder lachte der Mann wirklich? Aus seinem unverletzten Auge flossen Tränen und vermischten sich am Kinn mit dem Blut, um dann in dicken Tropfen in die Tiefe zu fallen.
    „Das ist Ihr Werk”, sagte Schneider.
    Bader sah ihn an: „Ja, das stimmt. Aber ich bin unschuldig an diesem Gemetzel. Annabelle ist schuld, sie hat sich so entschieden.”
    „Was hat sie entschieden?”
    Schüsse – Schneider sah, dass ein Mannwolf auf einem der mechanischen Hunde saß und mit seinen Krallen die Metallverbindungen zerriss, bis das Monster leblos stehen blieb und umfiel. Aus der silberschwarzen Wolke um die Sängerin bildete sich aber schon ein weiterer, der auf die Soldaten zusprang.
    Valentin Bader verfolgte das Geschehen nicht, er suchte mit seinem unverletzten Auge nach etwas weiter hinten in der Halle. „Sie hat meine Vision nicht verstanden – sie hat sich über mich lustig gemacht, wie damals!”, sagte er verächtlich. „Gelacht hat sie und jetzt kommt sie hier her und sieht das alles, und was tut sie? Sie verrät mich, entscheidet sich gegen mich, für diesen anderen, der ihr hübsche kleine Spielsachen baut, aber sie wird schon sehen, was sie davon hat.”
    „Machen Sie dem ein Ende”, wiederholte der Kommissar die Worte von Hartwig.
    Valentin Bader lachte und hob eine Hand zu seinem zerstörten Auge: „Warum sollte ich das tun? Ich fange doch gerade erst an.”
    * * *
    Paul spürte den Æther in seinen Lungen wie heißen Rauch. Er beherrschte sich, um ihn nicht gleich wieder auszuhusten. Sein Herz begann zu rasen. Mit dem Blut pulsierte der Æther in seine Gliedmaßen und brannte dort wie Feuer. Paul konzentrierte sich auf die Noten, die sein Lieblingskomponist geschrieben hatte, und die er las wie andere Sätze in einem Buch. Er versuchte die klaren und reinen Töne in seinem Kopf zu hören, ihre strengen mathematischen Gesetzmäßigkeiten, die sich in Variationen und Wiederholungen zu wundervollen Harmonien entfalteten: Thema, zweite Stimme, Transponation und Kontrapunkte. Die Musik war wie die Strömung in einem Fluss, die ein Blatt endlos auf der Stelle kreiseln ließ und doch nimmt es nie die gleiche Bahn, bis es sich befreien kann und mit dem Wasser weiterfließt.
    Die Metallschicht wuchs weiter um ihn herum und er fühlte sich, als wäre er unter Wasser. Die Vibrationen seines Herzschlags und der Puls in seinen Adern wurden aufgefangen und er spürte es in winzigen Wellen seine Arme entlang laufen, zu dem mechanischen Mann. Einzelne silbrige Ausläufer umschlangen seinen Kopf und er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
    Die wundervolle Musik brauste durch seinen Körper. Einzelne Passagen bauten aufeinander auf, wie ein Stein auf dem anderen und die rechte Hand spielt ein paar Wiederholungen, während die linke eine Spielerei dazu aufbaut, wie Zahnräder, die ineinandergreifen, wie Kolben, die pumpen, wie Gliedmaßen, die einen festen Körper vorwärts tragen.
    Nur ganz schwach spürte er noch die Veränderungen, fühlte er die Schwingungen, die sich auf den mechanischen Mann übertrugen, denn immer lauter wurde die Musik in seinem Inneren und

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