Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
Vom Netzwerk:
teilweise. Es brodelte und kochte, aber schließlich floss es still darüber hinweg, nur ein paar kleine Strudel und ein Teil der Brücke, der über dem Wasser lag, zeugten von dem Metallmonstrum, welches hier versunken war.
    * * *
    Die Kutsche schaukelte hin und her und es gab für Annabelle gerade kein schöneres Geräusch als das Klappern der Hufe auf der Straße. Vielleicht gab es auch keinen schöneren Ort als in dieser Kutsche, im Arm ihres Geliebten, auf dem Weg nach Hause.
    Sie hatten Friedrich und Hartwig unterwegs abgesetzt, ihnen gegenüber saß Alexandra mit geschlossenen Augen. Alle wollten nur eines: nach Hause und ins Bett.
    Annabelle kuschelte sich an Paul und roch an seiner Jacke. Unter dem trockenen Geruch von Staub fand sie seinen ihm eigenen Duft, und es war ihr egal, dass da auch ein Gutteil Schweiß dabei war.
    Sie fühlte sich immer noch rau und wehrlos. Die Erschöpfung machte sie unfähig, über die Geschehnisse nachzudenken, und sie glaubte, dass das auch gut so war. Die wenigen Gedankenfetzen, die in ihrem Kopf herumschwirrten, reichten völlig, um sie zu verunsichern. War Valentin tot? Hatte sie ihn getötet? War sie nun doch eine Mörderin? Was war mit all den Verletzten, warum hatte sie das Ganze nicht verhindern können? Hatte es irgendeinen Punkt in den Geschehnissen gegeben, an dem man den Ausgang hätte ändern, gar verhindern können?
    Zum Glück sagte Paul auch nichts, sondern beruhigte sie immer wieder, wenn das Entsetzen in ihr nach oben schäumte und die Bilder in ihrem Kopf zu schrecklich wurden, und sie würgte oder zitterte. Es reichte meist, seine Augen zu sehen, seine Hand zu spüren und in beidem nichts von der Anklage zu bemerken, die sie so sehr befürchtete.
    Nach einer Nacht guten Schlafs sähe alles anders aus, und dann wäre noch genug Zeit, sich den Dingen zu stellen. Zuhause wartete Frau Barbara, und sie würde endlich aus diesem Kleid herauskommen, ein weiches Nachthemd anziehen, …
    Und dann schlief sie ein.
    * * *
    Paul hob Annabelle hoch und trug sie ins Haus. Alexandra klopfte, Frau Barbara öffnete und weinte, sie begleitete ihn wie ein Geist die Treppe hoch. Er umarmte und beruhigte die kleine Frau, als er Annabelle auf ihrem Bett abgelegt hatte. Dann überließ er ihr das Feld. Annabelle war hier sicher, er wurde nicht benötigt. Als er die Treppe herunterging, lief die Krankenschwester an ihm vorbei und er wusste, dass sie Annabelle nun umziehen würden, hoffentlich weckten sie sie nicht, sie sollte schlafen …
    Seine Schritte kamen ihm unnatürlich laut vor, als er in die Bibliothek kam. Er konnte jetzt noch nicht ins Bett gehen. Er suchte sich eine Flasche, nahm zwei Gläser und setzte sich vor den Kamin. Nach ein paar Minuten kam er sich albern vor und zündete das Holz wenigstens an. Dann schenkte er sich ein Glas ein, schwenkte die Flüssigkeit hin und her, roch daran – Torf, Karamell – und setzte es an die Lippen …
    „Nanana! So alleine trinken ist aber nicht in Ordnung.” Die Stimme war direkt neben ihm, aber es erschreckte ihn nicht.
    „Ich habe schon gedacht, ich hätte heute keine Gesellschaft.” Paul schenkte das andere Glas großzügig voll, dann reichte er es dem Hausgeist. Sie tranken und atmeten begeistert aus, dem Geschmack noch einmal nachspürend.
    „Gut gemacht”, sagte das Männchen und zündete sich seine Pfeife mit einem Kienspan an.
    Paul streckte müde seine Beine aus. „Ich bin mir nicht sicher.” Seine Haut war staubverkrustet.
    Heinrich paffte würzigen Qualm in den Raum: „Sie ist wieder hier, das ist alles, was zählt.”
    „Für dich”, sagte Paul düster. „Aber was ist mit all den Toten, mit dem zerstörten Werk, mit der Gefahr durch die »Oberste Ordnung«?”
    Der Zwerg zeigte nach draußen, in die nächtliche Dunkelheit des Obstgartens: „Die Welt wird immer gefährlich sein. Wichtig ist der Frieden des Hauses. Hast du ein Heim, dann kann es draußen wüten, du bist sicher.”
    Paul dachte: Heim, was bedeutete das? War das hier sein Heim? Er spürte in seinem Innersten nach der Antwort und fand Erstaunliches: Er hatte schon lange keinen Gedanken an sein altes Zuhause mehr verschwendet, auch nicht, als Hartwig und Friedrich dort ausgestiegen waren. Es war ganz selbstverständlich gewesen, dass er hierher fuhr, um zur Ruhe zu kommen, um zu schlafen und aufzuwachen.
    Der Zwerg sah ihn um die Pfeife herum lächelnd an: „Ja, das hier ist jetzt dein Heim. Du hast es dir verdient.”
    Paul beobachtete, wie

Weitere Kostenlose Bücher