Affaere im Paradies
der jungen Frau um, die ihm gegenübersaß: Laurel Armand. Sie hatte ein Gesicht, das so romantisch wie ihr Name war. Sie wirkte zerbrechlich, was auf ihre Feingliedrigkeit und blasse Haut zurückzuführen war und was in einem Mann den Wunsch hervorrief, sie zu berühren. Ganz sanft zu berühren. Sie hatte leicht lockiges, dunkelbraunes, nach hinten gekämmtes Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte. Haar, wie geschaffen dafür, seine Finger darin zu vergraben, sein Gesicht darin zu versenken. Ihre Augen besaßen die Farbe von dunklen, kostbaren Smaragden.
Es war das Gesicht einer Schönheit des neunzehnten Jahrhunderts, deren Leben sich um ein angenehmes Nichtstun und ihren vornehmen Hintergrund drehte. Und ihre Stimme war ebenfalls sehr weiblich, sehr ausgeglichen im Ton.
Diese Stimme, dachte Matthew, und sein Lächeln vertiefte sich, war ebenso trügerisch wie das Gesicht. Die Dame war eine gewitzte, ehrgeizige Reporterin mit einem Hang zur Hartnäckigkeit und einem heftigen Temperament, das er besonders gern herausforderte.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen tippte sie die letzte Zeile ihrer Geschichte. Zufrieden riss Laurel das Blatt aus der Maschine und visierte dann den Mann ihr gegenüber an. Sie wusste im Voraus, dass er sie wieder ärgern und dass sie – leider – wieder darauf hereinfallen würde.
»Hast du ein Problem, Matthew?« fragte sie sanft und leicht gelangweilt.
»Kein Problem, Laurellie.« Er sah, wie sie ärgerlich wurde, weil er ihren vollen Namen gebraucht hatte.
»Hast du keinen Mord oder bewaffneten Überfall, mit dem du dich beschäftigen kannst?«
Er verzog den Mund zu einem breiten Lächeln und vertiefte so die Lachfalten in seinem Gesicht. »Im Moment nicht. Na, klappst du für heute dein Nähkörbchen zu?«
Sie biss die Zähne zusammen, um den Schwall wütender Worte zu unterdrücken, die ihr auf der Zunge lagen. Matthew brachte es stets fertig, sie der Gefühle wegen, die bei ihrer Arbeit mit einflossen, aufzuziehen, und sie verteidigte sie stets aufs Neue. Aber diesmal nicht, sagte sich Laurel, als sie unter ihrem Schreibtisch die Hände zu Fäusten ballte: »Ich überlasse den Zynismus dir, Matthew«, antwortete sie honigsüß, doch ihre blitzenden Augen straften ihren Ton Lügen. »Darin bist du ja Meister.«
»Ja. Wollen wir darum wetten, wessen Story auf der Titelseite erscheint?«
Sie verzog ihre schön geschwungenen Brauen – eine Geste, die er besonders bewunderte. »Ich möchte mich nicht auf deine Kosten bereichern, Matthew.«
»Mir würde es aber überhaupt nichts ausmachen.« Lächelnd stand er auf, ging um ihren Schreibtisch herum und beugte sich zu ihrem Ohr hinunter. »Fünf Dollar. Obwohl deinem Vater die Zeitung gehört, kennen unsere Herausgeber doch den Unterschied zwischen einer Reportage und einer Hetzkampagne.«
Er sah, wie ihr die Siedehitze hochstieg, und vernahm das leise Ausatmen. Es war eine Versuchung, eine sehr große Versuchung, seinen Mund auf diese weichen, schmollenden Lippen zu pressen und den Zorn zu kosten. Doch trotz dieses drängenden Verlangens erinnerte Matthew sich, dass dies kein geeigneter Weg sei, sie zu überlisten.
»Wie du meinst, Matthew, aber setz zehn Dollar ein.« Laurel stand auf. Es machte sie wütend, dass sie gezwungen war, ihren Kopf zurückzulegen, um ihm in die Augen schauen zu können. Und es machte sie noch wütender, dass diese Augen sie selbstsicher und belustigt ansahen. Laurel fiel wieder in ihre Gewohnheit zurück, ihn sich klein, dick und mit beginnender Glatze vorzustellen. »Falls das deine Möglichkeiten nicht übersteigen sollte«, setzte sie hinzu.
»Dein ganz ergebener Diener, meine Liebe.« Er wickelte eine ihrer Haarlocken um den Finger. »Und um dir zu beweisen, dass selbst Yankees ritterlich sein können, werde ich dich von meinem Gewinn zum Lunch einladen.«
Sie lächelte ihn an und lehnte sich ein wenig an ihn heran, sodass ihre Körper sich leicht berührten. Matthew fühlte, wie eine überraschende Hitzewelle ihn durchlief. »Aber erst, wenn die Hölle gefriert«, antwortete Laurel und schob ihn zur Seite.
Matthew sah ihr nach, wie sie davonstürmte, dann steckte er lachend seine Hände in die Taschen. In dem Durcheinander um ihn herum fiel das keinem auf.
»Verdammt!« fluchte Laurel, während sie ihr Auto durch den stockenden Verkehr in die Innenstadt manövrierte. Matthew Bates war der irritierendste Mann, den sie je getroffen hatte. Sie rutschte gerade noch bei Gelb durch und
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