Affaere im Paradies
Augenblick, als Laurel in die Halle kam, schwand ihr Lächeln, und sie biss die Zähne zusammen. Ihr Blick glitt von ihrem Bruder zu dem Mann an seiner Seite. »Oh, du bist es.«
Matthew ergriff ihre Hand und hob sie an seine Lippen, ehe Laurel sie fortziehen konnte. »Ah, südliche Gastfreundschaft.« Wirklich, dachte er, während sein Blick sie erfasste, sie ist schön. All diese Leidenschaft, all dieses Feuer, unter Elfenbein und Rosen. Eines Tages, Laurellie, schwor er sich im Stillen, setzen wir all das frei.
Laurel ignorierte die Wärme, die seine Lippen auf ihren Fingerknöcheln hinterlassen hatte, und wandte sich ihrem Bruder zu. Er hatte die eckigen und aristokratischen Gesichtszüge ihres Vaters und die Augen eines Träumers. Matthew fiel auf, dass der unterdrückte Groll in ihrem Gesicht liebevoller Zuneigung wich.
»Hallo.« Sie legte ihrem Bruder die Hände auf die Schultern und küsste ihn. »Wie geht es dir?«
»Gut. Viel zu tun.« Er lächelte sie abwesend an, als hätte er soeben erst gemerkt, wo er sich befand.
»Deine Arbeit könnte heute Abend Gesprächsstoff sein«, erklärte sie mit einem Auflachen. »Grandma hat wieder ihre komischen fünf Minuten.«
Er sah sie so gequält an, dass Laurel ihm noch einen Kuss gab. Armer Curt, dachte sie, er ist so scheu und so nett. Sie sah sich um und blickte direkt in Matthews Augen. Er beobachtete sie kühl, hinter seiner gleichgültigen Miene lag etwas Undefinierbares. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, aber sie wich seinen Augen nicht aus.
Wer ist er wirklich? fragte sie sich, und das nicht zum ersten Male. Und warum weiß ich das nach einem vollen Jahr noch immer nicht mit Sicherheit? Es verwunderte sie stets, dass ein Mann mit seiner Energie, seinem Witz und Zynismus, so gut Freund mit ihrem sanften, verträumten Bruder blieb. Es verwunderte sie ebenfalls, dass sie ihn als Typ nicht unterbringen konnte. Vielleicht war das der Grund, warum er ihr so oft im Kopf herumspukte. Unwillkürlich glitt ihr Blick zu seinem Mund. Ein Lächeln zuckte um seine Lippen. Im Stillen fluchte sie.
»Ich denke, wir gehen jetzt hinein«, sagte Curt, dem die Spannung um ihn herum nicht auffiel. Er lächelte auf eine schnelle, jungenhafte Art, die seine sanften Augen belebte. »Dass Matthew hier ist, sollte dich eigentlich ablenken. Frauen abzulenken ist eines seiner besten Talente.«
Laurel schnaubte wenig damenhaft durch die Nase. »Darauf wette ich.«
Während Curt in den Salon ging, nahm Matthew Laurels Hand und schob sie unter seinen Arm. »Eine neue Wette, Laurellie?« murmelte er. »Nenn mir den Einsatz.«
Irgendwie klangen die leise gesprochenen Worte überheblich. Mit einer ärgerlichen Bewegung, die ihm sehr gefiel, warf sie den Kopf zurück. »Wenn du meine Hand nicht loslässt, werde ich …«
»Wirst du dich in Verlegenheit bringen«, beendete Matthew den Satz für sie, als sie die Schwelle zum Salon überschritten.
Dieser Raum hatte Matthew schon immer gefallen – die verblassenden Farben und das glänzende alte Holz. Manchmal, wenn er hier war, vergaß Matthew die Jahre, die er im überfüllten dritten Stock eines billigen Mietshauses zugebracht hatte, mit einer Heizung, die mehr Krach als Wärme von sich gab. Dieser Teil seines Lebens war vorüber, dafür hatte er schon gesorgt. Schuhe, die zu klein waren, ein immer halb leerer Magen – ein Ehrgeiz, der zumeist größer als seine Erfolgsaussichten war. Nein, er würde den Erfolg nie als etwas Selbstverständliches betrachten. Er hatte zu viele Jahre darum kämpfen müssen.
»Du hast also den Yankee mitgebracht!« Olivia strahlte Matthew an und freute sich auf das, was kommen würde.
Curt begrüßte seinen Vater, küsste, wie es sich gehörte, Olivias Wange und beschäftigte sich dann mit den Drinks. Grandma hatte diesen ganz bestimmten Ausdruck in ihren Augen.
»Miss Olivia.« Matthew ergriff die ihm gereichte Hand und hob sie an die Lippen. »Sie sind schöner denn je.«
»Sie Schelm«, schalt sie ihn, aber ihr Vergnügen war unüberhörbar. »Sie haben mich seit einem Monat nicht mehr aufgesucht … eine gefährlich lange Zeit in meinem Alter.«
Matthew küsste noch einmal ihre Hand und blickte ihr lächelnd in die blitzenden Augen. »Ich halte mich nur deshalb fern, weil Sie mich nicht heiraten wollen.«
Laurel unterdrückte ein Lächeln und nahm am anderen Ende des Raumes Platz. Musste er so verdammt charmant sein?
Aus Olivias Lachen klang die reine, weibliche Wertschätzung. »Vor
Weitere Kostenlose Bücher