Affaere in Washington
streifte den tief ausgeschnittenen Bademantel, der viel Busen zeigte und noch mehr Bein. »Du müsstest dich allerdings wärmer anziehen.«
Shelby lächelte ihm aufreizend zu und schob den Stoff noch weiter zur Seite. Als Alan einen Schritt näher kam, steckte sie rasch das Brot in den Röster. »Bringst du bitte Teller?«, fragte sie mit Unschuldsmiene.
Alan fand tatsächlich welche, trat hinter Shelby und küsste sie aufs Ohr. Die erzielte Wirkung gefiel ihm.
»Was verbrennt, musst du essen«, warnte sie ihn.
Er lachte und stellte die Teller auf den Tisch. »Hast du Marmelade?«
Shelby rieb sich nachdenklich mit dem Handrücken die Nase. »Magst du keinen Sirup?«
»Nein.«
Sie zuckte mit den Schultern und legte das Brot in einen Korb. »Heute musst du eben mal damit vorliebnehmen.« Nach mehreren vergeblichen Versuchen entdeckte sie die Sirupflasche.
»Viel mehr als ein Esslöffel voll ist da auch nicht drin«, stellte Alan fest.
»Das macht eineinhalb Teelöffel für jeden«, sagte Shelby, nahm sich ihren Anteil und reichte Alan den Rest. »Ich vergesse immer, was einzukaufen ist«, entschuldigte sie sich.
Alan schüttelte die letzten Tropfen aus der Flasche. »Es stehen sechs verschiedene Dosen mit Katzenfutter im Regal«, stellte er fest.
»Moische wird ärgerlich, wenn er nicht aussuchen darf.«
Alan kaute und fand das Frühstück gar nicht so schlecht. »Wie ist es nur möglich, dass eine so willensstarke Person wie du sich von einer übellaunigen Katze tyrannisieren lässt?«
Shelby zuckte nur mit den Schultern und aß weiter. »Wir alle haben unsere Schwächen«, erwiderte sie schließlich. »Außerdem ist er als Untermieter höchst angenehm. Er lauscht nicht, wenn ich telefoniere, und borgt sich meine Kleider nicht aus.«
»Sind das notwendige Voraussetzungen?«
»Wichtig ist das auf jeden Fall.«
Alan sah Shelby, die inzwischen ihre Frühstücksportion in Rekordzeit verspeist hatte, eindringlich an. »Wenn ich versprechen würde, weder das eine noch das andere zu tun, wärst du dann einverstanden, mich zu heiraten?«
Shelby, die gerade ihre Tasse zum Mund führte, erstarrte. Zum ersten Mal, seit Alan sie kannte, war sie vollkommen sprachlos. Sie setzte den Kaffee unberührt auf den Tisch zurück und fixierte die braune Flüssigkeit, während ihr hundert verschiedene Gedanken durch den Kopf rasten, die alle überschattet waren von dem Gefühl nackter Angst.
»Shelby?«
Sie schüttelte den Kopf und stand auf. Ihr Besteck und der Teller flogen klappernd in den Spülstein. Sie schwieg, traute sich noch nicht zu sprechen. Wenn sie jetzt den Mund öffnete, würde sie Ja sagen, und davor fürchtete sie sich am meisten. Ihr Herz war schwer und tat weh. Langsam atmete sie aus, lehnte sich an das Fensterbrett und blickte hinaus in den Regen. Als sie Alans Hände auf ihren Schultern fühlte, schloss sie die Augen.
Warum war ich darauf nicht vorbereitet? Für einen Mann wie Alan ist Heirat die logische Konsequenz einer Liebe. Und Kinder haben, eine eigene Familie … will ich das nicht auch? Warum würde ich sonst so gern zustimmen, jetzt sofort? Aber kann ich mir mit Alan diese Zukunft wünschen? Heute schon steht »Senator« vor seinem Namen, und dabei wird es nicht bleiben, er strebt noch höhere Titel an.
»Shelby!« Seine Stimme klang weich und gleichzeitig ungeduldig. »Ich liebe dich. Du bist die einzige Frau, die ich haben möchte, mit der ich mein Leben teilen will. Ich möchte morgens mit dir zusammen aufwachen, so wie heute. Ich brauche dich.«
»Ich dich auch, Alan.«
Er drehte sie zu sich herum, und sie sahen einander in die Augen. In seinem Blick lag wieder die Ernsthaftigkeit und die Anständigkeit, die ihr von Anfang an gefallen hatten. »Dann heirate mich«, sagte er.
»Es klingt so einfach, wie du das sagst …«
»Nein«, unterbrach er sie, »nicht einfach – notwendig, lebensnotwendig ist es. Aber einfach wird es sicher nicht.«
»Lass mir Zeit.« Shelby schlang die Arme um Alans Nacken und drängte sich an ihn. »Bitte frag mich heute noch nicht. Wir sind zusammen, und ich liebe dich. Lass das genug sein – vorläufig.«
Alan wollte drängen, doch sein Instinkt gebot Vorsicht. Wie verwundbar Shelby trotz ihrer sonst so unbekümmerten Art war, hatte er an ihrem flehenden Blick gesehen. Er musste Geduld haben, durfte sich nicht einfach über ihre Empfindungen hinwegsetzen.
»Morgen ist es mir noch genauso ernst wie heute«, murmelte er und strich über Shelbys Haar,
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