Affaere in Washington
gebrochene Nasenbein?«
Alan lachte. »Rena hat mich geboxt.«
»Deine Schwester?« Shelby brach in Lachen aus. »Die Casinobesitzerin, nicht wahr? Oh, das gefällt mir!«
Mit zwei Fingern der rechten Hand erwischte Alan Shelbys Nase und kniff sie liebevoll. »Es hat aber damals ziemlich wehgetan.«
»Kann ich mir vorstellen.« Shelby hatte sich noch immer nicht beruhigt und erkundigte sich mit vergnügtem Lachen: »Hat sie dich öfter verhauen?«
»Schon die Frage ist eine Beleidigung«, erwiderte Alan mit Würde. »Natürlich konnte sie mich nicht schlagen. Caine prügelte sich mit ihr. Er hatte sie wegen eines Jungen geneckt, dem sie angeblich schöne Augen machte. Ich wollte beide auseinanderbringen, geriet in die Feuerlinie und erwischte ein direktes, volles Ding.«
Shelby erstickte fast vor Lachen.
»Damals erkannte ich«, setzte er hinzu, »dass meist die neutrale Partei das Nachsehen hat.«
Shelby wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. »Ich bin sicher, dass es ihr mächtig leidtat«, sagte sie.
»Nur anfangs, wenn ich mich recht erinnere. Als die Blutung gestillt war und ich nicht mehr drohte, sie und Caine umzubringen, war ihre Reaktion so ähnlich wie jetzt deine.«
»Wie gefühllos! Armes Baby.« Sie küsste sein Gesicht und besonders seine Nase. »Dafür tue ich Buße, indem ich das Frühstück übernehme. Wie findest du das?«
Mit erstaunlicher Energie sprang Shelby aus dem Bett, zog einen herumliegenden Morgenmantel über und warf Alan seine Hose zu. »Eigentlich könntest du dich um den Kaffee kümmern«, schlug sie vor. »Ich forsche nach den anderen Vorräten.«
»Sehr vielversprechend klingt das nicht.«
»Du bist vorlaut. Warte doch erst einmal ab.«
Auf dem Weg zur Küche kamen sie durch den Wohnraum. Moische lag auf dem Sofa und schenkte ihnen keinerlei Beachtung. »Er schmollt noch immer«, seufzte Shelby. »Jetzt muss ich ihm Hühnerleber kaufen oder etwas Ähnliches.« Shelby zog den Wassernapf aus Tante Emmas Käfig. »Er ist schon ein launischer Kater, nicht wahr?«, fragte sie den Papagei. Tante Emma knackte nur mit dem Schnabel.
»Offensichtlich ist sie mit dem falschen Fuß aufgestanden«, vermutete Alan.
»Nein, nein, wenn sie das macht, ist sie guter Laune«, sagte Shelby. »Gib ihr bitte zu trinken, bevor du den Kaffee kochst.« Dabei drückte sie ihm den Napf in die Hand.
Im nächsten Augenblick war Shelby verschwunden und kam nur einen Moment später mit der Zeitung zurück. »Die Präsidentenreise in den Mittleren Osten macht immer noch Schlagzeilen. Fährst du gern in der Welt herum, Alan?«
Er ahnte den doppelten Sinn hinter Shelbys harmlos klingender Frage und bemühte sich um eine wohlausgewogene Antwort. »Manchmal macht es mir Freude«, sagte er schließlich. »Andere Reisen sind nur einfach Notwendigkeit. Natürlich kann ich mir nicht immer aussuchen, wann und wohin ich fahre.«
Shelby verdrängte die düsteren Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen. Sie öffnete den Eisschrank und inspizierte den bescheidenen Inhalt. »Aha!«, rief sie fröhlich. »Wir haben hier einen Viertelliter Milch, einen Rest Nasigoreng, ein sehr kleines Stück Ziegenkäse, eine halbe Packung Feigen und ein Ei.«
Alan schaute über Shelbys Schulter auf diese Herrlichkeiten. »Nur ein einziges Ei?«, fragte er.
»Ja.« Shelby kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Wir müssen alle Möglichkeiten abwägen.«
»Die beste davon wäre das Restaurant um die Ecke«, schlug Alan vor.
»Der Mann hat keine Fantasie«, murmelte Shelby und überlegte, wie sie aus den vorhandenen Resten ein Frühstück zaubern könnte. »Warte mal … Brot müsste auch noch da sein. Lass mich mal nachsehen.«
In der Tat: Im Geschirrschrank fanden sich fünf Scheiben Brot, wenn man die zwei Endstücke mitrechnete. »Wir könnten sie rösten«, sagte Shelby begeistert. »Es sind genau zweieinhalb Toaste für jeden.«
Alan nickte zustimmend. »Die Enden nimmst du.«
»Es wird gerecht verteilt«, entschied sie.
Einige Minuten beschäftigten sich beide in kameradschaftlicher Arbeitsteilung: Alan setzte den Kaffee auf, und Shelby rührte Ei und Milch mit einem Schneebesen zusammen. Dann suchte sie eine Pfanne und fand dabei unter anderem ein Notizbuch mit losen Blättern. »Also hier ist das«, murmelte sie sichtlich erfreut.
Alan hatte Shelbys Bemühungen interessiert verfolgt. »Darf ich meinen Vorschlag bezüglich des Restaurants noch einmal wiederholen?«, fragte er. Sein Blick
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