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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Jelinek
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eine Entschädigung dafür, dass sie Dudley nicht selbst heirate: Sie hätte ihn, „stünde es in Unserer Macht, zum Eigentümer oder Erben Unseres Königtums“ machen wollen. Doch Maria Stuart zierte sich. Sie musste das Angebot ihrer englischen Cousine als tiefste Beleidigung empfinden. Von einer Rivalin den abgelegten Liebhaber ins Ehebett gelegt zu bekommen, das war schon ein starkes Stück. Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig empörte sich in seinem großen Roman „Maria Stuart“: „Einer Königin von Schottland, einer Königswitwe von Frankreich zuzumuten, einen Untertanen ihrer Schwesterkönigin, einen kleinen Adeligen ohne jeden Tropfen ebenbürtigen Blutes zu ehelichen, bedeutet ja nach den Begriffen der damaligen Zeit beinahe Beschimpfung. Aber sie wird noch impertinenter durch die Wahl der vorgeschlagenen Person. In ganz Europa weiß man, dass Robert Dudley seit Jahren der erotische Spielkamerad Elizabeths ist und demnach also die Königin von England wie einen abgetragenen Rock der Königin von Schottland gerade den Mann überlassen will, den sie selber als für eine Ehe zu gering erachtet.“
    Robert Dudley entsprach tatsächlich nicht dem Stand einer Maria Stuart oder gar einer Elizabeth. Kein Problem für eine Königin: Um einen für England günstigen Kandidaten auf den schottischen Thron zu bringen, erhöhte sie ihren Vertrauten zum Earl of Leicester. Der schottische Gesandte Melville, der bei der Verleihung der Grafenkrone anwesend war, konnte seiner Königin in Edinburgh eine feine Beobachtung nicht verheimlichen. Elizabeth habe dem treuen Diener Robert nicht nur die Grafenkrone vor versammeltem Hof aufs Haupt gedrückt, sondern ihm dabei auch noch zärtlich die Haare gekrault.
    Ein Earl war für Maria Stuart nicht genug. Nachdem ihr Elizabeth aber schließlich die englische Thronfolge versprach, für den Fall und nur für den Fall, dass sie Robert Dudley heirate, stimmte die schottische Königin schließlich dem Ehe-Handel zu.
    Doch Earl Robert Dudley ermannte sich in diesen turbulenten Tagen. Er wollte sich nicht von seiner geliebten Königin an eine andere Königin verschachern lassen. Jetzt lehnte Dudley hartnäckig eine Eheschließung mit Maria Stuart ab. Möglicherweise war Elizabeth über dieses politische Scheitern nicht unglücklich, konnte sie doch privaten Trost erhoffen.
    Die Freundschaft zwischen Dudley und Elizabeth dauerte bis zu seinem Tode im September 1588. Sie wurde nicht einmal durch etliche Verhältnisse Dudleys mit verwitweten Ladys am Hof beendet. Robert Dudley blieb Elizabeths Vertrauter, auch wenn sie ihn regelmäßig öffentlich demütigte. „Ihr durftet werben um zwei Königinnen; Ein zärtlich liebend Herz habt Ihr verschmäht, verrathen, um ein stolzes zu gewinnen. Kniet zu den Füßen der Elizabeth!“
    Elizabeth sollte Robert Dudley um 15 Jahre überleben. Einen Brief des Vasallen, den der Earl fünf Tage vor seinem Tod geschrieben hatte, legte die Königin in ihre Schatztruhe. Sie schrieb auf den Umschlag: „Sein letzter Brief“.
    Im 1998 gedrehten Kinofilm „Shakespeare in Love“ lernen wir Elizabeth I. in einem kaum acht Minuten langen Auftritt in vielen ihrer Charakterfacetten kennen. Judi Dench spielt die alternde Königin, die zwar augenzwinkerndes Verständnis für die unstandesgemäßen Liebesverwirrungen und Verwechslungen zeigt, bei der Durchsetzung der überkommenen Adelsordnung aber unbeugsam bleibt. So war es.
    *
    Simon Adams, Household Accounts and Disbursement Books of Robert Dudley, Earl of Leicester, Cambridge 1996.
    Jürgen Klein, Elisabeth I. und ihre Zeit, München 2004.
    Anna Eunike Röhrig, Mätressen und Favoriten, Göttingen 2010.
    Stefan Zweig, Maria Stuart, Wien 1935.
     
    http://www.zeno.org/DamenConvLex
    http://www.william-shakespeare.de/elizabeth_golden_speech.htm
    http://www.elizabethfiles.com/the-case-of-amy-robsart-a-tudor-whodunnit/ 4524/

Giacomo Casanova und Manon Balletti
Der Frauenheld und die versprochene Ehe
    Von ihr blieb ein Gemälde. Seit 1945 hängt in der britischen Nationalgalerie am Trafalgar Square in London das Bildnis der Manon Balletti vom französischen Rokoko-Maler Jean-Marc Nattier aus dem Jahr 1757. Von ihm blieb der Ruhm, der größte Liebhaber der Zeitgeschichte zu sein: Casanova.
    Giacomo Casanova war auf der Flucht aus den „Bleikammern“ des venezianischen Dogenpalastes in Paris angekommen. Casanova hatte es zu bunt getrieben. Das Tribunal ließ ihn verhaften, weil er sich gegen die

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