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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Jelinek
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Onkel Adolf zu seiner Nichte sind zahlreiche Gerüchte im Umlauf. Ian Kershaw: „Bei Geli Raubal geriet Hitler sichtlich zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben, wenn wir von Hitlers Mutter absehen, in die emotionale Abhängigkeit zu einer Frau. Offen bleibt, ob sie geschlechtliche Beziehungen hatten.“
    Da Hitler unverheiratet bleibt, übernimmt Magda Goebbels die propagandistisch wertvolle Position der „First Lady“; sie repräsentierte das Dritte Reich bei Empfängen, Bällen und Staatsbesuchen. Ihr Frauenbild, das total im Einklang mit der NS-Ideologie steht, beschreibt sie in einem Interview für die englische „Daily Mail“: „Ich halte es für meine Pflicht, so gut wie möglich auszusehen, und will in dieser Hinsicht die deutsche Frau beeinflussen … Die Männer hier in Deutschland sind sehr maskulin, darum müssen die Frauen so weiblich wie möglich sein.“ Am 19. Dezember 1931 werden Joseph Goebbels und Magda Quandt standesamtlich getraut. Adolf Hitler ist Trauzeuge. Auf einem Hochzeitsbild ist der spätere Reichskanzler „Dritter im Bunde“. Er sollte es in dieser Beziehung bleiben. Von der NS-Propaganda wird Magda Goebbels zum Vorbild für die „deutsche Frau“ stilisiert. Adolf Hitler persönlich verleiht seiner Vertrauten das erste „Ehrenkreuz für die deutsche Mutter“.
    Zur Rolle der Frau schrieb Joseph Goebbels schon 1929 in sein Tagebuch: „Die Frau hat die Aufgabe, schön zu sein und Kinder zur Welt zu bringen … Dafür sorgt der Mann für die Nahrung, sonst steht er auf der Wacht und wehrt den Feind ab.“ Und geht fremd, hätte Goebbels wohl erwähnen müssen. Denn weder entspricht die Ehe dem NS-Ideal, noch empfinden die zahlreichen Goebbels-Kinder liebevolle und nicht nur zur Schau getragene Fürsorge. Der allmächtige Propaganda- und Filmminister nutzt seine Machtstellung auf der „Besetzungs-Couch“ schamlos aus und hat zahlreiche Affären mit Schauspielerinnen. Eine davon ist Tschechin.
    Lída Baarová wurde 1914 noch in der k. und k. Monarchie als Tochter eines Magistratsbeamten in Prag geboren. Sie erhielt Tanzunterricht und absolvierte später eine Schauspielausbildung am Konservatorium ihrer Geburtsstadt, spielte in einer kleinen Rolle am Nationaltheater. Bereits mit 17 Jahren gab sie ihr Filmdebüt und erhielt weitere Stummfilm-Rollen in tschechischen Filmen. Kaum 20 Jahre alt, holte sie die UFA nach Berlin. 1935 wurde sie als Partnerin für den Mädchenschwarm Gustav Fröhlich für den Film „Barcarole“ verpflichtet – Lída Baarová wurde damit über Nacht ein Star. Die bildschöne Schauspielerin verkörperte meist den Typus des geheimnisvollen – fremdländischen – Vamps und erlangte neben so berühmten Kollegen wie Willy Birgel, Hilde Körber, Mathias Wieman und Grethe Weiser Bekanntheit. Die Leinwandstars waren Heroen ihrer Zeit, vom NS-Regime hofiert, benutzt und fürstlich besoldet.
    Die meisten – nichtjüdischen – Schauspieler zeigten keinerlei Berührungsängste mit den braunen Machthabern. Lída Baarová in einem Fernsehinterview 1984: „Die Empfänge, da waren alle Schauspieler, die es überhaupt gab. Alle Größen, alles war da. Jeder hat sich eigentlich sehr gern einladen lassen. Und ich verstehe nicht, warum sie das dann bei mir kritisiert haben. Sie haben wunderschöne Villen und Autos gehabt und tolle Gagen. Ich habe das Gefühl gehabt, ich komme als Ausländerin und habe wirklich keine Ahnung gehabt, ich war eine kleine Tschechin. Ich habe nur gehört, dass Deutschland früher kommunistisch war und jetzt ist es sozialistisch, jeder hat Arbeit. Später habe ich dann gewusst, dass es gegen die Juden geht und so weiter. Ich kam mir so arm vor, da waren die großen Stars und alle spielten große Rollen. Ich habe durch die Beziehung zu Goebbels keine Vorteile gehabt. Der Gustl Fröhlich hat die doppelte Gage gehabt. Ich habe auch keine Geschenke angenommen, keine Villa besessen und meinen Wagen persönlich gekauft.“
    Die Baarová wird zur Geliebten ihres Filmpartners Gustav Fröhlich, ein Traumpaar des NS-Films, umjubelt und beneidet. Baarová zieht in die Villa von „Gustl“ auf der Wannsee-Halbinsel Schwanewerder. Dort in der Luxus-Enklave hat auch Propagandaminister Goebbels ein Anwesen gekauft, inklusive schickem Motorboot. Man wird quasi Nachbar.
    Goebbels war für seine Affären mit jungen, attraktiven Schauspielerinnen bekannt. Spöttisch wird der „Schutzherr des deutschen Films“ auch „Der Bock von Babelsberg“ genannt.

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