AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
bleiben Sie. Wir beide müssen diesem herrlichen und wunderbaren Mann dienen. Er liebt Sie, kann ohne Sie nicht leben. Was in ihrem Reich sei, da dürfe nichts passieren, was außerhalb passiere, wolle sie nicht wissen. Sie sagte nur: Ich will nicht, dass Sie ein Kind von ihm bekommen.“
Magda Goebbels ging es um den Status. Sie wollte die „First Lady“ des Nazi-Regimes sein. Immer wieder trat sie an der Seite Adolf Hitlers auf, besuchte gesellschaftliche Ereignisse, Premieren und Parteiveranstaltungen. Die Beziehung zwischen dem „Führer“ und der Ehefrau seines Propagandaministers ist ein Fall für Psychologen. Hitler hatte die attraktive Magda schon in seinen Berliner Anfangsjahren kennengelernt. Sie war damals noch mit dem Großindustriellen Günther Quandt verheiratet und hatte ihm einen Sohn, Harald, geboren. Magda kommt 1901 in durchaus einfachen Verhältnissen zur Welt. Ihre Mutter Auguste Behrend ist ein lediges Dienstmädchen in Berlin, aber kurze Zeit später heiratet sie den Vater des Kindes, einen Bauunternehmer. Auf dem Gymnasium freundet sich Magda mit einer jüdischen Mitschülerin und ihrem Bruder an. Sie teilt deren Begeisterung für den Zionismus und die Visionen eines jüdischen Staates. Sie trägt sogar den Davidstern an einer Halskette.
Im Februar 1920 lernt die junge Frau während der Eisenbahnfahrt ins Mädchenpensionat einen Witwer kennen, der doppelt so alt ist wie sie: Günther Quandt. Zwei Tage später besucht er sie in ihrem Pensionat und schon fünf Monate später, an seinem 39. Geburtstag, verlobt sich das ungleiche Paar.
Günther Quandt ist Unternehmer, der Schritt für Schritt ein Wirtschaftsimperium aufbaut und das Fundament für den Reichtum der Familie legt, die heute zu den reichsten Deutschen zählt. Unter anderem besitzen die Quandts die Aktienmehrheit an BMW. Während der Ehemann Geld verdient, Kontakte pflegt, jüdische Konkurrenten ausschaltet, kümmert sich Magda um den Haushalt, das Personal und sechs Kinder: den Säugling Harald, zwei Stiefkinder und drei Waisen.
Als Günther Quandt von einer Affäre seiner Frau mit einem Studenten erfährt, reagiert er empört und gnadenlos. Sie muss das gemeinsame Haus verlassen. Doch Frau Quandt hat vorgesorgt. Sie erpresst ihren Gatten mit belastenden Briefen über seine unsauberen Geschäftspraktiken, die sie aus seinem Schreibtisch entwendet hat. Ein Skandal könnte den Ruf schädigen und viel Geld kosten. Quandt handelt wie ein Geschäftsmann: Die untreue Ehefrau erhält so hohe Unterhaltszahlungen, dass sie sich den Erhalt eines Gutes in Mecklenburg und eine großbürgerliche Mietwohnung in Berlin – inklusive Kindermädchen und Köchin – leisten kann. Der gemeinsame Sohn bleibt bei der Mutter.
Magda, geschiedene Quandt ist noch immer jung, attraktiv, finanziell unabhängig und politisch interessiert. Im Spätsommer 1930 besucht sie eine Veranstaltung der NSDAP im Berliner Sportpalast. Der Nationalsozialismus fasziniert die junge Frau. Sie wird Mitglied der NSDAP-Ortsgruppe Westend. Doch die politische Arbeit an der Basis ist ihre Sache nicht. Sie bietet der Berliner Gau-Geschäftsstelle ihre Mitarbeit an. Für den Berliner Gauleiter Joseph Goebbels organisiert sie fortan das persönliche Archiv, sammelt Zeitungsberichte und Reden. Die beiden kommen einander näher. Goebbels stellt Adolf Hitler seine neue Begleiterin vor. Der Führer ist angetan. Wie stark, das belegt ein Zitat Hitlers in einem Gespräch mit seinem Wirtschaftsberater Otto Wagener vor ihrer Hochzeit mit Goebbels: „Diese Frau könnte bei meiner Arbeit den Gegenpol gegen meine einseitigen männlichen Instinkte spielen.“
Doch Goebbels steckte zu dieser Zeit noch in einer unglücklichen Beziehung mit einer Jugendliebe, die nach der späteren NS-Rassengesetzgebung eine Halbjüdin war. Auch Magda Quandt hatte parallel zu Joseph Goebbels eine intime Beziehung zu ihrem jüdischen Liebhaber Chaim Arlosoroff aus der Zeit der Ehe mit Quandt. Diese endet erst im August 1931. Dabei soll Magda in einem heftigen Streit versucht haben, ihren Geliebten zu erschießen. Sie trifft jedoch nicht. Turbulente Affären im Berlin der Dreißigerjahre.
In diesem Jahr ist Hitlers Leben – wie Ian Kershaw im ersten Teil seiner Hitler-Biografie schreibt – „in unruhiges Gewässer geraten“. Im September wird seine Nichte Geli Raubal in Hitlers Münchner Wohnung erschossen aufgefunden. Erschossen mit einer Kugel aus Hitlers Pistole. Über das merkwürdige Verhältnis von
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