AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
einer Minute mit heißem Wasser gefüllt werden können. Hier fühlt sich die „Herzogin von Windsor“ standesgemäß untergebracht. Hätte es damals schon Jets gegeben, der König ohne Krone und seine Ehefrau führten das Leben eines mondänen Jetsets zwischen Luxusschloss in Frankreich, Aufenthalten in Amerika und Auslandsbesuchen.
Im Oktober 1937 beweist der Herzog von Windsor seine mangelnde politische Weitsicht. Er lässt sich vom deutschen Reichskanzler Adolf Hitler auf den Obersalzberg einladen. Im Ferienrefugium des Nazi-Diktators werden der frühere König und seine Frau wie Staatsgäste empfangen. Hitlers Chefdolmetscher Paul-Otto Schmidt berichtete 1949 dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, Hitler habe über Wallis Simpson gesagt: „Sie wäre sicherlich eine gute Königin geworden.“
Die Sympathie des britischen Aristokraten für den Emporkömmling Hitler ließ in London alle Alarmglocken läuten. Der Nazi-Führer nutzte den Besuch des Ex-Königs weidlich für Propaganda. Und Edward dürfte tatsächlich abenteuerliche Hoffnungen mit Nazi-Deutschland verbunden haben. Nach einem allfälligen Krieg und der Niederlage Großbritanniens würde er als König von Hitlers Gnaden wieder auf den Thron des Empires gesetzt werden. Mit dem „Führer“ des Deutschen Reichs tauschte er Telegramm-Botschaften aus. Acht Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs appellierte der Herzog an Hitler, sich für eine „friedliche Lösung der gegenwärtigen Probleme“ einzusetzen. Auch der Angriff Nazi-Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 führt bei Edward zu keiner anderen Einschätzung Hitlers.
Der Herzog von Windsor benimmt sich weiter eigenartig. Obwohl er als britischer Generalmajor einen hohen militärischen Rang bekleidet, bleibt das Paar auch nach Kriegsbeginn vorerst in Paris. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen ziehen sich die beiden in den mondänen Badeort Biarritz an der französischen Atlantikküste zurück. Minuten nach dem Eintreffen im Hotel konnten Berliner Radiostationen die Zimmernummer des Herzogspaars nennen. Nach FBI-Informationen hatte Wallis Simpson Außenminister von Ribbentrop im Detail über die Fluchtpläne informiert.
Den zurückgelassenen Hausrat lassen sie von deutschen Armee-Lastwagen nachbringen. Von Südfrankreich gehen sie in das faschistische Spanien und weiter nach Portugal. In London regiert Winston Churchill, Edwards politischer Freund aus früheren Tagen. Der Premierminister, der den militärischen Widerstand der westlichen Welt gegen Nazi-Deutschland organisiert, versucht den Herzog von Windsor nach London zurückzubeordern. Doch das Paar findet immer wieder Ausflüchte, nicht auf die Insel heimkehren zu müssen. Der englische Ex-König mit eindeutigen Sympathien für den Nationalsozialismus in den Händen der Deutschen, das wäre eine schwere propagandistische Niederlage für die Alliierten gewesen. Einem Journalisten erläutert Edward sein Weltbild: „Es wäre eine Tragödie für die Welt, wenn Hitler gestürzt würde.“ Das war für Premierminister Winston Churchill jener Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Edward und Wallis müssen weg. Im Sommer 1940 gibt der Herzog endlich nach. Er wird Gouverneur auf der damaligen britischen Kronkolonie Bahamas. Dieser neue Job garantiert ein Luxusleben in der Karibik ohne die Belastung eigentlicher Arbeit. Und Wallis ist von jeder Information abgeschnitten.
Als der Herzog und die Herzogin von Windsor im April 1941 in Florida anlegen, glauben sie, sie könnten inmitten des Zweiten Weltkriegs ein paar entspannte Tage an Amerikas Sonnenküste verbringen. Aber US-Präsident Theodore Roosevelt hat persönlich eine außerordentliche Geheimdienstoperation angeordnet. Die Überwachungsprotokolle werden erst 2003 der Öffentlichkeit zugänglich. Auf 227 Seiten zeichnet dieser FBI-Report ein verstörendes Bild. Demnach glaubten die Amerikaner, dass der frühere englische König tatsächlich zum Verrat an seiner Heimat bereit war und seine Sympathien bei Adolf Hitler und dem Nazi-Reich lagen.
Der Herzog räumte nach dem Krieg ein, die Deutschen bewundert zu haben, leugnete aber, dem Nationalsozialismus nahegestanden zu sein. Über Adolf Hitler schrieb er: „Der Führer schien mir eine etwas lächerliche Figur zu sein mit seinen theatralischen Posen und seinen bombastischen Behauptungen.“
Ende November 2010 wurden beim Auktionshaus Sotheby’s in London 20 Schmuckstücke aus dem Besitz der Herzogin von Windsor
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