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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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»Ihre Schwester hat mir Ihr Foto gezeigt. Sie
wartet darauf, dass Sie wieder nach Hause kommen.«
    Die Pflegerin eilte herbei. »Kennen Sie diesen Mann tatsächlich?«
    Â»Ich kenne seine Schwester. Sie sucht ihn seit einer Woche und ist
außer sich vor Sorge.« Veronica wandte sich an die Aufseherin, die mindestens
so erstaunt war wie der Patient. »Rufen Sie schnell eine Droschke. Wir müssen
gleich nach ihr schicken.«
    Die Pflegerin nickte und verschwand durch den Bogengang, um Hilfe zu
holen. Ihre Schritte knirschten laut auf den losen Steinen.
    Aufgeregt setzte Veronica sich neben den jungen Mann auf die Bank.
»O Jack, Ihre Schwester wird sich so freuen, dass Sie noch am Leben sind.«
    Der Mann erwiderte ihren Blick und lächelte. Ein wenig verloren,
aber durchaus hoffnungsvoll.
    Die anderen Patienten machten ihre Runden im Lichthof und wussten
nicht, dass ihr jüngster Neuzugang schon in wenigen Stunden wieder mit seiner
Familie vereint sein würde.

30
    Newbury stützte sich schwer auf den Kaminsims und nahm
einen langen Zug aus seiner Pfeife. Langsam stiegen die Rauchkringel in der unbewegten
Luft seines Wohnzimmers in Chelsea nach oben. Er trug einen langen blauen
Hausmantel und Pantoffeln und wärmte sich an dem tosenden Feuer, das Mrs.
Bradshaw etwas früher am Abend für ihn angefacht hatte. Auf der anderen Seite
des Raumes saß Bainbridge gemütlich in einem Chesterfield. Der Gehstock lehnte
neben der Tür, in einer Hand hatte er einen Brandy, in der anderen eine Zigarre.
Durch die beißenden Rauchschwaden betrachtete er Newbury.
    Der wippte ungeduldig mit dem Fuß, er konnte sich einfach nicht
entspannen. Die erzwungene Ruhe während seiner Genesung behagte ihm überhaupt
nicht.
    Bainbridge zog an der Zigarre. »Nun seien Sie mal ehrlich, Mann, wie
geht es Ihnen? Sie kommen mir so gereizt vor.«
    Newbury lachte. »Nein, nicht gereizt, Charles. Ich will nur
unbedingt hier heraus! Ich fühle mich, als wäre ich schon seit Wochen hier
eingesperrt, ich renne in den Zimmern hin und her und warte darauf, dass etwas
vorbeikommt, in das ich mich verbeißen kann. Meine Verletzungen heilen recht
gut ab, und wenn alles gut verläuft, bin ich im Handumdrehen wieder ganz der
Alte. Ich brauche etwas, um meinen rastlosen Geist zu beschäftigen. Wenn ich
nicht bald eine Aufgabe bekomme, gehe ich noch die Wände hoch.«
    Bainbridge schüttelte den Kopf. »Newbury, Sie versetzen mich in
Erstaunen! Ich hätte gedacht, nach den Erlebnissen in der letzten Woche sei
Ihnen vor allem daran gelegen, sich auszuruhen. Mir ist jedenfalls sehr nach
einer Verschnaufpause!«
    Newbury kicherte. »Charles, Sie kennen mich doch. Ich konnte noch
nie lange ruhig sitzen.« Frustriert betrachtete er den Pfeifenkopf und klopfte
die Asche im Kamin aus, indem er die Pfeife mehrmals in die hohle Hand schlug.
Etwas steifbeinig schritt er durch den Raum und zuckte einige Male zusammen,
als er sich Bainbridge gegenüber im Sessel niederließ. Unter dem Krimskrams,
der auf dem Kaffeehaustisch lag, fand er den Tabaksbeutel und stopfte die
Pfeife neu. »Sagen Sie mal, Charles, was ist eigentlich aus Joseph Chapman
geworden?«
    Bainbridge trank einen Schluck Brandy und schüttelte sich, als ihm
der Alkohol wie flüssiges Feuer durch die Kehle rann und seinen Magen kitzelte.
Er machte ein ernstes Gesicht. »Chapman wird gehenkt, und das weiß er auch.
Seine Verbrechen zählen zu den schwersten und unmenschlichsten, die ich je in
meiner langen Laufbahn gesehen habe, und das will in dieser Stadt sicherlich
etwas heißen. Die unverbesserliche Überheblichkeit des Mannes ärgert mich allerdings
sehr. Während der Verhöre prahlt er sogar mit seinen Verbrechen und weidet sich
daran, wie klug er doch war, dass er uns so lange entwischt ist. Der Mann ist
ein Ungeheuer.«
    Newbury riss ein Streichholz an, entzündete die Pfeife und warf das
erloschene Hölzchen nach einem kurzen Blick über die Schulter ins Feuer. Dann
paffte er heftig, bis der Tabak glühte. »Das sind sie oft, Charles, das sind
sie oft. Nur um Villiers ist es schade. Er war ein einzigartiger Mann.«
    Bainbridge schnitt eine Grimasse. »Um Himmels willen, Newbury, ich
kann gar nicht verstehen, wie Sie so viel Respekt für den Kerl aufbringen
können.«
    Newbury schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, starrte er
den Boden an. »Das ist nicht

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