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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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gefragt, ob in der letzten Zeit in Whitechapel
Wachtmeister ermordet worden seien. Damals wusste ich es nicht genau.
Inzwischen habe ich die Akten überprüfen lassen, und wie sich herausstellte,
wurde ein Polizist, ein gewisser Mister John Harris, von einer Bande Jugendlicher
mit seinem eigenen Schlagstock zu Tode geprügelt, nachdem er die Missetäter
dabei ertappt hatte, wie sie eines Abends in einer Gasse einem Mädchen
zugesetzt hatten. Sie kamen jedoch ungestraft davon, weil ihnen ein Geschäftsinhaber
aus dem Viertel ein Alibi verschafft hat. Die Beamten erzählen sich allerdings,
die Bande hätte den Händler gehörig unter Druck gesetzt, damit er sie deckt,
und da er um die Sicherheit seiner Frau und seiner Tochter fürchtete, habe er
einen Meineid geleistet.«
    Newbury trank einen Schluck Brandy. »Lassen Sie mich raten – nun
stellt sich heraus, dass unter den Opfern des glühenden Polizisten mehrere
dieser Jugendlichen waren. Man hat sie erwürgt in Whitechapel gefunden, und sie
wurden offensichtlich nicht ausgeraubt.«
    Bainbridge lächelte. »Beinahe, Newbury. Alle Jugendlichen waren unter den Opfern des glühenden Polizisten. Ich weiß nicht,
was ich davon halten soll. Das kann doch kein Zufall sein.«
    Newbury lachte. »Ha! Nein, der Zufall hat bestimmt nichts damit zu
tun.« Er lehnte sich wieder bequem an. »Natürlich kann man es jetzt nicht mehr
genau sagen. Gut möglich, dass die Kollegen des Ermordeten die Gelegenheit
ergriffen haben, sich zu rächen. Zumindest erklärt dies, warum die Rückstände
des blauen Pulvers nicht bei allen Opfern gefunden wurden. Die Rache treibt
die Menschen manchmal dazu, schreckliche Dinge zu tun, Charles. Vielleicht
könnte sich sogar einer veranlasst sehen, aus dem Grab emporzusteigen. Habe ich
Ihnen eigentlich schon einmal von dem Hambleton-Fall erzählt?«
    Â»Nein, ich glaube nicht.«
    Â»Ah, na gut. Dann heben wir uns die Geschichte für eine andere
Gelegenheit auf. Jedenfalls unterstreicht sie, was ich meine. Es gibt Dinge in
dieser Welt – und jenseits dieser Welt –, für welche bisher weder Wissenschaft
noch Religion eine einleuchtende Erklärung gefunden haben. Wobei ich natürlich
keinesfalls in Abrede stellen will, dass die Erklärungen zu gegebener Zeit ans
Licht kommen werden.« Er hievte sich vom Sessel hoch und streckte die wunden
Muskeln. »Aber jetzt, mein Freund, will ich hoffen, dass Sie mich entschuldigen.
Ich verspüre das Bedürfnis, mich für den Abend zurückzuziehen, damit die
verdammten Verletzungen heilen können, was hoffentlich meine Genesung
beschleunigen und meinem elenden Dasein als Gefangener ein baldiges Ende
bereiten wird.« Er schniefte indigniert. »Wenn Sie möchten, steht Ihnen das
Gästezimmer zur Verfügung.«
    Bainbridge stand ebenfalls auf und klopfte seinem Freund auf die
Schulter. »Nein, ich gehe dann lieber, alter Junge.« Er lächelte mitfühlend.
»Passen Sie gut auf sich auf, und behalten Sie ihre eigensinnige Assistentin
gut im Auge. Wenn Sie die Dame nicht ab und zu an die Kandare nehmen, kann sie
mühelos den einen oder anderen Skandal heraufbeschwören.«
    Newbury lachte aus vollem Halse. »In der Tat, das ist ihr
zuzutrauen.«
    Bainbridge trank den Brandy aus und ging zur Tür, um Mantel und
Gehstock an sich zu nehmen. »Nun denn, Newbury, bis bald.«
    Â»Auf Wiedersehen, Charles.«
    Als der Chief Inspector gegangen war, wartete Newbury, bis die
Schritte auf der Straße verklungen waren. Dann dämpfte er das Kaminfeuer,
vergewisserte sich, dass die Holzstücke nur noch glühten, und klopfte die
Pfeife am Gitter aus. Er verließ das Wohnzimmer, ging die Treppe hinauf,
wanderte durch den Flur in die Richtung seines Schlafzimmers und blieb davor
stehen, die Hand auf den Türknauf gelegt. Gleich nebenan befand sich die
zugeklemmte Tür seines Arbeitszimmers, die seit Veronicas stürmischem Auftritt
lose in den Scharnieren hing. Er musste das in den nächsten Tagen in Ordnung
bringen lassen, sobald er wieder einigermaßen bei Kräften war.
    Unsicher nahm er die Hand vom Türknauf seines Schlafzimmers und ging
hinüber. Wo sich auf den Schnittwunden Schorfe gebildet hatten, juckte es bei
jeder Bewegung. Er zwängte sich an der verzogenen Tür des Arbeitszimmers vorbei
und lehnte sie hinter sich wieder an. Dann drehte er die Gaslampe an der

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