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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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und dachte über ihre Bemerkung nach.
»Meine liebe Veronica, das war eine brillante Überlegung! Wir müssen gleich
heute Nachmittag Bainbridge darauf aufmerksam machen. Ich war so sehr damit beschäftigt,
zwischen den beiden Fällen Parallelen zu finden, dass mir diese doch recht
naheliegende Möglichkeit nicht einmal eingefallen ist.«
    Inzwischen näherte sich die Droschke Bloomsbury, und sie konnten
durch das Fenster im grauen Nachmittag bereits das riesige, monolithische
Britische Museum erkennen. Newbury zog die Uhr aus der Tasche und las die Zeit
ab. Dann sah er Veronica an. »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir
knurrt der Magen. Wie wär’s mit einem kleinen Mittagessen?«
    Veronica grinste. »Sir Maurice, ich bin am Verhungern.«
    Da Miss Coulthard freihatte, war es im Büro sehr ruhig, als
sie vom Mittagessen zurückkehrten. Nur das Ticken der Standuhr in der Ecke
störte die Stille. Die beiden Räume waren über eine Innentür miteinander
verbunden, das vordere Büro war ein recht großes Zimmer, in dessen Mitte, der
Tür direkt gegenüber, Miss Coulthards Schreibtisch stand. Die Wände waren mit
verschiedenen ausgefallenen Objekten geschmückt, deren Bandbreite von
mittelalterlichen Waffen bis zu einer Glasvitrine mit kleinen Antiquitäten aus
Ägypten, Griechenland und Rom reichte. In der hinteren Ecke stand ein kleiner
Ofen, auf den Bücherregalen türmten sich alte, verstaubte Folianten.
    Newbury hatte kaum den Hut auf dem Ständer deponiert, da erschien
Veronica, die gleich ins Nachbarzimmer zu den Schreibtischen gegangen war,
schon wieder in der Tür und schwenkte einen Briefumschlag.
    Â»Er trägt das königliche Siegel. Jemand muss ihn abgeliefert haben,
während wir unterwegs waren.« Sie reichte ihn Newbury, der den Brief sofort
aufriss und den Umschlag achtlos zu Boden fallen ließ.
    Â»Er kommt von der Königin.« Er faltete das Blatt auseinander.
    An
unseren getreuen Diener:
    Wir
bitten Sie, alle augenblicklichen Aktivitäten sofort einzustellen und sich
umgehend zum Finsbury Park zu begeben. Dort ist heute Morgen unter
verdächtigen Begleitumständen ein Luftschiff abgestürzt, und es steht zu
vermuten, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zuging. Den ersten Berichten
zufolge gab es keine Überlebenden.
    Wir
erwarten baldmöglichst Ihren ausführlichen Bericht.
    Diese
Angelegenheit ist für die Krone von äußerster Wichtigkeit.
    Victoria
R.
    Newbury faltete die Mitteilung zusammen und steckte sie in
die Jackentasche. Veronica beäugte ihn fragend. Er griff nach seinem Hut.
    Â»Wir sind bis auf Weiteres von der Mordermittlung abgezogen.«
Veronica schien darüber einigermaßen enttäuscht. »Im Finsbury Park ist ein
Luftschiff abgestürzt«, fuhr Newbury fort. »Ich fürchte, wir müssen noch einmal
nach draußen.« Er schob den Arm in den Ärmel seines langen schwarzen
Übermantels und ging zur Tür. »Kommen Sie, ich erkläre es Ihnen unterwegs.«

4
    Schon aus zweihundert Schritt Entfernung konnte man
erkennen, dass der Absturz des Luftschiffs eine Katastrophe ungeheuren
Ausmaßes war. Schwarzer Rauch stieg wie eine zähe Flüssigkeit in Spiralen empor
und lag wie ein Schandfleck über der Landschaft. Der Ort des Unglücks und der
nachfolgenden Explosion war leicht zu erkennen. Als sie eintrafen, wünschte Newbury,
der Nebel würde sich nicht gerade lichten.
    Die Wrackteile waren in der Parklandschaft über eine weite Fläche
verteilt, und wo die Feuerwehrleute die kleineren brennenden Trümmer, die
abseits des Wracks heruntergekommen waren, noch nicht gelöscht hatten,
züngelten hier und dort Flammen hoch. Pferdefuhrwerke umkreisten den
Schauplatz, und die Neugierigen drängten sich vor der Polizeiabsperrung, die
den ganzen Park umfasste. Jenseits des Unglücksorts brannte ein Baum. Die
Feuerwehr versuchte gerade, den Brand einzudämmen, ehe die Flammen auf die
benachbarten Nadelbäume übergriffen.
    Das Luftschiff war nur noch ein verbranntes Gerippe, das sich dunkel
von der Parklandschaft abhob. Veronica dachte an den gestrandeten Wal, den sie
als Kind einmal gesehen hatte. Das Tier war an der Seeluft verwest, und der
Brustkorb hatte freigelegen.
    Newbury stieg aus der Droschke und hustete, als ihm der dichte Rauch
entgegenschlug, der sich überall ausgebreitet hatte. Der Gestank

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