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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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sie es zum ersten Mal
im Leben, und zeigte es schließlich Veronica. »Das ist mein Bruder. Das Bild
wurde aufgenommen, bevor er in den Krieg ging.«
    Veronica nahm das zerknitterte alte Foto und betrachtete es genau.
Der Mann trug Uniform und posierte vor der Kamera, ein Gewehr über einen Arm
gelegt, während der andere auf einem großen Steinsockel ruhte. Im Hintergrund
waren auf einer großen Leinwand Bäume und unbekannte Pflanzen abgebildet. »Er
sieht sehr gut aus, Miss Coulthard.« Sie drehte das Bild herum. Mit zittriger
Handschrift hatte jemand auf die Rückseite geschrieben: Jack
Coulthard, Januar 1901. »Wo hat er denn gekämpft?«
    Â»In Indien. Vor sechs Monaten kam er als Invalide nach Hause,
nachdem ihn auf einer Patrouille ein wildes Tier angefallen und verletzt hatte.
Alle seine Kameraden sind dabei ums Leben gekommen. Es war ein Segen, dass er
überlebt hat. Man sagte uns, er habe nach dem Vorfall tagelang unter einem
schrecklichen Fieber gelitten. Als er nach Hause kam, war er nur noch ein
Schatten seiner selbst. Schließlich hat er sich jedoch wieder erholt und sich
für eine Ausbildung bei Fitchett und Browns beworben. Sie waren wohl sehr mit
ihm zufrieden, und er hat sich unter den jüngeren Mitgliedern der besseren
Gesellschaft einen guten Ruf erworben.«
    Â»Das freut mich zu hören, Miss Coulthard. Ich glaube, dieses Foto
könnte für die Polizei sehr nützlich sein, falls Sie es eine Weile entbehren
können. So können alle Beamten erfahren, wie Jack aussieht, und wenn sie genau
wissen, wen sie suchen müssen, werden sie ihn auch leichter finden.«
    Miss Coulthard nickte. »Das dachte ich mir schon.« Veronica steckte
das Bild in ihre Handtasche. »Ich weiß gar nicht, was wir ohne ihn tun sollen.
Es wäre ein schlimmer Verlust für unsere Familie, wenn er nicht wieder auftaucht.«
    Â»Ich bin sicher, dass es nicht so weit kommen wird. Aber jetzt …«
Veronica unterbrach sich, als sie draußen Schritte hörte. »Ah, es scheint, als
wäre das Sir Maurice. Kommen Sie, wir wollen den Tee aufsetzen.« Sie stand auf,
als die Tür aufging und Newbury übernächtigt, als hätte er kein Auge zugetan,
das Büro betrat. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und war ungewöhnlich
bleich. Mit einem Lächeln nahm er den Hut ab. »Guten Morgen, meine Damen.«
    Â»Sir Maurice, geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Veronica.
    Er schüttelte abwehrend den Kopf. »Nichts außer einem Gebrechen,
für das ich leider selbst verantwortlich bin, Miss Hobbes. Eine starke Tasse
Earl Grey bringt das gleich wieder in Ordnung.« Er hängte den Mantel auf den
Ständer. »Miss Coulthard, haben Sie schon etwas von Ihrem vermissten Bruder
gehört?«
    Die Sekretärin schüttelte den Kopf und kämpfte die Tränen nieder.
    Newbury runzelte die Stirn. »Nun, dann schreiben Sie mir doch Ihre
Adresse auf und notieren Sie, wann und wo Sie ihn das letzte Mal gesehen haben,
wo er arbeitet und ob er irgendetwas Auffälliges an sich hat, das der Polizei
helfen könnte, ihn zu identifizieren. Ich schicke dann gleich eine Botschaft an
meine Freunde bei Scotland Yard.«
    Â»Vielen Dank, Sir Maurice. Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
    Â»Keine Ursache, Miss Coulthard. Das ist doch das Mindeste, was ich
für Sie tun kann.« Er rieb sich mit der Hand über das Kinn. »Und nun, Miss
Hobbes, wollen wir uns in mein Büro setzen und unser weiteres Vorgehen planen.«
    Â»Ich komme gleich, Sir Maurice, sobald der Tee fertig ist.« Sie
blickte ihm nach, als er durch die Innentür trat, und war nicht sicher, was sie
von seinem so unversehens veränderten Gebaren halten sollte.

    Â»Demnach sind Sie nicht überzeugt, dass der Automat das
Unglück verursacht hat?«
    Newbury schüttelte den Kopf. Sein Gesicht hatte wieder Farbe
bekommen, und er schien vom gewohnten Tatendrang beseelt. Veronica war darüber
sehr erleichtert, denn als er am Morgen durch die Tür getreten war, hätte sie
beinahe eine Droschke gerufen und ihn zum nächsten Arzt verfrachtet. Nachdem er
sich aber inzwischen an einer Tasse Tee gelabt und für Miss Coulthard die
Vermisstenanzeige geschrieben hatte, breitete er lebhaft wie eh und je seine
jüngsten Gedanken zum vorliegenden Fall aus. »Ich will damit sagen, dass ich
bereit bin, mich mit einem Urteil zurückzuhalten, bis ich die Beweise

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