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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Jacke und eine
weiße Bluse mit passendem Hosenrock. Er bewunderte sie für ihren modernen
Geschmack. Genau genommen gab es sogar vieles, was er an ihr bewunderte. Um sie
nicht zu stören, suchte er sich eine andere Zerstreuung und schlug die
Morgenausgabe der Times auf den Knien auf, um die
neuesten Schlagzeilen zu überfliegen. Es überraschte ihn nicht, dass die
Redaktion auf der Titelseite einen großen Artikel über das Unglück der Lady Armitage abgedruckt hatte. Die Überschrift lautete:
»Luftschiffabsturz im Finsbury Park: Sabotage vermutet, mehr als fünfzig Tote«.
Newbury schüttelte den Kopf. Sabotage vermutet? Er fragte sich, ob Stokes die
Presse darauf gebracht hatte. Dem Mann hätte er es jedenfalls ohne Weiteres
zugetraut. Er hoffte, dass die Direktoren der Firma nicht ganz so widerwärtig
waren, machte sich aber auf eine Enttäuschung gefasst. Gleich und Gleich
gesellte sich gern, wie er wusste. Die Vorgesetzten eines Mannes wie Stokes
mussten entweder eine eiserne Willenskraft oder ein Ego besitzen, das dem von
Stokes mindestens ebenbürtig war.
    Er lehnte sich zurück und blätterte auf den Knien die Zeitung durch.
Nach dem übermäßigen Genuss von Laudanum fühlte er sich immer noch etwas
benebelt und schalt sich insgeheim, dass er diesem Verlangen nachgegeben hatte.
Miss Hobbes war scharfsinnig, und sein spätes Eintreffen im Büro, obendrein
sein nicht eben vorteilhaftes Erscheinungsbild am Morgen, waren ihr sicher
nicht entgangen. Er nahm sich vor, in Zukunft einen besseren Eindruck zu
hinterlassen.
    Der Kutscher klopfte laut auf das Dach der Kabine, worauf Newbury
und Veronica, gleichermaßen aus ihren Gedanken gerissen, erschrocken die Köpfe
hoben.
    Â»Ja?«
    Â»Ist dies der Ort, zu dem Sie wollten, Sir?«
    Er blickte aus dem Fenster. Sie hatten vor einem kleinen Bürogebäude
angehalten, das an einen viel größeren Komplex von Hangars und Fabrikhallen
angebaut war. Über dem Eingang hing ein Schild mit der Aufschrift: Luftfahrtunternehmen Chapman & Villiers .
    Â»Ja, danke, Kutscher. Das ist richtig.« Er seufzte, warf Veronica
einen kurzen Blick zu und klemmte sich die zusammengefaltete Zeitung unter den
Arm. »Sind Sie bereit, meine Liebe?«
    Â»Jederzeit.«
    Â»Nach Ihnen.« Er wartete, bis sie aus der Droschke gestiegen war und
auf der Straße stand. Er hatte das sichere Gefühl, dass an diesem Tag einige
Teile des Geheimnisses auf die eine oder andere Weise eine Lösung finden würden.
    Die in nüchterner Strenge gehaltenen Büroräume von Chapman
und Villiers befanden sich in einem Anbau, der durch einen großen Innenhof und
edle schmiedeeiserne Tore vom Rest der Fabrik getrennt war. Offensichtlich
bestanden die Inhaber strikt darauf, zwischen ihren Kunden und den Fabrikarbeitern
eine klare Grenze zu ziehen. Letztere benutzten vermutlich einen eigenen
Eingang irgendwo hinter dem Gebäude. Wie aus den Schildern in den Fenstern
hervorging, oblagen der Verwaltung nicht nur die kommerziellen Angelegenheiten
der Firma, sondern sie fungierte zugleich als Reisebüro und verkaufte
Fahrkarten für Luftschiffreisen zu Zielen in der ganzen Welt, von Preußen bis
China, von Jersey bis Hongkong. Newbury spielte unschlüssig mit seinen
Handschuhen. »Miss Hobbes, darf ich annehmen, dass Sie Ihre Detektivmütze
aufgesetzt haben?«
    Sie ging voraus und zog die Bürotür auf, deren Scharniere laut
quietschten. »Aber gewiss. Nach Ihnen, Sir Maurice.«
    Er schüttelte den Kopf, übernahm den Tür-griff und schob sie nach
drinnen. »Wohlan, Miss Hobbes, wir wollen die Sache gewissenhaft erledigen.«
    Der Empfangsbereich war so nüchtern, wie man es nach einem Blick auf
das Äußere des Gebäudes erwarten durfte. Die Wände waren mit Tapeten in einem
dunklen Burgunderrot verkleidet, das jegliches Licht aufzusaugen schien. Zwischen
niedrigen Kaffeehaustischen und hohen Blattpflanzen standen mehrere Stühle.
Eine kurze Treppe führte in die nächste Etage hinauf, die man von unten jedoch
nicht einsehen konnte. In einer Ecke saß ein Angestellter mit dem Rücken zu
ihnen und redete leise mit einem Kunden über Transportmöglichkeiten nach Fernost.
    Ihre Aufmerksamkeit richtete sich jedoch sogleich auf den Mann, der
mitten im Raum hinter einem Mahagonischreibtisch thronte. Auf der polierten
Fläche bildeten seine Finger eine perfekte Pyramide, und

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