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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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den Kopf stoßen. Er tippte seinem Freund auf den Arm.
    Â»Charles?« Der andere Mann drehte sich um und erwiderte seinen
Blick. Newbury unterdrückte ein Gähnen. »Mein Schlafgemach ruft mich. Vorher
will ich aber noch einen Spaziergang machen. Würden Sie mich begleiten?«
    Bainbridge gestattete sich ein belustigtes Kichern. »Sind Sie
wirklich so scharf darauf, hier zu verschwinden, Newbury?« Mit gespielter
Missbilligung schüttelte er den Kopf, gab sich aber keine Mühe, sein Lächeln zu
verbergen. »Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie das alles recht albern
finden. Kommen Sie, wir wollen unseren Freunden eine gute Nacht wünschen und
uns verabschieden.«
    Die Männer standen gleichzeitig auf, was Felicity Johnson
veranlasste, ebenfalls aufzuspringen, kaum dass sie die Bewegung aus dem Augenwinkel
bemerkt hatte. Sie tätschelte Meredith Yorks Hand und wandte sich an die beiden
Männer. »Aber meine Herren, müssen Sie uns wirklich schon so zeitig verlassen?«
    Newbury umrundete den Tisch und fasste sie bei der Hand. »Meine
liebe Miss Johnson, ich fürchte, die Pflicht ruft. Charles und ich haben morgen
in der Früh wichtige Termine. Vielen Dank für den angenehmen Abend.« Unsicher,
wie er fortfahren sollte, zögerte er. »Es war … eine unterhaltsame
Zerstreuung.« Höflich nickte er und drehte sich zu dem Butler um, der bereits
an der Tür mit seinem Mantel bereitstand. Sichtlich betreten stammelte die
Frau: »Es war mir ein Vergnügen, Sir Maurice.« Dann wandte sie sich an
Bainbridge, der bereits im Flur seinen Hut vom Ständer nahm. »Und Sie auch, Sir
Charles. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.« Dann kehrte sie in den bewundernden
Kreis von Meredith York und den anderen Gästen zurück.
    Auf dem Pflaster lag schmutzig grauer Schnee. Newbury stellte
gegen die schneidende winterliche Kälte den Kragen hoch. Am Himmel stand der
Vollmond, es war eine klare Nacht, und auf der Straße waren noch viele
Passanten unterwegs, die dicke Atemwolken ausstießen. Newbury atmete die
frische Luft tief ein und war erleichtert, den in Miss Johnsons Haus drohenden
Inkommoditäten gerade noch entkommen zu sein.
    Bainbridge, dessen Stock beim Gehen rhythmisch auf dem Pflaster
klirrte, wandte sich an Newbury, als sie in Richtung Piccadilly aufgebrochen
waren. »Wirklich, Newbury, mussten Sie ihr denn unbedingt so einen Seitenhieb
versetzen?«
    Â»O Charles, die Frau ist eine Witzfigur! Sie spielt mit Dingen, von
denen sie keine Ahnung hat, und macht sich Mrs. Yorks schmerzlichen Verlust
zunutze. Solche Spiele sind gefährlich und tun den Menschen weh.« Seufzend schüttelte
er den Kopf. »Ich wollte sie nicht beleidigen, sondern sie nur wissen lassen,
dass uns ihr kleiner Zeitvertreib nicht zugesagt hat. Sie wissen doch so gut
wie ich, dass keine Geister in dem Raum waren.«
    Sie blieben stehen, als eine Omnibahn vorüberklapperte. Die große
Dampfmaschine schnaufte, als der Heizer das Feuer schürte, und die angestrengt
knarrenden Holzräder polterten über das Straßenpflaster. Einen Moment lang
konnte Newbury die Menschen in den kleinen, angehängten Wagen sehen, als sie,
gemütlich in die Abteile gekuschelt, ihren Zielen entgegenratterten. Der
Fahrer dagegen hockte, gegen die Kälte dick eingepackt, oben auf der
Zugmaschine im offenen Führerstand und hielt mit behandschuhten Händen das
große Lenkrad fest. Die beiden Männer sahen dem polternden Zug nach, bis er in
der Nacht verschwand. Einachsige Droschken und andere altmodische Pferdefuhrwerke
mussten dem Ungetüm eilig ausweichen. Newbury lächelte. Es war höchste Zeit,
dass die Vergangenheit der Zukunft den Vortritt ließ.
    Die beiden Männer überquerten die Straße und gingen weiter. Newbury
fand, dass es an der Zeit sei, das Thema zu wechseln. »Sagen Sie mal, Charles,
gibt es eigentlich im aktuellen Fall irgendwelche neuen Erkenntnisse?«
    Der Kriminalbeamte seufzte. »Leider hat sich hinsichtlich dieser
lächerlichen Geschichte über den glühenden Polizisten nichts Neues ergeben. Die
Sache geht meinen Wachtmeistern gehörig an die Nieren. Sie werden verspottet,
wenn sie ihre Runden machen, niemand beantwortet ihre Fragen, und manch einer
traut sich kaum noch in der Nacht hinaus, weil er nicht unversehens diesem
verabscheuungswürdigen Kerl begegnen will. Diese abergläubischen

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