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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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richtete er den Blick wieder auf Bainbridge,
der endlich seinen Hut zurechtgerückt hatte. »Nun? Gehen wir ins White Friar’s?«
    Bainbridge schüttelte den Kopf. »Nicht heute Abend, alter Freund.
Sie haben mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben, und ich muss sagen, dass mir
Miss Johnsons Pudding wie ein Stein im Magen liegt. Anscheinend bin ich doch
nicht mehr so gut in Form wie früher.«
    Newbury lächelte. »In diesem Punkt will ich nicht widersprechen.« Er
gab seinem Freund die Hand, und der Polizeiinspektor schlug kräftig ein. »Geben
Sie mir Bescheid, wenn es in dem Fall neue Entwicklungen gibt. Einstweilen sage
ich Lebewohl und wünsche Ihnen eine gute Nacht.« Damit drehte er sich um und
entfernte sich in Richtung des White Friar’s Club. Unterwegs blickte er
mehrmals staunend zu den Dampffahnen hinauf, die das Luftschiff hinterlassen
hatte.

2
    Newbury lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schlug
seufzend die Morgenausgabe der Times auf dem Tisch
auf. Nach seinem Besuch im White Friar’s Club am vergangenen Abend hatte er
lange nicht einschlafen können. Dennoch war er schon im Morgengrauen
aufgestanden, hatte sich angekleidet und war mit einer Droschke von seiner
Wohnung in Chelsea quer durch die Stadt zu seinem Büro im Britischen Museum
gefahren. Er bezweifelte nicht, dass Mrs. Bradshaw, seine Haushälterin, in
ihrer köstlichen schottischen Mundart heftig darüber schimpfen würde, dass er
es wieder einmal versäumt hatte, sie in seine Pläne einzuweihen. Andererseits
gewöhnte sie sich allmählich an seinen unberechenbaren Lebenswandel, auch wenn
sie sich ihm gegenüber immer wieder gern in hilfloser Verzweiflung übte.
    Die Sonne ging bereits über der Stadt auf, und die Straßen erwachten
allmählich zum Leben, während die Einwohner ihre Alltagsverrichtungen
aufnahmen. Bald würden seine akademischen Kollegen im Museum eintreffen, nicht
lange danach auch die Besucher, um in ehrfürchtigem Staunen die Schätze in den
bunten Schaukästen zu betrachten. Newbury war seit fast vier Jahren als Agent
der Königin tätig. Obgleich er häufig mit verschiedenen Fällen befasst war – ob
er nun Scotland Yard half oder eigene Ermittlungen anstellte –, behielt er seine
Stellung im Museum. Er war ein erfahrener Anthropologe und hatte sich auf die
Religion und die übernatürlichen Praktiken prähistorischer Kulturen
spezialisiert. Häufig stellte er sogar fest, dass die wissenschaftlichen
Forschungen Bezüge zu seiner Ermittlungsarbeit aufwiesen. Derzeit arbeitete er
gerade an einem Aufsatz über die Rituale der europäischen Druidenstämme in der
Bronzezeit. Leider hatte er den Text jedoch seit einer Woche weitgehend
vernachlässigt, denn es hatte in Whitechapel eine Reihe bizarrer
Strangulierungen gegeben, und er wollte seinem alten Freund Bainbridge bei der
Jagd nach dem Mörder zur Seite stehen. Die Entdeckung, dass der Schurke
möglicherweise von übernatürlicher Herkunft war, hatte seine Entschlossenheit,
den Fall vollständig aufzuklären, nur noch verstärkt, zumal die Sache nun sogar
unmittelbar mit seinem Fachgebiet zusammenhing. Nachdem er die Königin am
vergangenen Tag mit einem Brief ins Bild gesetzt hatte, galt nun jegliche
Hilfe, die er Bainbridge bei dessen Ermittlungen zukommen ließ, als amtliche
Tätigkeit.
    Newbury gähnte. Es war noch früh, und seine Sekretärin war noch
nicht im Büro eingetroffen. Er sehnte sich nach einer Tasse Tee. In dem Zeitungsartikel,
den er gerade vor sich hatte, ging es um einen Politiker, der in einen
unseligen Finanzskandal verwickelt war. Wie gewöhnlich trug Newbury im Büro
einen sauberen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Seine
Haare waren dunkel, sogar nachtschwarz, und glatt zurückgekämmt, und die Augen
waren von einem strahlenden Smaragdgrün. Er hatte sich gewissenhaft rasiert,
und ein beiläufiger Beobachter hätte ihn für Anfang dreißig gehalten, während
er sich in Wahrheit dem vierzigsten Lebensjahr näherte. Als er im benachbarten
Büro jemanden herumwirtschaften hörte, rief er hinüber: »Guten Morgen, Miss
Coulthard. Wenn Sie so weit sind, hätte ich gern eine Tasse Tee.« Dann richtete
er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zeitung.
    Gleich darauf klopfte es an der Tür. Er schaute nicht einmal auf,
als jemand sie öffnete und

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