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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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geben, Miss Coulthard. Aber nun erklären Sie mir doch erst einmal,
wie Sie auf die Idee kommen, es sei die Seuche.« Er hob den Kopf, als nebenan
der Teekessel pfiff. Veronica stand in der Tür und verfolgte das Gespräch. Er
nickte ihr zu und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die weinende Frau.
    Â»Sir, in unserem Viertel sind doch ganz schreckliche Dinge
geschehen. Wiedergänger, so nennt man sie. Opfer der Seuche, die des Nachts im
Nebel umhertappen wie wilde Tiere und nach dem Blut der Menschen lechzen.
Blutunterlaufene Augen, die Haut schält sich ab. Sie sind wie wandelnde Tote,
gehen im Dunkeln um und lauern Passanten auf. Die Seuche verwandelt sie in
geistlose Ungeheuer.« Sie bekreuzigte sich, um schon den Gedanken an die
schrecklichen Kreaturen abzuwehren.
    Newbury nickte. »Mir ist dieses Phänomen durchaus bekannt, Miss
Coulthard. Es heißt, die Seuche sei aus Indien hierhergekommen. Die
heimgekehrten Soldaten hätten sie mitgeschleppt. Sie löst ein schreckliches
Fieber im Gehirn aus und lässt den Körper verwesen. Wurde Jack von einem dieser
wandelnden Toten gebissen?«
    Â»Nicht, dass wir wüssten. Jack hat etwas Besseres zu tun, als sich heutzutage
im Dunklen dort herumzutreiben. Ich fürchte aber, er muss am Morgen auf dem Weg
zur Arbeit einer dieser Kreaturen begegnet sein. Der Nebel war in Brixton sehr
dicht, und sie haben ihn vielleicht angefallen, bevor er fliehen konnte.«
    Newbury schüttelte den Kopf. »Das halte ich für unwahrscheinlich,
Miss Coulthard. Soweit ich weiß, ist das Licht für die Augen der Opfer
unerträglich, und sie vermeiden es tunlichst, bei Tageslicht nach draußen zu
gehen, solange sie nicht verzweifelt sind oder provoziert werden. Vergessen Sie
nicht, dass sie von tierischen Gelüsten und nicht von den Bedürfnissen eines vernünftig
denkenden Menschen angetrieben werden. Außerdem vergehen nach dem Biss dieser
Kreaturen mehrere Tage, bis die Krankheit ausbricht und sich die Symptome
zeigen. Falls Ihr Bruder auf der Straße angegriffen worden wäre, hätte er im
Vollbesitz seiner Kräfte im nächsten Krankenhaus Hilfe suchen können. Deshalb
bin ich sicher, dass es eine andere Erklärung für sein Verschwinden geben
muss.«
    Miss Coulthard zitterte immer noch. »Meinen Sie wirklich?«
    Newbury lächelte. »Gewiss doch. Es gibt viele Dinge, die einen Mann
veranlassen können, eine Nacht lang nicht nach Hause zu kommen, Miss Coulthard.
Einige mögen zwar von durchaus zweifelhafter Natur sein, doch ich bin sicher,
dass es in diesem Fall eine vernünftige Erklärung gibt.« Er hielt inne, als
Veronica vor Miss Coulthard eine Tasse dampfenden Tee auf den Schreibtisch
stellte. »Nun trinken Sie in Ruhe Ihren Tee, und dann nehmen Sie sich den Rest
des Tages frei. Falls Sie bis morgen immer noch nichts gehört haben, kommen Sie
noch einmal zu mir, und dann erstatten wir bei Scotland Yard eine
Vermisstenanzeige.«
    Miss Coulthard lächelte tapfer. »Vielen Dank, Sir. Es ist nur … wir
sind alle völlig mit den Nerven herunter, weil doch in der letzten Zeit so seltsame
Dinge geschehen sind. Früher hätten wir einfach darüber gelacht, aber da nun
diese Wiedergänger draußen herumlaufen …«
    Â»Ich weiß, Miss Coulthard, ich weiß. Die Seuche lässt uns alle um
das Wohlergehen unserer Angehörigen und Freunde fürchten. Ich verspreche
Ihnen, dass ich genau aufpassen werde, ob sich irgendwelche Hinweise ergeben,
die uns helfen, Ihren Bruder zu finden.« Newbury stand auf und ging um den
Schreibtisch herum. »Bleiben Sie nur sitzen, Miss Coulthard, während ich kurz
mit Miss Hobbes rede.« Damit ging er ins benachbarte Büro, rückte das Jackett
zurecht und zog hinter sich die Tür zu.
    Veronica schaute auf. »Was ist denn los?«
    Â»Ich möchte wetten, dass dies etwas mit Trinken oder Spielen oder
gar mit beidem zu tun hat.« Er schüttelte den Kopf.
    Â»Können wir ihr denn irgendwie helfen?«
    Â»Nein. Ich bin überzeugt, dass sich die Angelegenheit ganz von
selbst aufklären wird. In ein oder zwei Tagen wird der Mann hungrig und reumütig
daheim auftauchten. Entweder dies, oder man findet ihn in einer Zelle in einem
entfernten Stadtviertel, ebenfalls viel zu verlegen, um seiner Familie zu
beichten, was er angestellt und wo er sich herumgetrieben hat.«
    Es klopfte an der Außentür des

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