Affinity Bridge
Rücken verschränkt hatte und
sich in der formellen Kleidung offenbar nicht sehr wohlfühlte. Es kam ihr so
vor, als starrte er sie direkt an. Veronica blinzelte und wandte den Blick ab.
Danach bemühte sie sich, aufmerksam der Darbietung zu folgen, hatte aber das
bizarre Gefühl, Chapmans Blicke bohrten sich brennend heià in ihren Hinterkopf.
Sie errötete und drehte sich abermals um. Chapman starrte sie immer noch an,
doch seine Miene war leer und verriet nicht, was in ihm vorging. Mit einem
unbehaglichen Gefühl wandte sie sich wieder ab und stieà Newbury mit dem
Ellenbogen an. Er drehte überrascht den Kopf zu ihr herum und sah sie fragend
an.
»Chapman«, flüsterte sie und deutete mit dem Daumen über die
Schulter.
Newbury wandte sich nun ebenfalls um und suchte den Mann hinten im
Raum, nur um sich gleich darauf kopfschüttelnd wieder nach vorn zu drehen.
Gereizt stützte sie sich auf die Stuhllehne und suchte den Industriellen. Die
Frau, die direkt hinter ihr saÃ, machte »tsk-tsk« und verlieh damit ihrem
Missfallen über Veronicas nervöses Gehampel einen deutlichen Ausdruck.
Veronica sank frustriert auf ihren Stuhl. Gleich darauf beendeten die
Automaten das erste Stück, und Newbury und Veronica stimmten in den
begeisterten Applaus ein. Als der richtige Moment gekommen schien, stand
Newbury auf, reichte Veronica die Hand und half ihr beim Aufstehen. So höflich
wie möglich huschten die beiden hinaus, verfolgt vom stummen Starren der
übrigen Anwesenden. Als die Tür hinter ihnen zufiel, setzte die Musik wieder
ein.
Im Flur tummelten sich viele weitere Gäste. Newbury beugte sich nahe
zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Alles in Ordnung?«
Veronica zuckte mit den Achseln. »Eigentlich schon, nur ein bisschen
verunsichert. Er hat mich nicht gerade freundlich angeblickt. Irgendwie kam es
mir ⦠finster vor. Als wollte er mir mit irgendetwas drohen.«
Newbury runzelte die Stirn. »Sind Sie auch sicher, dass Sie Chapman
erkannt haben?«
Veronica nickte. »Ganz sicher.«
Newbury richtete sich auf. »Nun, in diesem Fall wollen wir doch mal
sehen, ob wir ihn nicht irgendwo ausfindig machen können.« Er fasste Veronica
am Arm und führte sie zum Festsaal zurück. Unterwegs kamen sie an einem Schwarm
gackernder Frauen vorbei. Newbury zuckte zusammen, als die Damen vorübergehend
verstummten und miteinander tuschelten. Veronica fragte sich, welch alberne
Geheimnisse sie auf Newburys und Veronicas Kosten miteinander teilten. Sobald
sie das Ende des Gangs erreicht hatten, setzte hinter ihnen das Kichern wieder
ein.
In der kurzen Zeit, die sie nicht im Empfangssaal gewesen waren,
hatte sich die Gästeschar stark vergröÃert, und immer noch trafen weitere ein,
während andere sich aus dem Getümmel lösten und irgendwo im groÃen Haus
verschwanden. Es war heiÃ, und es wimmelte vor Menschen. Die Automaten warteten
geduldig am Rand, beobachteten die Menge und waren sofort zur Stelle, um den
Gästen neue Erfrischungen anzubieten. Newbury spähte über die Köpfe einiger
Würdenträger hinweg. Nach einigen Sekunden beugte er sich wieder herunter und
flüsterte: »Hier ist keine Spur von Chapman zu entdecken, soweit ich es von der
Tür aus überblicken kann. Wollen wir noch eine Runde drehen und uns gründlich
umsehen?«
Veronica nickte. »Mir wäre wohler, wenn wir es täten, und sei es
nur, um mich zu vergewissern, dass ich es mir nicht eingebildet habe.«
»Ich bin sicher, dass dies nicht der Fall ist«, beruhigte Newbury
sie. »Wir wollen ihn nicht scharf angehen, sollten ihn aber auf jeden Fall im
Auge behalten, sofern er tatsächlich hier ist. Kommen Sie.«
Sie schoben sich weiter vor, nahmen von dem Automaten, der neben der
Tür wartete, zwei neue Sektkelche in Empfang und bahnten sich langsam einen Weg
durch die Menge. Im Uhrzeigersinn wanderten sie durch den Saal. Veronica hatte
sich wieder bei Newbury untergehakt, und so manövrierten sie durch das Gedränge
und hielten die Augen offen, ob irgendwo der Industrielle zu erblicken war. Es
dauerte nicht lange, bis sie sich wieder in der Nähe des Haupteingangs
befanden. Dort fanden sie sogar ein wenig Luft und Platz, um durchzuatmen. Sie
beschlossen, eine kleine Pause einzulegen. Während sie mit dem Rücken zur Tür
standen und sich umsahen, trafen immer noch neue Gäste ein. Newbury trank
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