Affinity Bridge
einen
Schluck und betrachtete die Grüppchen in der Nähe. »Vielleicht ist er schon
gegangen?«
»Oder er beobachtet uns von einer anderen Stelle aus.« Veronica
schauderte, als sie es aussprach.
Newbury runzelte die Stirn und wollte gerade antworten, doch dann
drehte er sich abrupt um, weil auf der anderen Seite des Festsaals jemand
geschrien hatte. Stille legte sich über die Gästeschar wie eine dicke Decke,
das Geplauder erstarb. Es war kaum zu verstehen, was da drüben gerufen wurde,
doch es war klar, dass ein Mann einen anderen, der ihn vermeintlich schlecht behandelt
hatte, mit Beschimpfungen eindeckte.
»⦠und noch etwas, Sir! Die Verträge mit Ihrer Firma sagen unter
Umständen wie diesen unmissverständlich eine volle Erstattung zu. Dennoch lässt
die Entschädigung immer noch auf sich warten. Es ist ein schändliches Geschäft,
das Sie da betreiben, und Sie, Sir, sind ein ehrloser Mann!«
Newbury zog die Augenbrauen hoch. Weder er noch Veronica konnten
sehen, was jenseits des Gedränges vor sich ging. Einige Gäste keuchten
erschrocken, und dann teilte sich die Menge, als zwei Automaten, die sich ihrer
Tabletts entledigt hatten, mit klickenden MessingfüÃen einen Gentleman in
mittleren Jahren, der einen schwarzen Anzug trug, zwischen sich zum Ausgang
führten. Sie hielten den Mann an den Schultern fest und schoben ihn
unerbittlich weiter. Der Mann wand sich und sträubte sich, während die
rotierenden Augen der Automaten im schwachen Licht glänzten. Ihre Gesichter
waren starr und stumm. Hinter ihnen stand Joseph Chapman, die Hände in die
Hüften gestemmt. Er sah Newbury an und nickte höflich, dann heftete er den
Blick wieder auf die beiden Messingwächter, die den Mann aus dem Haus
eskortierten. Als ihn alle Gäste einigermaÃen erschüttert und durchaus
fasziniert anstarrten, folgte der Fabrikant seinen Uhrwerksautomaten und
verlieà die Abendgesellschaft durch den Haupteingang. DrauÃen verloren sich die
Proteste des Mannes auf der StraÃe. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die
anderen Gäste sich erholt hatten und das Geplauder wieder in voller Lautstärke
einsetzte. Natürlich war der Skandal, dessen Zeugen sie soeben geworden waren,
das wichtigste Thema.
Newbury wandte sich verblüfft an Veronica. »Nun, meine liebe Miss
Hobbes, Sie hatten zweifellos recht damit, dass Chapman heute zugegen war. Es
scheint mir, als hätte sich das Problem auf wundersame Weise soeben gelöst.«
Veronica lächelte. »Ja, das kann man wohl sagen. Aber was halten
Sie davon? Es scheint mir doch, der unglückliche Gefangene der Automaten könnte
für die weitere Entwicklung unseres Falles ein guter Zeuge sein.«
Newbury nickte. »Ja, das trifft sicherlich zu, und ich bekomme
allmählich den Eindruck, der arme Gentleman könnte etwas Ãhnliches erlebt haben
wie Mister Morgan.«
Veronica machte eine nachdenkliche Miene. »Ja, wirklich. Glauben
Sie, er läuft Gefahr, auch das gleiche Schicksal zu erleiden? Ob wir ihnen
folgen sollten?«
Newbury schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wage zu behaupten, dass der
Mann nicht in Gefahr schwebt, zumindest nicht heute Abend.« Er trank einen
groÃen Schluck aus seiner Champagnerflöte. »Selbst wenn Chapman irgendwie mit
Morgans Tod zu tun hat, war dieser Aufruhr ein wenig zu auffällig, um den Mann
sofort umzubringen. Der Zusammenhang wäre allzu offensichtlich. Die Automaten
werden ihn bis zur nächsten Ecke bringen, und dann wird er zornig und beschämt
in seine Gemächer fliehen. Zweifellos wird Chapman die Gelegenheit ergreifen,
sich vor allen zu brüsten, die ihm nur zuhören wollen.«
Veronica stellte das leere Glas auf eine Kommode. Sofort eilte einer
der Automaten herbei, um es abzuholen. »Aber interessant ist es schon, oder?
Ich meine, nachdem er uns im Konzertsaal während der Vorstellung bemerkt hat.
Es scheint fast, als hätte Chapman diese kleine Farce eigens für uns
aufgeführt. Haben Sie bemerkt, wie er darauf aus war, Ihren Blick einzufangen?«
»Allerdings. Ich frage mich, was er im Schilde führt.« Newbury
beobachtete wieder die Menge, während er sprach. »Wir wollen sehen, ob wir
heute Abend noch herausfinden, wer Chapmans Gegenspieler war. Dann können wir
ihn gleich morgen früh aufsuchen.«
»Und jetzt?«
»Jetzt stürzen wir uns ins Vergnügen.« Er
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