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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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dem Gehstock zu. Dieses Mal brach er dem
Wiedergänger ein paar Zähne aus dem Mund, die klappernd zu Boden fielen. Das Wesen
schien sich nicht weiter daran zu stören, sondern starrte die vermeintliche
Beute mit blutunterlaufenen Augen an. So umkreisten sie einander. Newbury
musste aufpassen, um nicht über die Leiche zu stolpern, die hinter ihm auf dem
Boden lag. Wieder sprang das Wesen ihn an und zielte auf Newburys Kehle, weil
es wohl hoffte, den Gegner zu überwältigen und ihm mit den bloßen Zähnen die
Luftröhre und die Halsschlagader herauszureißen. Da ihm nichts Besseres
einfiel, ließ Newbury die Laterne fallen und warf sich rückwärts zu Boden,
wobei er die Leiche des armen Mannes als Polster benutzte. Dann rollte er sich
rasch zur Seite ab, sprang so schnell er konnte wieder auf und hob Bainbridges
Gehstock. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass die anderen drei Wesen immer
noch eifrig mit den Überresten der Polizisten beschäftigt waren. Es würde aber
sicher nicht mehr lange dauern, bis sie auf ihr neues Opfer aufmerksam wurden.
Er musste den Wiedergänger vor sich möglichst schnell erledigen, wenn er nicht
so enden wollte wie die Bobbys.
    So schlug er einen Bogen und konzentrierte sich auf den Angreifer,
der direkt vor ihm, über den Toten gebeugt, auf eine günstige Gelegenheit für
die nächste Attacke lauerte. Aus der zerstörten Augenhöhle lief ihm das Blut
ins Gesicht, und erst jetzt bemerkte Newbury, dass im Hals des Ungeheuers ein
Brieföffner steckte. Anscheinend war dies nicht das erste Mal, dass es auf
Gegenwehr gestoßen war.
    Newbury hatte auf dem Pflaster einen sicheren Stand gefunden und war
bereit. Nach dem kurzen Ausweichmanöver hatte er die Öllampe wieder an sich
genommen. Inzwischen war ihm klar, dass er dem Wesen, was Kraft und Ausdauer
anging, weit unterlegen war. Also musste er sich etwas anderes einfallen
lassen.
    Der Wiedergänger sprang elastisch wie ein Panther, bleckte noch im
Flug die Zähne und streckte erwartungsvoll die Krallen aus. Dieses Mal schlug
Newbury mit der Lampe zu und traf die Schulter des Wesens. Das heiße Öl
breitete sich in den Haaren und im Gesicht aus. Es zischte, und auf einmal
stand die ganze Kreatur in Flammen. Wie eine Woge aus flüssigem Licht schoss
das Feuer aus der Lampe und fand in der spröden Haut und den zottigen Haaren
neue Nahrung. Binnen Sekunden brannten der ganze Kopf und die Schultern des
Wesens lichterloh. Blind, nachdem die Augen verkocht waren, taumelte es umher.
Newbury ergriff die Gelegenheit und rannte los, schoss an dem brennenden Ungeheuer
vorbei und verschwand taumelnd im Nebel. Die Bisswunde in der Schulter brannte
schrecklich, und die ganze rechte Seite tat ihm weh, wo ihm die Krallen die
Haut aufgerissen hatten. Er holte tief Luft, kämpfte gegen die wirbelnde Dunkelheit
an, die ihn zu verschlingen drohte, und eilte zur Droschke zurück.

19
    Ohne Laterne hatte Newbury Schwierigkeiten, sich im
dichten Nebel zu orientieren. Er stolperte über die Straße und hielt sich, so
gut es eben ging, an den Bordstein. Die Verletzungen in der Schulter und an der
Seite bluteten stark, und er musste sich schwer auf Bainbridges Gehstock
stützen, um sich humpelnd so schnell wie möglich von dem schrecklichen
Geschehen zu entfernen, dem er mit knapper Not entronnen war.
    Der Nebel hüllte alles in seine bedrückenden Tücher, und Newbury
konnte kaum etwas sehen. Das allein hätte ihn nicht weiter gestört, doch er
wusste nicht, ob die Wiedergänger, deren Klauen er gerade entflohen war, die
Verfolgung aufgenommen hatten. Womöglich schlurften sie bereits hinter ihm her,
angelockt vom Geruch des Bluts, das er verlor.
    Er drehte sich kurz um. Hinter ihm war nichts außer einer weißen
Suppe. Er schob den Gedanken an die Albträume, die dort umgingen, beiseite.
Wenn er sich jetzt im Nebel verirrte, würde er wahrscheinlich nie wieder
herausfinden. So konzentrierte er sich lieber darauf, den Rückweg zur Droschke
zu finden: zu Bainbridge, zu Veronica. Wo er in Sicherheit wäre.
    Nach einer halben Ewigkeit hörte er das Röcheln der Dampfmaschine
und seufzte erleichtert. Die Geräusche reichten ihm als Wegweiser durch den
Nebel und die Dunkelheit aus, um seine Freunde zu finden. Er presste sich eine
Hand auf die Schulter und marschierte weiter. Veronica würde ihm sicher
helfen, die Blutung zu stillen, sobald er einmal in der

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