Affinity Bridge
Szenen, die er je hatte ertragen müssen.
Drei Ungeheuer â einen anderen Begriff fand er nicht, um sie zu
beschreiben â waren gerade dabei, die Wachtmeister auszuweiden, die tot auf
dem Boden lagen. Die entstellten Gesichter und das Pflaster ringsherum waren
mit Blutspritzern bedeckt. Dampf stieg aus den warmen Bauchhöhlen auf, während
die Wiedergänger Darmschlingen aus den offenen Leibern rissen und sich gierig
in die Mäuler stopften. Diese Wesen besaÃen zwar noch die Gestalt von Menschen,
hatten aber jede Menschlichkeit verloren. Die Haut schälte sich in langen
Streifen ab, die zottigen Haare fielen auf die Schultern, die schmutzige und
zerfetzte Kleidung hing locker auf den geschundenen Körpern. Das Virus hatte
ganze Arbeit geleistet, und diese Ungeheuer waren jetzt kaum mehr als geistlose
Träger der Seuche, die nur noch töten und sich von den Opfern ernähren konnten.
Sie stanken wie verwesende Leichen, und dieser üble Geruch, dazu die
Ausdünstungen von Blut und Exkrementen, lieà Newbury heftig würgen. Er kämpfte
gegen den Brechreiz an, denn er wollte die Kreaturen nicht auf sich aufmerksam
machen. Die drei Wesen waren völlig in ihr Gelage vertieft, und er wollte nicht
ihr drittes Opfer an diesem Tag werden. Vorsichtig sah er sich um. Ringsherum
wallte dichter Nebel, und man konnte nicht erkennen, ob dort noch weitere Ungeheuer
lauerten. Er war nur noch wenige Schritte von dem Mordopfer und Bainbridges
Gehstock entfernt, der daneben auf dem Pflaster lag. Vermutlich lieÃen die
Wiedergänger den Toten unberührt, weil er schon mehrere Stunden dort gelegen
hatte. Da sie soeben zwei frische Opfer erlegt hatten, mussten sie sich nicht
von dem aufgedunsenen Fleisch der älteren Leiche nähren.
Behutsam und so leise er konnte schlich Newbury weiter. Er wollte so
schnell wie möglich wieder verschwinden. In dieser Situation war ihm Bainbridges
Gehstock im Grunde herzlich gleichgültig. Andererseits würde er eine praktische
Schlagwaffe abgeben, falls er in die Enge getrieben wurde und nicht mehr
weglaufen konnte. Im Moment hörte er nichts auÃer dem Schmatzen der Wesen, die
sich, mit den Rücken zu ihm, an den toten Polizisten labten. SchlieÃlich
überwand er die Angst, die ihm die Wirbelsäule heraufkroch. Er musste einen
klaren Kopf bewahren.
Langsam streckte er die Hand aus, wobei er die drei Wiedergänger
genau beobachtete, und tastete mit den Fingerspitzen nach dem Stock. Zuerst
fand er nichts auÃer kalten, glatten Pflastersteinen, dann endlich berührte er
das Hartholz des Gehstocks. Langsam richtete er sich auf und zog den Stock
herüber. Er kämpfte den Drang nieder, einfach wegzurennen, packte die Lampe
fester und wich langsam zurück, um der albtraumhaften Szene zu entkommen.
Unversehens prallte er mit dem Rücken gegen einen weiteren Wiedergänger.
Newbury stolperte, doch es war schon zu spät. Das Wesen, dessen
stinkender Atem ihm ins Gesicht schlug, stürzte sich auf ihn und biss ihn in
die linke Schulter. Newbury schrie vor Schmerzen auf, als die Zähne des
Angreifers mühelos die Kleidung durchdrangen und eine blutende Wunde aufrissen.
Der Angreifer tastete Newburys Oberkörper ab und wollte ihn offenbar
festhalten, bohrte dem Agenten die Krallen in die Haut und riss den Ãbermantel
auseinander, als bestünde er aus Papier. Newbury trat mit aller Kraft um sich
und konnte das Wesen mit den gestiefelten FüÃen tatsächlich ein wenig
zurückwerfen und abwehren. Das Ungeheuer zögerte einen Augenblick und musste
sogar die Zähne aus Newburys Schulter lösen, dann aber griff es wieder an,
fletschte die Zähne und stieà ein böses Knurren aus.
Obwohl ihm nach dem schraubstockartigen Biss die Schulter wehtat, setzte
sich Newbury so schnell er konnte in Bewegung und drosch dem Wesen den Gehstock
auf die Schläfe. Nach dem wuchtigen Hieb mit dem runden Messingknauf torkelte
das Wesen zur Seite. Der Metallgriff hatte ihm die Knochen rings um das Auge
gebrochen. Newbury sah sich rasch über die Schulter zu den anderen drei
Kreaturen um, die mit ihrer Mahlzeit beschäftigt waren und keine Anstalten
machten, ihn hinterrücks anzufallen. Das Wesen vor ihm rappelte sich jedoch
sofort wieder auf, und Newbury musste abermals den gefährlichen Krallen
ausweichen. Seine Schulter pochte, er spürte das warme Blut im Hemdsärmel
hinablaufen.
Noch einmal schlug er mit
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