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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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niedergeschlagen hatte, und das wächserne Gesicht ließ
vermuten, dass der Tote vor seiner Entdeckung schon eine ganze Weile dort
gelegen hatte. Das war nach Newburys Ansicht kein Wunder, wenn man die
Sichtweite an diesem Morgen bedachte. Der Hals des Toten war gewaltsam verdreht
worden und bildete einen unnatürlichen Winkel zum restlichen Körper. Offenbar
hatte man dem Mann das Genick gebrochen, bevor er zu Boden gesunken war. Er war
zweifellos ein armer Schlucker und offenbar mehr als dreißig Jahre alt. Er trug
einen ungepflegten Bart und hatte langes, zotteliges Haar.
    Bainbridge unterhielt sich mit dem zweiten Polizisten, der ein
wenig abseits dicht vor der Wand stand. Der Uniformierte fror und war offensichtlich
nervös. Newbury schnappte einige Gesprächsfetzen auf. Bainbridge befragte den
Mann eingehend nach den Begleitumständen des Mordes, wer zu welcher Zeit Alarm
geschlagen hatte, wer den Toten gefunden hatte, welcher Beamte zuerst am Tatort
eingetroffen war. Es war eine gründliche Befragung, die keine weiteren Hinweise
ergab, aber immerhin dafür sorgte, dass sie keine vorschnellen
Schlussfolgerungen zogen, bevor sie überhaupt den Toten in Augenschein genommen
hatten. Die Wachtmeister erwähnten den glühenden Polizisten mit keinem Wort,
und es schien so, als gäbe es keine glaubwürdigen Zeugen, die man hinzuziehen
konnte. Newbury wartete, bis Bainbridge zurückkehrte. Der Stock des Inspektors
klickte auf dem Pflaster.
    Â»Charles, wenn Sie keine Einwände haben, würde ich mir jetzt gern
den Toten ansehen.«
    Â»Natürlich. Deshalb sind Sie doch hier, oder?« Newbury konnte
erkennen, dass sein Freund unter großem Druck stand.
    Veronica schaltete sich ein. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich
sein, Sir Maurice?«
    Â»Wenn Sie sich dazu überwinden können, durchsuchen Sie doch bitte
seine Taschen, während ich mir die Verletzungen vornehme.«
    Â»Sofort.« Sie umrundete den Toten, hockte sich auf ein Knie, leerte
die Taschen aus und forschte zwischen mehreren Schichten schmutziger Wolle nach
der Geldbörse.
    Newbury beugte sich unterdessen vor, lockerte den Kragen des Mannes
und betrachtete die weiche Haut an der Kehle. Sie war stark gequetscht und
eingedrückt. Er fasste das Kinn des Mannes und drehte den Kopf hin und her.
Dann hob er murmelnd die linke Hand des Toten hoch und untersuchte die
Fingernägel. Die Hände waren schmutzig, doch man konnte erkennen, dass der Mann
vor seinem Tod in einen Kampf verwickelt gewesen war. Die Knöchel waren blutig,
und unter den Fingernägeln saßen Partikel, da er den Angreifer während des
Kampfes gekratzt hatte.
    Inzwischen hatte Veronica die Geldbörse gefunden und überprüfte den
Inhalt. Newbury warf einen Blick zu Bainbridge, der sich ungeduldig vorbeugte.
Seine Laterne baumelte dicht über Newburys Kopf. »Schon was gefunden?«
    Â»In der Tat. Lassen Sie mir noch einen Augenblick Zeit, um meine
Vermutungen zu bestätigen.« Newbury legte die leblose Hand des Toten auf dessen
Brust und suchte sein Federmesser. »Leuchten Sie doch mal hierher, Charles.« Er
winkte den Polizisten näher heran, dann nahm er wieder die Hand des Toten,
klappte sein Federmesser auf und kratzte die Rückstände unter den Fingernägeln
heraus. Anschließend legte er den Arm des Toten wieder auf den Boden und hob
die Klinge ins Licht, um genauer zu betrachten, was er herausgekratzt hatte.
»Ah, genau wie ich es mir dachte.«
    Â»Was denn, Mann?« Bainbridge sah mit gerunzelter Stirn zu und wollte
endlich hören, was Newbury gefunden hatte.
    Newbury stand auf. »Geben Sie mir die Lampe, und betrachten Sie die
Kehle des Mannes. Am Larynx werden Sie etwas sehr Interessantes finden.«
    Bainbridge legte den Stock neben dem Toten auf den Boden und kniete
nieder. »Wo, bitte?«
    Â»Am Adamsapfel.«
    Bainbridge ließ sich Zeit. Schließlich richtete er sich wieder auf
und wandte sich an Newbury. »Blaues Pulver.«
    Â»Genau. Es hat sich auf dem Kragen niedergeschlagen und ist in die
aufgerissene Haut eingedrungen, weil der Angreifer die Kehle des Opfers gepackt
hat.« Er hob das Federmesser und gab Bainbridge die Laterne zurück. »Auch unter
den Fingernägeln sind Spuren davon. Er hat die Hände des Mörders zerkratzt, als
er Widerstand geleistet hat und sich befreien wollte. Wahrscheinlich musste der
Mörder ihm am Ende das Genick

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