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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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Clique, mit der ich unterwegs war, aus sieben Jungs bestand und ich das einzige Mädchen war. Mir machte das nichts aus; ich war selbstbewusst und hatte meinen Spaß. Wir nahmen einen ganzen Tisch ein und rückten noch Stühle heran, damit alle Platz fanden. Wir trankenMilchshakes, aßen Kuchen und alberten herum. Ein hübsches Mädchen in Begleitung von sieben Jungs – da schaute schon so mancher zu uns herüber. Ich war es gewöhnt, die Blicke auf mich zu ziehen, und wie immer achtete ich nicht besonders darauf. Bis auf einmal ein Mann auf unseren Tisch zusteuerte.
    »Darf ich mich zu euch setzen?«, fragte er höflich.
    Er sah verdammt gut aus, war älter als meine Begleiter und seine Kleidung und sein souveränes Verhalten verrieten sofort, dass er aus Europa kam. Er streifte mich mit einem interessierten Blick.
    Mein Gott, dachte ich, der ist aber ganz schön mutig.
    Verdutzt rückten meine Freunde einen Stuhl für ihn heran. Gleich bestellte er eine neue Runde für uns alle und das Eis war gebrochen. So wie er mich mit seinen Blicken streifte, war mir sofort klar, dass ich ihm gefiel. Auch er gefiel mir, außerordentlich gut sogar, und ich fand es ungeheuerlich, dass er es gewagt hatte, einfach so an unseren Tisch zu kommen, wo ich doch mit sieben Jungs unterwegs war. Was, wenn einer dieser jungen Männer mein Freund gewesen wäre? Dann hätte es mächtigen Ärger gegeben, denn Afrikaner verstehen bei solchen Angelegenheiten nicht viel Spaß. Dass er das riskierte, sich so selbstverständlich zu uns gesellte und sofort mit mir ein Gespräch anfing, das nahm mir fast den Atem.
    Du lieber Himmel! Der ist nur meinetwegen an unseren Tisch gekommen, schoss es mir durch den Kopf. Ja, ich muss zugeben, ich fühlte mich geehrt, dass sich ein so eleganter und weltgewandter Mann für mich interessierte.
    »Ich war schon lange nicht mehr in Accra«, sagte er. »Eigentlich kenne ich mich überhaupt nicht mehr aus. Um das ganze Viertel des Makola-Marktes haben sie eine Menge neu gebaut, nicht wahr?«
    »Ja«, erklärte ich, »Rawlings hat den Markt abreißen lassen. Und jetzt wird dort wie verrückt gebaut. Es gibt ein Einkaufszentrum und neue Lokale …«
    »Sag mal«, unterbrach er mich, »hättest du Lust, mir das zu zeigen?«
    »Du meinst jetzt?«
    Der Mann lächelte und warf einen kurzen Blick in die Runde meiner Freunde.
    »Wenn das in Ordnung ist? Ich möchte dich natürlich nicht deinen Freunden entführen.«
    Ich fragte die Jungs, ob sie etwas dagegen hätten, wenn ich unserem neuen Bekannten eine kleine Stadtführung gäbe.
    »Kein Problem!«, riefen sie gleichzeitig. »Wir sehen uns, Harriet.«
    Der Mann stutzte kurz, sah mir ins Gesicht.
    »Du heißt Harriet?!«
    »Ja. Warum?«
    »Das erzähle ich dir später«, meinte er nachdenklich. »Ich heiße übrigens Anthony.«
    Und dann erwies sich Anthony als wirklich großzügig:
    »Wisst ihr was?«, rief er meinen Freunden zu. »Solange Harriet mir die Stadt zeigt, seid ihr meine Gäste! Alles, was ihr trinkt, geht auf meine Rechnung.«
    Er gab dem Barkeeper ein Zeichen, das mit einem Nicken erwidert wurde.
    »Er ist ein Freund von mir«, vertraute Anthony mir an. »Ich wohne nämlich hier gleich um die Ecke.«
    Meine Kumpel nahmen sein Angebot begeistert an. Kaum waren wir weg, liefen sie nachhause und holten noch ein Dutzend weitere Verwandte und Freunde, damit sie sich alle auf Kosten dieses großzügigen Fremden betrinken konnten.
    Während der Autofahrt durch Accra wurde mir schnell klar, dass sich Anthony sehr wohl auskannte – eigentlich zeigte er mir die Stadt, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ob ich dieses Einkaufszentrum schon kannte, wollte er wissen, und jenes elegante Geschäft. Anschließend ging er mit mir einkaufen und machtemir eine Menge Geschenke. Ich begriff, dass ich es bislang nur mit unreifen Jungs zu tun gehabt hatte und dieser Anthony einer ganz anderen Kategorie angehörte: Er war ein richtiger Mann. Ein Mann mit Manieren, mit Bildung, mit Stil und mit Geld. Ein Mann aus der Oberschicht, der souverän wusste, wie er sich verhalten musste. Er behandelte mich mit einer mir unbekannten Liebenswürdigkeit zuvorkommend und höflich, als sei ich eine Prinzessin. Langsam, aber sicher verlor ich mein Herz an ihn.
    Die Stunden vergingen wie im Flug. Als er mich gegen sechs Uhr abends zuhause absetzte, sah er mir in die Augen. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Sollte es das gewesen sein? Würde ich diesen Mann niemals wiedersehen?
    »Hast du

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