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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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Lust«, fragte er mich, als hätte er meine Gedanken gelesen, »später mit mir zu Abend zu essen? Sagen wir um neun?«
    Natürlich hatte ich Lust. Auf wackeligen Beinen verließ ich seinen Wagen und ging zu unserem Haus, beladen mit seinen Geschenken. Mir war klar, dass dies der Beginn einer großen Liebesgeschichte sein würde, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
    Als er mich später zum Essen abholen wollte, ereignete sich etwas Lustiges. Vom Fenster aus beobachtete ich, wie Anthony auf unsere Haustür zuging und im Garten prompt auf meinen Vater stieß. Ich hielt den Atem an. Anthony verhielt sich wirklich ziemlich dreist, aber wir hatten versäumt, einen Treffpunkt für unser abendliches Rendezvous zu verabreden, so aufgeregt war ich gewesen. Mein Vater herrschte den Eindringling ziemlich rüde an: »Wer sind Sie? Was wollen Sie von meiner Tochter?!« Da sank Anthony vor ihm auf die Knie und bat ihn um die Erlaubnis, mich zum Essen auszuführen. Das kam für meinen Vater natürlich überhaupt nicht infrage und Anthony zog kleinlaut wieder ab.
    Ich hatte mich bereits schön gemacht und fragte mich, was nun geschehen würde. Aber es dauerte nur wenige Minuten, und ein paar Jungs kamen in den Garten gelaufen und fragten nachmir. Anthony hatte sie geschickt, damit ich erfuhr, wo er auf mich wartete.
    Ich schlich mich aus dem Haus. Dass ich schon immer meinen eigenen Kopf hatte, sollte sich auch jetzt nicht ändern. Im Verlauf jenes Abends musste ich mir eingestehen, dass ich mich verliebt hatte. Über beide Ohren – so, wie es mir noch nie zuvor passiert war. Und dieser wunderbare Mann, der im fernen London lebte und nur zu Besuch in Ghana war, liebte mich auch.
    Von da an trafen wir uns fast jeden Tag. Über Anthonys Leben in London erfuhr ich nicht viel. Er habe dort ein gut gehendes Restaurant, erzählte er. Und dass ich seiner geliebten Schwester sehr ähnlich sähe, die vor ein paar Jahren Miss Ghana geworden war.
    Meinen Namen hatte Anthony bereits im »After Eight« erfahren. Erst viel später gestand er mir, welchen Eindruck dieser zusammen mit der großen Ähnlichkeit zu seiner Schwester auf ihn gemacht hatte. Denn seine verstorbene und von ihm sehr verehrte Mutter habe auch Harriet geheißen.
    Ehrlich gesagt, glaubte ich ihm diese Geschichte zunächst nicht. Ich hielt sie für eine verliebte Lüge, um mich zu beeindrucken und möglichst schnell rumzukriegen. Harriet war wirklich ein sehr seltener Name in Ghana. Warum sollte ausgerechnet seine Mutter so geheißen haben wie ich?
    Bald stellte Anthony mich seiner Schwester vor. Das ist in Ghana ein bedeutsames Zeichen. Wenn ein Mann die neue Freundin seiner Familie und allen Freunden vorstellt, geht es nicht nur um Sex. Anthony nahm mich überallhin mit. Seine Schwester mochte ich gerne. Wir sahen uns damals tatsächlich sehr ähnlich: Wenn wir miteinander ausgingen, fragte man uns oft, ob ich ihre Nichte sei.
    Noch in der Woche, in der wir uns kennenlernten, hat Anthony mich mit zum Grab seiner Mutter genommen. Da stand in Stein gemeißelt, dass sie tatsächlich denselben Namen wieich getragen hatte. Meine Mutter wiederum heißt Antonia. Dass Anthony und ich so heißen wie die Mutter des jeweils anderen, erschien auf einmal auch mir als ein deutlicher Wink des Schicksals. In Afrika kommt den Müttern eine große Bedeutung zu. Ihr Segen ist entscheidend für Wohl und Weh. Und konnte diese Namensgleichheit etwas anderes bedeuten als einen Segen?
    Nein, Anthony hat mich nicht gleich am ersten Tag küssen dürfen. Da hatte er schon eine Weile um mich werben müssen. Auch habe ich mir damit Zeit gelassen, mit ihm zu einem richtigen Liebespaar zu verschmelzen. Das ist im Haus seiner Familie geschehen, ganz in der Nähe vom »After Eight«.
    Erst vor ein paar Monaten bin ich an diesem Haus vorbeigefahren. Rasch und ohne aufzufallen, denn ich bin Anthony seit vielen Jahren nicht mehr begegnet. Als ich das Haus sah, stockte mir der Atem: »Harriet’s Villa« steht dort in roter Schrift auf dem weißen Verputz. Nach all den Jahren. Seitdem versuche ich, mir einzureden, dass dies eine Hommage an seine verstorbene Mutter ist – aber so recht glauben kann ich es selbst nicht.
    Anthony ist 27 Jahre älter als ich. Als wir uns kennenlernten, war er 44 und ich 17. Man sah ihm sein Alter nicht an; er wirkte immer viel jünger und war in jeder Hinsicht ein attraktiver Mann. Der Unterschied an Jahren – er war schließlich im Alter meines Vaters – hat mir nie etwas

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