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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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sie sich bei dieser beschwert, wenn sich ihr Mann eine zweite Frau nimmt. Die Verwandten des Mannes intervenieren dann mitunter tatsächlich und rufen ihn zur Ordnung. Darum ist es für eine Frau immer sehr wichtig, zu allen Teilen der Verwandtschaft gute Beziehungen zu pflegen, um im Ernstfall Verbündete zu haben.
    Mein eigener Großvater mütterlicherseits war ein sehr gut aussehender Mann. Er hatte eine relativ helle Hautfarbe und wundervolles gewelltes Haar. Es hieß, sein Urgroßvater sei Engländer gewesen. Und dieser Großvater war ein überzeugter Polygamist. Meine Oma war seine Lieblingsfrau. Als Jüngste von drei Ehefrauen war ihr wegen ihres Kinderreichtums – sie hatte ihrem Mann neun Kinder geboren – eine sehr ehrenvolle Stellung sicher.
    Ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Er wohnte nicht mit meiner Großmutter zusammen, sondern in seinem eigenen Haus. Er hatte zahllose Enkel, holte mich aber besonders oft von zuhause ab und unternahm mit mir etwas Schönes. Er kam manchmal frühmorgens zu Fuß von Bukom nach Adabraka, um mit mir spazieren zu gehen, denn es hieß, dass der Morgentau gut für kranke Kinder sei. Wenn ich bei meiner Oma war und sie ihn besuchte, dann bin ich immer dabei gewesen. Außerdem war mein Großvater sehr großzügig mit »Milo« und »Horlicks«, meinen damaligen absoluten Lieblingsgetränken.
    »Milo« ist eine Art Kakaopulver, das mit heißem Wasser angerührt wird. Wie die meisten Kinder in Ghana war ich »Milo«-süchtig. Noch verrückter, sofern das überhaupt ging, war ich nach »Horlicks«, einer Art weißen Schokoladencreme, die man ebenfalls zu einem Getränk aufgießen oder auch einfach nur so löffeln kann. Einmal hatte ich so viel davon getrunken, dass ich mich übergeben musste. Und noch heute wird mir schlecht, wenn ich »Horlicks« nur rieche.
    Laut afrikanischer Tradition muss ein Mann nicht für seine Frau und seine Kinder aufkommen. Ein guter Vater, der seine Ehefrau liebt, unterstützt sie natürlich, aber er ist nicht dazu verpflichtet. Kinder sind Frauensache, es reicht, wenn der Mann die Kinder anerkennt. Nicht selten unterstützt die Frau den Mann, besonders in der Polygamie versucht sie oft, ihn auf diese Weise an sich zu binden. Darum schauen die Männer, wenn sie ans Heiraten denken, in erster Linie nicht auf die Schönheit einer Frau, sondern darauf, wie fleißig sie ist. Eine fleißige Frau hat die größten Heiratschancen. Außerordentliche Schönheit stimmt afrikanische Männer dagegen misstrauisch: Wer weiß, ob eine solch begehrenswerte Frau auch treu ist? Gerade ich sollte noch am eigenen Leib erleben, wie zerstörerisch die Eifersucht eines afrikanischen Mannes sein kann.
    Natürlich gibt es zwischen den einzelnen Ehefrauen eines Polygamisten Spannungen. Eifersüchtig wird darüber gewacht, welche der Rivalinnen mehr Zeit, Aufmerksamkeit und womöglich finanzielle Zuwendungen erhält. Dies treibt viele Frauen zu Voodoo-Priestern, die der verhassten Person ernsthaften Schaden zufügen können – sofern genügend Geld im Spiel ist. Die Geschädigten merken das natürlich und nehmen ihrerseits Zuflucht zum Voodoo. So geht das oft jahrelang hin und her und die Fehde steigert sich ins Unermessliche. Bis jemand stirbt, was manchmal ganz schnell geht: Eine vermeintliche Beleidigung kann genügen, um tödlichen Voodoo-Zauber auf sich zu ziehen. Ich hatte von klein auf großen Respekt vor den Voodoo-Priestern, doch meine frühe christliche Prägung empfand ich auch als persönlichen Schutz vor diesen Kräften.
    Als Kind war ich auf einer Missionsschule, und zwar auf der Liberty Avenue Methodist Primary (LAMP), die genau hinter dem Grundstück lag, auf dem unser Haus stand. Ich musste also nur zweimal um die Ecke sausen und schon war ich dort. Der Bibelunterricht, den wir hauptsächlich in der Sonntagsschule abhielten, hatte es mir besonders angetan; ich sog all die Geschichten in mich auf wie ein trockener Schwamm. Vor allem die von Samuel liebte ich, denn laut unserer Lehrerin war er ein so braves Kind gewesen, dass sich Gott entschlossen hatte, direkt mit ihm zu sprechen. Das faszinierte mich und ich wollte unbedingt ein braves Kind sein, damit Gott auch zu mir direkt sprach. Natürlich tat er das nie und irgendwann begriff ich, dass ein normaler Mensch die mächtige Stimme Gottes gar nicht überleben würde. Und doch: Auf die eine oder andere Weise spricht Gott schon mit mir. Nur ganz anders, als ich es mir als Kind vorgestellt hatte.
    Der

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