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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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ausgemacht, im Gegenteil. In Afrika hat man zu diesem Thema eine andere Meinung als in Europa: Da ältere Männer junge Frauen immer gut versorgen werden, sind sie eine gute Partie. An solchen Beziehungen nimmt bei uns niemand Anstoß.
    Für mich war Anthony der Traummann schlechthin. Er war weltgewandt, hatte Humor, wusste eine Menge Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte. Zu Beginn unserer Beziehung schien er nur einen einzigen Fehler zu haben: Er rauchte. Rauchen wird in Afrika nicht gerne gesehen, bei Frauen schon gar nicht. Auchbei Männern macht es keinen guten Eindruck. Anthony hatte vom vielen Rauchen ganz dunkle Finger. »Warum hast du so schwarze Finger«, fragte ich ihn einmal herausfordernd, wie es eben meine Art ist. »Du hast doch nicht etwa Aids?!« Als er das nächste Mal aus London zurückkam, fiel mir die Veränderung zunächst nicht einmal auf.
    Irgendwann fragte er mich: »Ja, merkst du denn gar nichts?!«
    »Was denn?«
    »Ich rauche nicht mehr!«
    Und tatsächlich hat er seither keine Zigaretten mehr angerührt. Das schmeichelte mir natürlich. Gleichzeitig bewunderte ich ihn für seine Charakterstärke, denn dass es schwierig ist, mit dem Rauchen aufzuhören, das wusste ich. Er wollte mir offensichtlich gefallen, sonst hätte er diese Angewohnheit niemals aufgegeben. Darüber freute ich mich sehr.
    Ich fühlte mich wie im siebten Himmel. Natürlich war mein Liebster immer wieder viele Wochen in London, ehe er nach Ghana zurückkam. Seine Freunde erzählten mir, dass er vor unserer Beziehung mitunter jahrelang in London geblieben sei. Jetzt, seit er mit mir zusammen war, kam er alle paar Monate nach Accra, wo er genauso viel Zeit verbrachte wie in London.
    Ich ging weiter zur Schule, schließlich hatte ich große Pläne. Noch immer wollte ich Pilotin werden, an zweiter Stelle stand eine gehobene Position bei einer Bank. Schon als kleines Mädchen hatte ich meine Mutter täglich zur Bank begleiten dürfen, wo sie morgens die Einkünfte des vorangegangenen Tages ablieferte und ihr Wechselgeld holte. Die Bankangestellten in ihren schicken Kostümen schienen mir immer sehr beneidenswert.
    Meine Eltern wussten von meiner Beziehung zu Anthony nichts, da man, wie bereits erwähnt, in Afrika nicht über lockere Liebesbeziehungen spricht. Natürlich ahnten sie, dass ich jemanden hatte, wenn ich über Nacht wegblieb, und vielleicht sahen sie Anthony und mich gelegentlich zusammen. Aber ichgalt als erwachsen und konnte tun und lassen, was ich wollte, solange sich dies im üblichen Rahmen bewegte.
    In diesen Jahren ging eigentlich jeder aus meiner Familie eigene Wege. Meine große Schwester war auf dem Sprung, ihren Traum von einem Leben in London zu verwirklichen. Mein Vater war nicht viel zuhause, worüber ich mir damals nicht den Kopf zerbrach. Meine Mutter ging ihren Geschäften nach, auch wenn sie sich von der Zerstörung des Makola-Marktes nicht wirklich hatte erholen können. Außerdem musste sie meine kleine Schwester versorgen, Ama Tanowaa, und eines Tages stellte sich heraus, dass sie an derselben Krankheit litt, die mich über all die Kinderjahre verfolgt hatte.
    Es waren die Anfälle. Das arme Mädchen war noch keine fünf Jahre alt, als sie Ama Tanowaa regelmäßig und in einer Heftigkeit, die ich selbst kaum erlebt hatte, niederwarfen. Wieder ging meine Mutter mit dem Kind zu Ärzten und Heilern. Zu unserer großen Enttäuschung war die alte Frau, die mir damals geholfen hatte, inzwischen verstorben. Und niemand hatte ihre Heilkunst bewahrt.
    Ich liebte meine kleine Schwester sehr. Sie war mir in vielem ähnlich, nicht nur in der Krankheit, die ein ernstes Kind aus ihr machte, so wie damals aus mir. Doch ich war 15 Jahre älter als sie, ein Altersunterschied, der in diesem Lebensabschnitt viel bedeutet. Ich lernte, war in der Schule immer unter den fünf Besten, hatte Spaß mit meinen Freundinnen und sehnte mich nach Anthony. War er im Land, verbrachte ich so viel Zeit mit ihm wie nur möglich.
    Die Familie meines Freundes war sehr angesehen und mächtig – sie ist es heute noch. Seit Generationen nimmt sie am politischen Geschehen teil, sitzt in der Regierung und in wichtigen Ämtern. Ich habe es immer als ein besonderes Zeichen gedeutet, dass Anthonys Familie ursprünglich aus den Vierteln am Meerstammt, wo auch Bukom liegt. Dort sind sie nicht nur die führende Familie, sondern den Mitgliedern werden auch spirituelle Aufgaben zugeordnet.
    Ist in Bukom das Meer aufgewühlt, sodass die

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