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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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äußerte, aber nicht weniger lästig war. In der Sprache meiner Mutter nennt man diese Krankheit Ablame .
    Ablame trat immer als Anfall auf. Ganz plötzlich verdrehte ich die Augen, bis nur noch das Weiße meiner Augäpfel zu sehen war, verlor das Bewusstsein und verfiel in Zuckungen. Schaumiger Speichel rann aus meinem Mund. Diese Anfälle erinnerten stark an Epilepsie, aber die Ärzte verwarfen diese Diagnose. Niemand konnte sich meine Ablame erklären. Ich verbrachte viel Zeit stationär im Krankenhaus. Wenn ich heute dort vorbeifahre, schaue ich immer zu dem Fenster hoch, hinter dem ich gelegen habe. Meine Mutter ließ nichts unversucht, um die Krankheit zubesiegen. Sie war entschlossen, nicht aufzugeben, und brachte mich zu jedem Arzt, den sie kannte. Als mir allerdings keiner von ihnen helfen konnte, probierte sie es mit traditionellen Heilern.
    In Westafrika ist der Glaube an die alten Voodoo-Götter noch stark verbreitet, besonders unter der armen Bevölkerung. Die Menschen haben kein Problem damit, Christentum und Voodoo-Praktiken je nach Bedarf miteinander zu vermischen. So war es auch bei meiner Mutter. Half das eine nicht, konnte vielleicht das andere Linderung bringen. In Bukom war damals jede fünfte Hütte ein Voodoo-Haus. In unmittelbarer Nähe des Grundstücks meiner Oma befand sich eines, in dem eine mächtige alte Priesterin hinter einem weißen Vorhang die Götzenbilder hütete.
    Es heißt, die Götter des Voodoo seien die gefallenen Engel, die gemeinsam mit Luzifer nach seinem Aufstand im Himmel zur Erde gestürzt worden waren. Einige von ihnen waren auf die Erde, andere ins Meer gefallen, wo sie bis heute ihre Macht ausüben. Dass sie, sofern man es zulässt, eine gewisse Kraft besitzen, habe ich am eigenen Leib erfahren. Ich habe gesehen, wie sich die Götter ihre Priesterin aussuchen, die sich dann, ob sie will oder nicht, in Trance und Zuckungen auf den Weg ins Voodoo-Haus macht. Ich habe gesehen, wie Menschen krank geworden und gestorben sind, weil jemand einen Voodoo-Zauber gegen sie verhängt hatte. Einer meiner liebsten Cousins ist auf diese Weise umgekommen. Doch ich weiß auch, dass derjenige, der sich mit dem Glauben an Jesus Christus wappnet, für jeden Voodoo-Zauber unangreifbar ist. Darum fühle ich mich sicher, bewege mich bei meiner Arbeit für African Angel ohne Angst zwischen diesen Menschen und erlebe, wie groß ihre Achtung und ihr Respekt mir gegenüber ist. So groß, dass mich neulich ein Voodoo-Priester bat, seinen Sohn bei uns aufzunehmen, um ihm eine christliche Erziehung zu ermöglichen. Diesen Wunsch habe ich gerne erfüllt, auch wenn African Angel zurzeit aus allen Nähten platzt und ich eigentlich einen Aufnahmestopp verhängt hatte, bis unser Neubau bezugsbereit ist.
    Meine Mutter schleppte mich als Kind und noch als Jugendliche zu diesen Priestern, von denen manche für ihre Heilerfolge berühmt und bekannt sind. Es heißt, sie können in die »andere Welt« schauen, die Welt, die hinter den sichtbaren Dingen das Verborgene enthält, und dort »lesen«, was die Ursachen für Leid und Krankheit sind. Doch mir und meiner Krankheit gegenüber waren sie alle machtlos.
    Das hielt sie allerdings nicht davon ab, allerhand an mir auszuprobieren. Ich bekam Amulette und Medizin in jeder Form. Über mir wurden Rituale vollzogen und Geister beschworen. Manche ritzten mir mit einer Rasierklinge feine Linien in die Haut und schoben zerriebene Kräuter in die Wunde. Aus dieser Zeit habe ich auf meiner Wange und meinem Dekolleté noch einige winzige, parallel verlaufende und dunkel gefärbte Narben. Mein Vater sorgte dafür, dass sie sehr dezent blieben, denn die Ashanti halten nicht viel von diesem Unsinn. So hat es sich niemand erlaubt, mich mit großen Narbenlinien zu verunstalten, wie es bei anderen Stämmen durchaus der Fall war. Heutzutage wird dieses Ritual in der Regel nicht mehr praktiziert. Trifft man aber in Afrika einen Erwachsenen, der solche Narben im Gesicht trägt, dann weiß man, dass er als Kind eine Krankheit hatte, mit der niemand etwas anzufangen wusste.
    Meine plötzlichen Anfälle wurden mir mit zunehmendem Alter immer unangenehmer. Zuhause war jeder daran gewöhnt, dass ich von einem Moment auf den anderen umfiel, zuckte und dann in einen Schlaf verfiel; davon nahm schon fast niemand mehr Notiz. Überkam mich aber in aller Öffentlichkeit ein solcher Anfall, sei es in der Schule oder auf dem Markt, dann gab es immer ein Riesentheater. Alle wichen vor mir

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