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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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zurück, betrachteten mich mit Vorsicht, als würde von Zeit zu Zeit ein Zauber über mich kommen.
    In unserer Familie hatte es schon in früheren Generationen solche Fälle gegeben, aber bei niemandem war die Krankheit soheftig und so hartnäckig aufgetreten. Bei den meisten anderen war der ganze Spuk mit Einsetzen der Pubertät verschwunden – nicht bei mir. Und wieder machte sich die Furcht breit, ich würde nicht mehr lange leben.
    Ich kann mich noch daran erinnern, dass mich meine Großmutter manchmal, wenn sich ein Ablame -Anfall ankündigte, in ihre Arme riss und mit mir davonlief, irgendwohin – und eine Menge Leute hinter uns her, die sehen wollten, ob ich jetzt sterbe oder nicht. Damals verbrachte ich wieder viel Zeit in Bukom, meiner zweiten Heimat.
    Meine Mutter, die auch mit dieser Krankheit nicht gut umgehen konnte, tat wie gesagt alles, um mich zu heilen. Sie liebte mich sehr, manche Verwandten behaupten, ich sei immer ihr Liebling gewesen. Erzählte also jemand meiner Mutter etwas von einem Heiler, von dem sie noch nie gehört hatte, dann schleppte sie mich dorthin. Unermüdlich war sie mit mir unterwegs und dabei war es ihr ziemlich egal, aus welcher Richtung der Heiler seine Kraft bezog. Die Voodoo-Priester hatten mir die Narben ins Gesicht geritzt, traditionelle Heiler gaben mir Medizin, von der niemand wusste, was sie enthielt, und einmal steckte mich meine Mutter sogar für Monate in eine Kirche, die für ihre Erfolge im Gesundbeten bekannt war. Jeden Morgen um vier Uhr weckte mich die Priesterin und nahm mich mit zum Beten. Wir beteten und beteten, aber die Anfälle kamen wieder. Tagsüber ging ich von dort aus zur Schule, danach wieder zurück zum Beten. Außer mir wohnten noch andere Kranke in dieser Kirche, ich war allerdings die einzige Jugendliche und habe mich entsetzlich gelangweilt. Was war ich erleichtert, als ich endlich wieder nachhause durfte!
    Ich war vielleicht zwölf oder 13 Jahre alt, als meine Mutter wieder einmal eine Adresse von einer Heilerin erhalten hatte. An einem Samstagmorgen weckte sie mich in aller Frühe. Ich rieb mir die Augen, draußen war es noch dunkel.
    »Komm«, sagte sie leise, um die anderen nicht zu wecken. »Zieh dich an. Wir haben einen weiten Weg vor uns.«
    Ich stöhnte. Schon wieder, dachte ich, und zog mich verschlafen an. Ich war kein bisschen neugierig, zu welchem Heiler mich meine Mutter diesmal schleppen würde. Es würde ja doch nicht helfen.
    Meine Mutter hatte nicht gelogen, es war tatsächlich ein weiter Weg und wir waren zu Fuß unterwegs. Wir gingen und gingen und gelangten schließlich weit außerhalb der Stadt zu einem Waldstück. Darin stand, mitten auf einer Wiese, ein Haus. Wir setzten uns unter einem Baum auf eine Bank und warteten. Nichts geschah. Es war bereits später Vormittag und ich döste ein wenig im Schatten. Da stieß mir meine Mutter ihren Ellenbogen in die Seite. Vor mir stand eine hochgewachsene, magere alte Frau. Ihre Augen blickten gütig auf mich herab.
    »Was führt euch zu mir?«, fragte sie. Ihre Stimme klang uralt und wie aus großer Ferne. Ich fasste sofort Vertrauen zu dieser alten Dame.
    Meine Mutter schilderte meinen Fall, woraufhin mich die Heilerin lange betrachtete. Schweigend. Und als ich schon dachte, auch ihr falle nichts zu meiner Krankheit ein, da ging sie in ihr Haus zurück und blieb lange dort drinnen. Meine Mutter und ich warteten. Schließlich kam sie wieder und reichte mir eine Kalebasse mit einer Flüssigkeit.
    »Hier«, sagte sie, »trink das.«
    Ich trank. Es schmeckte nicht gut, weder bitter noch süß, weder salzig noch scharf. Ein Geschmack, den ich nicht beschreiben kann. Die alte Frau nahm mir das leere Gefäß aus der Hand und betrachtete mich lange. Schließlich reichte sie meiner Mutter eine Flasche.
    »Sie muss täglich davon bekommen«, sagte sie zu ihr.
    Dann richtete sie ihre Augen wieder auf mich. Ihr Lächeln legte ihr Gesicht in tausend Falten.
    »Die Anfälle werden nicht wiederkommen, mein Kind. Lebt wohl. Gott sei mit euch.«
    Meine Mutter legte ein paar große Geldscheine in die Hand der Alten. Sie lächelte nur und nickte mir zu. Dann wandten wir uns wieder zum Gehen.
    Die Heilerin behielt recht: Ich trank täglich aus der Flasche, bis sie leer war. Ablame ist nie wiedergekommen.
    DIE VERSCHWIEGENEN PLÄNE
DER MUTTER
    Von da an sagte niemand mehr, ich würde bald sterben. Ich war ein kräftiges Mädchen geworden, wenn auch immer noch klein und zierlich. Aber ich war zäh,

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