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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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hatte einen festen Willen und galt zudem als außergewöhnlich hübsch.
    Von klein auf hatte ich durch meine Krankheiten eine Sonderstellung innegehabt. Jeder hatte mich wie eine Prinzessin behandelt. Vielleicht ist das auch der Grund gewesen, warum mich meine Schwester Emily nicht besonders gemocht hat. Wir hatten nie viele Gemeinsamkeiten und mit den älteren Nachbarsmädchen verstand ich mich besser als mit Emily. In Afrika ist es üblich, Schwestern in demselben Stoff einzukleiden. Wenn wir dann in den gleichen Kleidern daherkamen, sagten die Leute: »Oh, wie süß das Püppchen darin aussieht, wie gut ihr das steht!«, während sie meine ältere Schwester nur kurz mit einem abschätzigen Blick streiften. Sie entsprach einfach nicht dem damaligen Schönheitsideal. Es war natürlich dumm von den Erwachsenen, auf diese Weise Neid und Eifersucht zwischen uns zu säen.
    Auch die Tatsache, dass ich grundsätzlich bekam, was ich wollte, ging Emily auf die Nerven. Schon als Kind liebte ich Bier und meine Eltern erlaubten mir, davon zu trinken. Damals glaubte man, dass Alkohol einem kranken Kind in Maßen guttut, dass Bier die Krankheit aus dem Körper herausspült. Meine Schwester bekam daher kein Bier, denn sie war ja gesund. Ich musste auch nie aufessen, was auf den Teller kam. Oft hatte ich an dem, was meine Mutter für uns gekocht hatte, sogar einiges auszusetzen. Dann stellte sie sich geduldig hin und kochte für mich etwas anderes. Emily dagegen durfte sich ein solches Verhalten nicht erlauben. Durchaus verständlich also, dass meine Schwester nicht gut auf mich zu sprechen gewesen ist. Wenn ich meine Anfälle bekam, dann hatte Emily Mitleid mit mir undwar freundlich, als sich aber herausgestellt hatte, dass ich so bald nicht sterben würde, zeigte sie mir die kalte Schulter.
    Auf der anderen Seite hatte auch ich allen Grund, auf meine Schwester eifersüchtig zu sein. Von Anfang an hatte meine Mutter nämlich bestimmt, dass ich nur die Grund- und Mittelschule besuchen durfte, dann aber die Schule verlassen und ihr auf dem Makola-Markt helfen sollte, Waren zu verkaufen. Und eines Tages würde ich ihr Geschäft übernehmen. Nicht, dass sie mit mir je darüber gesprochen hätte. Sie hatte das einfach beschlossen, ohne dass ich ein Wörtchen mitzureden hatte. Als ich elf Jahre alt war, musste ich täglich nach der Schule noch in meiner Schuluniform direkt zum Makola-Markt kommen und meiner Mutter helfen. Samstags durfte ich nicht mehr zu meiner geliebten Oma nach Bukom, stattdessen wurde ich in aller Herrgottsfrühe geweckt und musste meine Mutter begleiten. Nicht so meine Schwester. Sie durfte das Gymnasium besuchen, lernen und sich am Wochenende mit ihren Freundinnen vergnügen, während ich auf dem Markt schuftete.
    Dabei wollte auch ich das Abitur machen und später studieren. Mir war das Lernen schon immer leichtgefallen; ich liebte es, zur Schule zu gehen. Aber ich stellte mich auch auf dem Markt geschickt an, und meine Mutter behauptete, keine verkaufe so gut wie ich. Es änderte nichts – ich hasste die Arbeit auf dem Markt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich tagtäglich den weiten Weg von meiner Schule zum Makola-Markt trottete. Meine Mutter gab mir zwar jedes Mal Fahrgeld für den Bus, doch meistens konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und setzte dieses Geld bereits in der Pause in Süßigkeiten um. Eilig hatte ich es sowieso nie, auf den Markt zu kommen, wo nichts als Arbeit auf mich wartete, während meine Schulkameradinnen und meine Schwester es sich zuhause gut gehen ließen.
    Der Makola-Markt in Accra ist in den 1960er- und 1970er-Jahren der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Einzelhandels in Ghana gewesen. Noch heute kann man hier alles kaufen, was man sich nur wünschen mag. Es sind die Frauen, die diesen Markt kontrollieren, und ein Geschäft wird von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Der Einfluss dieser Frauen war damals unvorstellbar groß. Ihr dichtes Netz an Beziehungen hatte sie über Jahrzehnte mächtig werden lassen. Und zwar nicht nur auf dem Markt selbst, ihr Einfluss reichte bis in die Politik hinein. Die »Makola Market Women« hatten Ghanas Wirtschaft in ihrer Hand. Durch geschickte Einkaufsstrategien, gezielte Informationen über den Warenfluss sowie durch Aufkaufen und Horten ganzer Lagerbestände bestimmten sie die Preise für nahezu alle Produkte.
    Über die Makola-Marktfrauen existiert aus der Zeit der Regierung von Acheampong in den 1970er-Jahren eine

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