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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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Beispiele.
    Meine Schwester, die weiterhin in London lebte, hatte sich in Accra ein Haus gebaut. Das zeigten sie Bernard, um anschließend zu meinem Grundstück zu fahren, das natürlich völlig verwildert dalag.
    »Hier, das gehört deiner Mutter. Sag ihr, sie soll dir auch ein Haus darauf bauen, statt diese Bukom-Kinder zu unterstützen!«
    Natürlich hatte Bernard kein Verständnis für mein Verhalten.
    Das alles sah ich, wusste aber zugleich, dass mein Sohn seine eigenen Erfahrungen machen musste. Schließlich stellte ich ihn vor die Alternative: »Wenn du davon überzeugt bist, dass deine Tante und deine Oma es gut mit dir meinen, dann geh zu ihnen. Sie sollen sich dann um dich kümmern. Meine finanzielle Unterstützung erhältst du aber nur, wenn du bei meinem Onkel bleibst.«
    Bernard entschied sich für meine Mutter und ich überließ ihn in dieser Zeit seinem Schicksal. Es zeigte sich sehr bald, dass ich richtig vermutet hatte: Es ging weder meiner Mutter noch meiner Schwester darum, Bernard auf seinem Weg ins Erwachsenenalter zu unterstützen, und prompt fiel er im zweiten Jahr des Vorstudiums durch seine Prüfungen und konnte nicht mit dem Medizinstudium beginnen. Zwei Jahre waren verloren.
    Das war natürlich schlimm, aber Bernard tat so, als wäre das für ihn kein Problem. Er schrieb sich an der Uni im Fach Zoologie ein, als wäre das eine Alternative zur Medizin. Tatsächlich langweilte er sich aber zu Tode und verlor immer mehr den Spaß am Studieren. Meiner Mutter war es egal, ob er sich anstrengte oder nicht. Sie hat ihn weder motiviert noch unter Druck gesetzt. Alles schien egal und so warf Bernard sein Studium schließlich hin. Seine ehrgeizigen Pläne waren vergessen, er gab einfach auf.
    Ich war entsetzt, aber wenn ich mit ihm am Telefon sprach, merkte ich, dass er noch immer nicht verstanden hatte, worum es eigentlich ging. Irgendwie, dachte er, würden sich die Dinge von allein wieder einrenken. Statt sich zu überlegen, wie es weitergehen könnte, ließ sich Bernard über ein Jahr lang einfach nur treiben und lebte in den Tag hinein. Eine Weile sagte ich zu all dem nichts. Ich hoffte, dass er früher oder später merken würde, dass etwas in seinem Leben schiefläuft.
    Als ich wieder einmal in Ghana war, nahm ich Bernard mit zum »African-Angel-Cottage«. Es gefiel ihm dort. Auf einmal schien wieder Leben in ihn zu kommen. Er spielte mit den Kindern undunternahm mit ihnen Ausflüge. Ich merkte, wie froh er war, wieder etwas tun zu können, und sagte eines Tages zu ihm: »Bernard, es gäbe da ein paar Jobs zu erledigen. Hättest du Lust, zu helfen?«
    Seine Augen leuchteten auf.
    »Okay«, sagte er, darauf bedacht, cool zu wirken, »ich kann mir das ja mal anschauen.«
    Trotz aller Coolness – er fand es toll, eine richtige Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden. Ich wusste, dass ich es ihm nicht zu leicht machen durfte, und gab ihm nur unangenehme Jobs. Er musste richtig anpacken, schwere Sachen schleppen und auf dem Bau helfen. Das war er nicht gewöhnt. Er stöhnte, ich aber sagte ungerührt: »Na ja, du hast ja keine Ausbildung. So wie es aussieht, wirst du ein Leben lang so hart arbeiten müssen. Am besten gewöhnst du dich schnell daran. Oder du fängst nochmal neu an und lernst etwas.«
    »Aber Oma sagt, es ist nicht schlimm, dass ich nicht studiere …«
    »Wenn sie meint. Aber es ist dein Leben, nicht ihres! Kapierst du nicht, dass meine Mutter und meine Schwester nur mit dir spielen, weil sie eigentlich mich verletzen wollen?«
    »Aber womit verletzen sie dich denn?«, fragte er erstaunt.  
    »Weil sie wissen, dass du mein einziger Sohn bist und mein ganzer Stolz und ich sehr traurig bin, wenn du nichts aus deinem Leben machst.«
    Da war er sprachlos. Das musste er erst einmal verdauen. Eine Weile ließ er sich so weitertreiben, kam ab und zu bei den Kindern vorbei, machte ein paar Jobs und verschwand wieder. Ich sah mir das ein Jahr lang an, dann sprach ich erneut mit ihm. Er schien nur darauf gewartet zu haben.
    »Bernard, was würdest du denn am liebsten machen? Es muss ja nicht Medizin sein. Vielleicht habe ich dich zu sehr beeinflusst. Ich habe mir immer gewünscht, dass du als Arzt einmal bei African Angel mitarbeitest. Aber es ist dein Leben. Und dukannst selbst entscheiden, was du aus deinem Leben machen willst.«
    »Nein«, widersprach Bernard, »du hast mich nicht gedrängt. Ich wollte schon immer Medizin studieren.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja,

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