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African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern

Titel: African Angel - Mit 50 Cents die Welt veraendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harriet Bruce-Annan
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schenkt mir ein langes Leben, damit ich all diese Pläne umsetzen und ihre positive Wirkung erleben kann.
    BERNARD
    Spreche ich darüber, was mir am Herzen liegt, dann steht natürlich mein Sohn an oberster Stelle. Unser Verhältnis ist viele Jahre lang nicht einfach gewesen und ich weiß, dass meine Abwesenheit während seiner Jugend dafür der Grund ist. Dieser Umstand allein wäre vielleicht gar nicht so schmerzlich für ihn gewesen, hätte meine Mutter nicht immer wieder ihren Finger in diese Wunde gelegt.
    Wie bereits erwähnt, ist es in Afrika üblich, Kinder bei Verwandten aufwachsen zu lassen. Ich bin noch sehr jung gewesen, als Bernard auf die Welt kam. Die Umstände seiner Geburt waren nicht besonders glücklich und ich hatte geplant, meinen Sohn zu mir zu holen, sobald ich ein geordnetes Leben führen würde.
    Doch so weit hatte es nicht kommen sollen. Mein damaliger Mann verfolgte andere Pläne mit mir, in denen Bernard nicht vorkam. Ich hatte nicht für immer in Deutschland bleiben, sondern nach meinem Studium nach Accra zurückkehren wollen.Weder aus meinem Studium noch aus meiner Rückreise ist etwas geworden. Aber ich hadere nicht mit meinem Schicksal, das ist nicht meine Art.
    Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott seine Pläne mit uns hat. Er wollte, dass ich nach Deutschland gehe. Er wollte auch, dass ich dort die Erfahrung machte, wie es ist, ganz unten zu sein. Er bürdet uns immer nur so viel auf, wie wir tragen können, und er weiß, dass ich eine Menge aushalte. Vielleicht hat er mir auch eine Lektion in Sachen Demut erteilt, ich weiß es nicht. Auf alle Fälle hatte ich als Klofrau in Deutschland letztlich viel mehr Möglichkeiten, meinen Kindheitstraum zu verwirklichen, als wenn ich in Ghana geblieben wäre – so paradox das klingen mag.
    Es ist einfach, als erfolgreiche Computerfachfrau ein paar Kinder in Bukom zu finanzieren, so wie ich das schon in jungen Jahren gemacht habe. Aber als Reinigungskraft zusätzlich eine Stelle als Toilettenfrau anzunehmen und für jede 50-Cent-Münze dankbar zu sein, dafür muss man andere Kräfte mobilisieren. Und diese Kräfte strahlen auch nach außen und animieren die Menschen, ihren Beitrag zu leisten, sei er auch noch so klein. Mein Beispiel zeigt, dass man auch mit Kleinem Großes bewirken kann, und darum denke ich, dass Gott sich etwas dabei gedacht hat, als er mich diesen schwierigen Weg entlangführte.
    Mein Sohn hat das lange nicht nachvollziehen können. Ich bin nicht für ihn da gewesen und andere Ziele waren wichtiger als er, ich habe ihn vernachlässigt – so hat es aus seiner Perspektive ausgesehen. Ich kann ihn verstehen. Wir haben erst wieder einen Zugang zueinander finden müssen, damit er begreifen konnte, wie alles gekommen war und wie sinnvoll meine Arbeit ist.
    Bernard hat eine gute Schulausbildung erhalten und sein Abitur gemacht. Es war sein Wunsch, an der University of Ghana, der besten Universität unseres Landes, Medizin zu studieren. Bevorman dort für das eigentliche Medizinstudium zugelassen wird, muss man zwei Jahre in einer Art Vorstudium Punkte sammeln. Das erste Jahr hat er mit Bravour absolviert und die erforderliche Punktzahl erreicht. Dennoch hat er keinen Studienplatz bekommen und wird in der Ukraine studieren.
    Inzwischen war meine Mutter von London nach Ghana zurückgezogen und wünschte sich, dass Bernard nicht mehr bei meinem Onkel, sondern bei ihr wohnen sollte. Sie drängte ihn geradezu und ließ ihm keine Ruhe. Mein Onkel und ich waren dagegen, weshalb es zu heftigen Auseinandersetzungen mit meiner Mutter kam. Bernard stand zwischen den Fronten, war total durcheinander und wusste nicht, was er wollte. Es fiel mir schwer, mich zurückzuhalten, aber ich wollte meinem Sohn nicht vorschreiben, wohin er gehen sollte. Ich durchschaute das Machtspiel meiner Mutter zwar und versuchte, ihm ihre Absichten klarzumachen. Bernard aber war unschlüssig.
    Meine Mutter und meine Schwester umschmeichelten ihn, was seinem Ego guttat. Beide verwöhnten ihn mit teuren Geschenken, sie kauften ihm alles, was er sich nur wünschte. Das habe ich nie gemacht.
    Wie viele Jugendliche verwechselte auch Bernard Geschenke mit echter Zuneigung und Liebe. Meiner Mutter und meiner Schwester kam es aber weniger darauf an, ihm eine wirkliche Hilfe zu sein, sondern sie benutzten ihn, um mich zu verletzen und aus seinem Herzen zu verdrängen. Wie subtil sie das versuchten und welchen Erfolg sie damit hatten, dafür gibt es viele

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